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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Tondo.
    „Ja, so wird sie in den Liedern beschrieben“, meinte Ito, nachdem Tondo tiefer gegangen war und er sie von allen Seiten betrachtet hatte. „Dürft ihr zu den alten Göttern gehen?“ Es war die erste Frage, die Ito stellte.
    „Nein“, antwortete Tondo, „wir kennen ja das verlorene Wort nicht.“
    „Ihr seid also doch nicht ganz so mächtig wie die alten Götter“, sagte Ito, und diesmal hatte Tondo das Gefühl, die Bewegungen des Pak drückten Unzufriedenheit, Enttäuschung, Kummer oder etwas Ähnliches aus. Jetzt aber glaubte er, daß die Gelegenheit gekommen sei, seine Frage von vorhin zu stellen.
    „Was sagen denn die verbotenen Überlieferungen darüber, wie die alten Götter aussahen?“
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Ito sich entschloß, darüber zu sprechen. „Es heißt, die alten Götter seien die Götter der ganzen Welt gewesen, der Paksi, der Kottsi und der gesamten Iska, und deshalb seien sie halb Paksi und halb Kottsi gewesen und also auch zweimal so groß wie ein Pak.“
    „Und warum ist es verboten, daran zu denken?“
    „Dieser Gedanke unterstützt die Räuber. Sie leben so eng mit den Kottsi, daß man sie Kottpak nennt, und daraus machen sie die Lüge, daß sie dadurch den alten Göttern näher seien als die anderen.“
    Ein Wirrwarr, der wohl nicht weiterführte. Es war klar, jede gesellschaftliche Bewegung braucht eine Ideologie, aber diese hier war wohl noch nicht in dem Stadium, in dem sie die Welt verändern konnte. Das heißt, eigentlich müßte man ja die Räuber selbst dazu hören…
    „Was haben die Paksi denn heute noch von den alten Göttern?“ fragte Tondo plötzlich.
    „Vier Dinge haben die Paksi von den alten Göttern“, sagte Ito mit seltsam verschnörkelten Fingerbewegungen, die Tondo immer bei ihm beobachtet hatte, wenn er irgendeinen feststehenden Text aufsagte, etwa den einer alten Sage. „Die vier Dinge sind: die Seele, der Körper, die Sprache, das Symbol der blauen Sonne und das Wort.“
    „Das sind doch fünf?“ fragte Tondo verblüfft.
    „Es heißt aber so im Text“, antwortete Ito. „Außerdem, das Wort ist verloren, es ist nicht mehr da, also vier. Es wird aber mitgenannt, damit niemand vergißt, danach zu suchen.“
    Sonderbar. Fünf Dinge, die vier sind. Na ja, Mystifizierungen gehören wohl zu jeder Religion. Aber dann: Seele, Körper, Sprache, Symbol – Tondo schien, es gäbe da irgend etwas Gemeinsames, wenn vielleicht auch nicht mit allen vier Dingen. Er kam aber jetzt nicht dazu, diesen Gedanken auf den Grund zu gehen.
    Denn nun hatte Ito offenbar endlich Vertrauen gefaßt, was sich darin äußerte, daß er fragte, fragte, fragte…
     
    Die List des Iskatoksi war gar keine List, war nichts Einfallsreiches, das wenigstens eine widerwillige Bewunderung verdient hätte – sie bestand einfach darin, daß er mit der größten Unverschämtheit seine eigenen Festlegungen so verstand oder mißverstand, wie es ihm gerade paßte.
    Einen Tag vor Ablauf der Frist, die er gesetzt hatte, also schon nach zwei Tagen, ließ er den Gesandten rufen. Diesmal empfing er in einem anderen Talkessel, aber auch mit Gefolge und herumwandernd.
    „Wo sind die Sonnensteine?“ fragte er formlos.
    „Wo ist die Karawane?“ ließ Raja zurückfragen.
    „Wie mir berichtet wurde“, sagte der Iskatoksi weiter, „hat der Gesandte der Fremden immer noch nicht nach den Steinen geschickt. Wo will er sie morgen hernehmen?“
    Raja war über die Nichtachtung ihrer Frage so erbost, daß sie, die sonst so Sachliche, sich zu triefendem Hohn entschloß. „Der Iskatoksi“, ließ sie sagen, „ist von seinen umfangreichen Geschäften so in Anspruch genommen, daß er die einfachsten Dinge vergißt. Ich will darum gern noch einmal erläutern, daß die Sonnensteine aus dem Erz erst hergestellt werden müssen, welches der Iskatoksi uns zu liefern versprochen hat.“ Plötzlich blieb der Iskatoksi stehen.
    Juri, der nicht wie Raja mit der Führung des Gesprächs beschäftigt war, spürte sofort eine Gefahr. Eine halbe Sekunde später war auch schon ein Netz über ihn geworfen worden, das sich schnell und mit großer Kraft zusammenzog. Es gelang ihm gerade noch, den Panzereffekt einzuschalten, den linken Ellbogen gegen den Magen zu stemmen und den Unterarm nach vorn zu drücken. Dadurch behielt er für den rechten Arm Spielraum, konnte die verschiedenen Schalter und sogar noch den Strahler erreichen. Er sah nun, daß auch Raja in einem Netz gefangen war. Nur den Omikron

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