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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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alles spielte sich im Gehen ab, immer im Kreis herum schritt die Menge der hochgestellten Paksi. Dieser Talkessel war größer als die anderen, die sie bisher gesehen hatten, die Wände waren nicht sehr hoch, so daß die Sonne, die die Paksi ja brauchten, von morgens bis abends hereinscheinen konnte. Während die Mitte aus rohem, unebenem Felsen bestand, hatte der Kreis, in dem geschritten wurde, glattgeschliffenen Boden. Wenn das nur eine Folge des Schreitens war, dann mußte aber schon eine schier endlose Zahl von Paksigenerationen hier Fuß vor Fuß gesetzt haben!
    „Wann wird der Gesandte der Fremden“, fragte der Iskatoksi, „das Versprechen erfüllen und mir die Sonnensteine übergeben?“
    Darum ging es also!
    „Ebendeshalb“, ließ Raja antworten, „habe ich um diese Audienz gebeten. Wie der Iskatoksi wohl weiß, fertigen wir diese Steine aus dem Mineral, von dem der Iskatoksi uns eine Karawanenladung versprochen hat. Sobald diese bei der Höhle der fremden Gäste eingetroffen ist, werden wir die Steine unverzüglich herstellen und dem Iskatoksi übergeben, und unser einziger Wunsch ist, daß das bald sein möge.“
    Die Konzentration, zu der Raja bei dieser Unterhaltung gezwungen war, verdrängte ein wenig den Ekel, den sie vor all diesen Paksi empfand.
    Nun spielte ihnen der Iskatoksi eine Szene vor, die so unglaubhaft war, daß es schon wieder den Eindruck erweckte, als solle sie von ihnen durchschaut werden. „Ist denn die Karawane noch nicht eingetroffen?“ fragte er und sah sich nach seiner Begleitung um.
    Einer der Begleiter, ein Offizier, wie sie sehen konnten, erklärte, die Karawane sei in der Nähe der Höhle der fremden Gäste von den Räubern überfallen und erbeutet worden. „Da hören Sie es“, sagte der Iskatoksi, „ich habe mein Versprechen erfüllt, und Sie würden mich zwingen, sehr unhöflich zu sein, wenn ich Sie in drei Tagen noch einmal an das Ihrige erinnern müßte!“
    Nach diesem Satz wandte er sich an einen anderen Pak, und das Trio wurde in der umgekehrten Reihenfolge wie vorhin von Würdenträger zu Würdenträger weitergereicht, von denen jeder einen anderen Satz über die verschiedenen Eigenschaften des Iskatoksi zum besten gab: über seine Großmut, seine Unfehlbarkeit, darüber, wie sehr es ihn kränke, unhöflich sein zu müssen, daß er die Erfüllung seiner Wünsche zu belohnen, aber auch das Gegenteil zu bestrafen wisse.
    Zum Schluß verschmolz dann alles zu einer recht massiven Drohung.
    Kisa führte sie aus dem Kreis heraus und geleitete sie zu ihrer Höhle zurück. Bis jetzt hatte sich Kisas Warnung nicht bestätigt, doch als sie die Höhle betraten, fanden sie ihren Wasserbehälter zerstört, der gesamte Wasservorrat war im Sand versickert. Das war ganz offensichtlich auf Raja und Juri gezielt, wenn auch wirkungslos; der Schweber brachte in der Nacht eine neue Zisterne, und auf den Abendtrunk mußten sie eben verzichten. Ansprüche konnten sie hier sowieso nicht stellen, Konzentrate und Wasser, das war ihre Nahrung. Nachts nur konnten sie aus den Schutzanzügen schlüpfen, die Fäkaliensäcke entleeren und sich waschen – kein sehr luxuriöses Leben für Menschen am Hofe dieses Königs, der sich selbst für den Größten unter der blauen Sonne hielt!
    Und was war von diesem Ultimatum zu halten?
    Raja und Juri kamen in den Schweber, als der das Wasser brachte, und konferierten mit den anderen im Raumschiff. Ernsthaft wurde erwogen, diesen diplomatischen Unsinn fallenzulassen, die Gesandtschaft zurückzuholen, Ito wegzuschicken und sich das Bauxit aus dem Wüstenbergwerk einfach zu holen. Das wäre sicherlich der unkomplizierteste Weg gewesen. Aber auch der richtige?
    Sie wußten jetzt, daß ihnen eine Gesellschaft gegenüberstand. In einer Gesellschaft gibt es Recht und Unrecht, auf dieser Stufe auch Privateigentum und Klassenkampf. Tondo hatte auch schon Geld entdeckt, und dieser sehr unkomplizierte Weg würde wohl den kleinen Leuten am meisten schaden, den Produzenten dort im Bergwerk. Die würden den Verlust zu tragen haben – oder sogar dafür bestraft werden. Nein, solange man die Ökonomie dieser Gesellschaft nicht durchschauen konnte, war ein solcher Weg nicht gangbar.
    Es war vor allem Hellen, die sich gegen diese einfachste Methode aussprach, und Tondos Sorge, sie könnten sich von den Paksi und damit von seinem wissenschaftlichen Gegenstand abkapseln, war grundlos gewesen.
    Ein anderer Weg, vielleicht sogar der, welcher der Wesensart der Menschen

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