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Die blauen Tyrannen

Die blauen Tyrannen

Titel: Die blauen Tyrannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Spencer
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daß sich im Laufe von vierhundertfünfzig Jahren wenigstens ein Farbiger finden wird, der den Mut aufbringt, sich dem Berg zu nahen, gerade weil ihr ihn so ängstlich hütet, und weil er sein Volk befreien will. Nur dieser Mensch wird, weil er einmalig sein muß, den Todesstreifen durchbrechen und die Herrschaft über Terra antreten. Das wird euer Ende als bevorzugte Rasse bedeuten. Sollte sich aber innerhalb dieser Frist* niemand finden, der das Wagnis aus völlig freiem Willen unternimmt, so wird der Gott die Erde vernichten, weil weder die farbigen Rassen noch die blaue es wert sind zu überdauern.
    Vergeßt es nicht! Nur der Unterdrückte mit dem alles überwindenden Mut ist dazu ausersehen. –
    Bevor der Weiße starb, überreichte er dem König eine Kodeplatte, die den Berg öffnen sollte, wenn der kommende Herr der Erde bereit sei, das Erbe seiner Ahnen zu übernehmen.
    Der König meines Volkes war tief ergriffen von den Worten des Weißen. Er glaubte ihm. Und er sah nur einen Weg, um die Erde zu retten. Innerhalb von vierhundertfünfzig Jahren mußte der Weiße kommen, der die Tat aus freiem Willen bewirken würde, sonst war alles verloren.
    Also mußten die Gegebenheiten geschaffen werden, die einen solchen Menschen gebären konnten.
    Der Raig sah seine Aufgabe, über die niemand etwas erfahren durfte. Systematisch mußte zwischen den Rassen Haß erzeugt werden. Dann würde der eine Farbige kommen.
    Der König verpflichtete die Eingeweihten zu strengstem Stillschweigen und vererbte sein Wissen nur seinem Nachfolger. Er ging an die Ausführung seines Planes. Er wußte, daß er grausam war. Aber es gab keine andere Chance.
    So vertiefte er die Kluft, schürte den Zorn der Farbigen, verkündete, im Berg des Geheimnisses lebe Gott. Niemand dürfe sich ihm nahen, der nicht des Todes sein wollte.
    Um den Berg ließ er in weitem Abstand vor dem Todesstreifen einen Sperrzaun errichten. Wachen aber ließ er nicht aufstellen; denn der Farbige, der den sehnlichst erwarteten Mut hatte, durfte ja nicht ernstlich behindert werden. Der Versuch gelang dem Herrscher. Der Gott im Berge fraß sich immer wieder tiefer in das Bewußtsein der farbigen, und blauen Völker ein. Sie verehrten und fürchteten ihn zugleich. Das war die einzige Gemeinsamkeit in ihrem Haß, der immer größer wurde. Der Haß wurde immer wieder von neuem entfesselt durch den jeweiligen Regenten, dessen Mittel durch den höchsten Zweck geheiligt sind, den es gibt: Die Rettung der Erde, die Erhaltung der Gattung Mensch.
    Der alte Raig starb. Neue kamen. Die Frist wurde immer kürzer. Schließlich wurde ich zum Erben der Saat des Hasses. Noch immer war der Farbige nicht gefunden. Ich verdoppelte meine Anstrengungen, tat alles, um euren Zorn zu erhöhen. Nur wenige Jahrzehnte blieben noch, bis sich das Schicksal unseres gemeinsamen Planeten erfüllen würde. Ich sehnte den Führer der kommenden Welt herbei. Und ich sah nur einen Weg, meine Rasse zu retten, wenn er da war. Ich wollte ihm meine Tochter zur Frau geben, um den Weg zur Versöhnung zu ebnen.
    Das Beispiel ihres Führers würde den gerechten Zorn der Farbigen mildern, wenn sie mit Hilfe des Geheimnisses im Berg gesiegt hatten. Für mein Volk aber würde der Abstieg leichter werden, wenn es die Tochter des Regenten den ersten Schritt gehen sah. So wartete ich verzweifelt.
    Dann geschah etwas, das ich kaum zu hoffen gewagt hatte. Meine eigene Tochter versuchte, den Schlüssel zu entwenden, von dessen Existenz, nicht aber Geheimnis sie wußte. Sie war völlig ahnungslos. Da erkannte ich, daß Gott, vielleicht der Gott im Berg, mein Flehen erhört hatte. Und ich dankte ihm.
    Nicht für sich wollte mein Kind den Schlüssel. Ich spürte es. Sie wollte ihn für den Mann, der kommen mußte. Ich versprach dem Mann Straffreiheit und gebot ihr zu sprechen. Sie sprach, nicht aber verriet sie dich, Mike Humphrey. Du bist dieser Mann! Das Weitere wißt ihr.“
    Der König verstummte, und die Freunde hörten ihn zu seinem Sessel zurückkehren. Sie waren plötzlich nicht mehr Sklaven des Hasses.
    Die Offenbarung des lang gehüteten Geheimnisses hatte sie mit so jäher Wucht überfallen, daß alle Schmach ihrer unterdrückten Völker vor der Schlichtheit der Worte des Königs verblaßte. Mike wußte auf einmal mit überwältigender Klarheit, daß die Basis seines Zornes zusammengebrochen war. Bei allem, was die Blauen gefrevelt hatten, bei allem, was er selbst an Freiheitsdrang in sich gestaut hatte, erkannte er

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