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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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herein, den sie schon unter dem Raumschiff in Begleitung des Iskatoksi gesehen hatten. Wenigstens nahm Raja an, daß es derselbe war. Er trug keinerlei der bei den Hochgestellten üblichen Zierate oder Rangabzeichen.
    Der Götterbote setzte sich und lud die anderen zum Sitzen ein.
    Raja schossen einige Gedanken durch den Kopf. Götter – Religion – Demut – nicht herumlaufen wie sonst die Hochgestellten – Sitzen als religiöse Äußerung? Aber sie hatte keine Zeit mehr, das zu Ende zu denken. In Absprache mit Juri hatte sie es übernommen, den Omikron und seine Antworten zu steuern, und jetzt begann das Gespräch.
    Mit einer Begrüßung zunächst, im Namen der Götter natürlich, die über den Tagesgeschäften der Paksi ständen, sie nicht etwa geringschätzten, aber sich nicht ohne Not in sie einmischten. Ihr Gespräch solle deshalb nach seinem Wunsch Fragen betreffen, die auf einer höheren Ebene lägen als das tägliche Treiben und die Abmachungen, die die Fremden mit dem Iskatoksi getroffen hätten. Im übrigen stehe er aber auch für Fragen anderer Art zur Verfügung, zumal der junge Fürst – gemeint war offenbar Kisa – wohl noch nicht hoferfahren genug sei, eine Audienz beim Iskatoksi zu erwirken.
    Raja vermerkte nebenbei, daß Kisa also noch jung war, und versuchte sich ein Bild von ihrem Gegenüber zu machen. Seine Gesten waren sparsam, fast hätte sie sie als gemessen und würdig bezeichnet, aber so sehr traute sie ihrem Urteil doch noch nicht. Was war hier zu antworten? Sie beschloß, dem Gegenüber die Initiative zu überlassen. „Der Gast wird die Fragen des Gastgebers gern und nach bestem Wissen beantworten“, ließ sie den Omikron sagen. Ihr war, als bewege sich der Kopf des Götterboten ganz leicht, als sähe er nun nicht mehr den Omikron, sondern sie, Raja, direkt an.
    „Dann möchten die Götter mit einer Bitte beginnen“, sagte der Bote. „Einer der Gäste war einmal sehr nahe an einem Sitz der Götter. Die Bitte geht dahin, so etwas künftig zu vermeiden – es gefährdet die Seelen der Paksi.“
    Seelen der Paksi – also die Robotergehirne –, ja, es konnte sehr gut sein, daß die kleinste Unordnung Demontage und Montage gefährdete. Diese Bitte durfte wohl nicht mißachtet werden.
    „Es geschah ohne Wissen und Absicht“, ließ Raja antworten. „Die Bitte der Götter wird erfüllt werden.“
    Raja hatte jetzt die Götter absichtlich in die Rede eingeflochten, während sie es vorher vermieden hatte. Irgendwie hatte, sie den Eindruck, als seien die Götter hier nicht einfach Abstraktionen. Wahrscheinlich kam das daher, weil ja auch mit den Seelen handfeste Gegenstände gemeint waren.
    Aber schon hatte der Bote eine weitere Bitte; er schien überhaupt mehr Anliegen an die Menschen zu haben als diese an ihn. „Die Götter lassen die Gäste fragen, ob sie ihnen die Kraft des unsichtbaren Berges verleihen können.“
    Aha – das also war der eigentliche Gegenstand der Audienz. Die Priesterhierarchie, wahrscheinlich weitblickender als die weltlichen Obrigkeiten, wollte sich zusätzliche Macht verschaffen. Aber war das nicht vielleicht doch zu irdisch gedacht? Unter irdischen Verhältnissen hätte hierin eine Drohung gelegen. Nun, man würde sehen, wie der Bote auf eine Ablehnung reagierte. Immerhin hatte er wohl Anspruch darauf, daß Raja wenigstens den Versuch unternahm, die Unmöglichkeit verständlich zu erklären.
    „Viele Paksi müssen viele Tage arbeiten, um einen Muskel herzustellen“, sagte sie über den Omikron. „Dabei vermag dieser Muskel nur einen kleinen Stein zu bewegen. Dort, woher wir kommen, müssen viele tausend von uns viele Jahre arbeiten, um die Kraft des unsichtbaren Berges zu erzeugen. Sie ist groß, aber begrenzt. Sie hat uns hierhergebracht, und sie wird uns zurückbringen. Deshalb können wir sie den Göttern nicht geben, und wir können sie hier auch nicht herstellen.“
    Der Bote schwieg. „Ich dachte es“, sagte er dann. Nicht mehr.
    „Sind die Götter wie die Paksi?“ ließ Raja plötzlich fragen.
    Zu ihrer Verblüffung machte der Bote eine bejahende Handbewegung, sagte dann jedoch: „Ein Pak dürfte diese Frage nicht stellen. Den Fremden sei sie gestattet. Aber es ist keine Antwort auf diese Frage.“
    Einen Augenblick zögerte Raja. War die Geste eben ein Zufall, ein Irrtum, hatte sie sie mißdeutet? Oder…? Sie ließ den Omikron die Geste wiederholen.
    Der Bote wiederholte die Geste ebenfalls und erklärte dann die Audienz für

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