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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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am nächsten lag, hätte darin bestanden, dem Iskatoksi die Steine einfach zu geben. Was ist selbstverständlicher, als jemandem das zu geben, was er braucht? Und soviel Aluminium, um eine Handvoll Saphire daraus zu züchten, war immer an Bord überflüssig.
    Inzwischen jedoch hatten die Raumfahrer alles in der Kristallothek vorhandene Material über die irdische Frühgeschichte gelesen, gehört oder angesehen, und so war ihnen doch klar: Dieser Forderung einfach nachzugeben hieße, nur weitere, maßlosere Forderungen hervorzurufen. Und sie würden nichts dafür bekommen, sich also das Erz doch selbst nehmen müssen. Nein, der Iskatoksi mußte gezwungen werden, seine Verpflichtung zu erfüllen.
    Das bedeutete, die Gesandtschaft würde dort bleiben, Raja und Juri mußten den angedrohten Kampf aufnehmen. Zu ihrer Unterstützung sollte am dritten Tag der Schweber in der Nähe sein, damit sie im schlimmsten Fall die Handkopie benutzen konnten.
    Alles war besprochen, jede denkbare Entwicklung durchdacht, und doch blieb Hellen eine Sorge: Würden ihre sozusagen normal funktionierenden Gehirne es an Hinterlist und Tücke mit dem des Iskatoksi aufnehmen können? Wenn Mut im Begriffsvermögen der Paksi eine Rolle spielen sollte, dann war Ito gewiß ein mutiger Mann.
    Tondo war Mings Anregung gefolgt, hatte sich einen Hubschrauber genommen und Ito eingeladen, zu ihm in die Kanzel zu steigen, was der auch ohne weiteres tat. Offenbar hatte er zu Tondo, der sich am meisten mit ihm beschäftigte, so etwas wie Vertrauen gefaßt.
    Als der Hubschrauber sich mit leisem Summen abhob und der Boden mit den darauf befindlichen Anlagen zurückblieb und sogar das Raumschiff immer kleiner wurde, zeigte Ito nicht die geringsten Anzeichen von Überraschung oder gar Angst.
    Eine Weile hatte Tondo überlegt, ob nicht solch ein Flug gegen die Grundregeln verstieß, zum Beispiel gegen die, keine Mythen zu erzeugen. Er war aber zu dem Schluß gekommen, daß er das Experiment wagen konnte – nicht die Erlebnisse eines einzelnen, sondern Massenerlebnisse trugen in der Altgeschichte die Tendenz zur Mythenbildung.
    Tondo lenkte den Hubschrauber in Richtung Süden, wobei er ihn weiter steigen ließ. Bald sah man das Band des großen Flusses durch den Wald schimmern.
    Im Augenblick war es für Tondo schwierig, wenn nicht unmöglich, sich mit Ito zu unterhalten. Er brauchte die Hände zur Steuerung. Ihm wurde plötzlich klar, daß der gestisch-akustische Charakter ihrer Sprache womöglich später die Entwicklung der Paksi hemmen könnte – es gab ja bei der Herausbildung der großen Industrie technologische Stufen und Prozesse, bei denen die sprachliche Verständigung nötig war. Warum überhaupt hatte diese Sprache nur so wenige Buchstaben und Laute? Sie hatten das Sprechorgan jenes zerstörten Roboters untersucht und festgestellt, daß ganz wenige und unkomplizierte Eingriffe genügten, um eine Reihe weiterer Laute artikulierbar zu machen. Aber als die Entwicklung der Paksi in Gang gesetzt wurde… Und so landete auch diese Frage wie die meisten im Dunkel der Herkunft der Paksi. „Ihr seid wie die alten Götter!“ sagte Ito.
    Tondo schreckte zusammen. Er stellte den Autopiloten auf Südkurs, um die Hände freizubekommen, und fragte: „Sahen die alten Götter aus wie wir?“
    „Niemand weiß, wie sie aussahen“, erklärte Ito. „Aber sie konnten sich in die Luft erheben wie die Vögel. Und wie ihr.“
    „Gibt es gar keine Überlieferungen, keine Lieder, in denen etwas darüber gesagt wird, wie sie aussahen?“
    „Nein“, sagte Ito. Und nach einer Weile fügte er hinzu: „Nur verbotene.“
    „Von wem verboten? Von den neuen Göttern?“
    „Nein, die Götter verbieten nichts. Vom Iskatoksi.“
    „Von dem, der hier war?“
    „Nein, nicht von dem jetzigen – vom vorvorigen. Oder von noch früheren.“
    „Wie viele Jahre herrscht denn ein Iskatoksi?“
    „Das ist verschieden. Dieser jetzige seit elf Jahren. Der vorige hat siebzig Jahre geherrscht. Jeder so lange, bis die Götter ihn abberufen.“
    „Und wann berufen die Götter einen Pak ab?“
    Ito sah Tondo lange an. „Du hast solche Macht“, sagte er und zeigte nach unten, „und weißt die einfachsten Dinge nicht. Jeder Pak wird abberufen, wenn seine Seele beginnt, den Körper zu verlassen. Denn das ist das Zeichen, daß sie zu den Göttern zurückwill.“
    Das war einfach zu verstehen – also wenn das Gehirn eines Pak zu versagen begann, das nach Rajas Schätzungen rund hundert

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