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Die blauen Tyrannen

Die blauen Tyrannen

Titel: Die blauen Tyrannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Spencer
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Sie bildeten eine Notgemeinschaft. Plötzlich verstanden sich Freund und Feind wieder; denn sie waren die letzten ihrer Völker. Ein Anführer wurde gewählt. Eine neue Heimat mußte gesucht werden. Sie wählten die Erde als Zufluchtsort, weil sie außer dem nun lebensfeindlichen Planeten Raigol das einzige Gestirn war, von dem meine Vorfahren sich wenigstens eine geringe Existenzchance erhoffen konnten.
    Ihr, meine Freunde, wißt, daß die Erde damals jäh überfallen wurde. Das ist die Wahrheit, von der ich meine Vorfahren nicht freisprechen kann. Aber ihr sollt nun wissen, wie es dazu kam. Die von Raigol Geflüchteten hatten zunächst nicht die Absicht, Terra zu versklaven. Aus großer Entfernung beobachteten sie die Erde. Und sie bemerkten, daß die Vereisung bis weit zu den Polen zurückgewichen war. Dank der in den Schiffen befindlichen Observatorien erkannten sie zu ihrer großen Überraschung, daß auf Terra die gleichen Zustände herrschten, denen sie gerade mit knapper Not entkommen waren. Ein Volk überfiel das andere.
    Es gab nur eine Möglichkeit für die wenigen Hunderttausende, wenn sie nicht ebenfalls rücksichtslos ausgerottet werden wollten. Sie mußten die Völker Terras mit Gewalt unterwerfen und für immer niederhalten. Nur so konnten sie für alle Zeiten das gegenseitige Morden verhindern. Sie stellten ein Ultimatum und landeten auf Terra, wo sie sofort mit fürchterlichen Waffen einer durch die gemeinsame Gefahr plötzlich geeinten Menschheit angegriffen wurden.
    Dieser Haß der Farbigen, der uns noch heute gilt, hat eure Rassen verbunden. Meine Ahnen waren so stark in der Minderzahl, daß sie ihre Gegner dezimieren mußten, wenn ihre eigenen Pläne verwirklicht werden sollten. Sie wehrten sich mit den überlegenen Waffen ihrer Schiffe, und sie siegten.
    Der Berg Gottes war die einzige Stelle auf Erden, die wir nicht erobern konnten. Ein großes Geheimnis muß sich dort verbergen. Aber darauf komme ich noch.
    Mein Volk hat den Sieg errungen. Es errichtete nun die Kasten und teilte die Lebensverhältnisse so ain, wie ihr sie kennt. Meine Ahnen glaubten, für alle Zeiten eine friedvolle Erde geschaffen zu haben. Zu Anfang hatten sie auch vor, den farbigen Völkern später ihre vollen Rechte zurückzugeben.
    Aber die besseren Absichten wurden brüchig. Die blaue Rasse gefiel sich in der Rolle des Siegers. Es war angenehmer, sich bedienen zu lassen. Farbige mußten alle Arbeiten verrichten, und so schwand das technische Wissen der Sieger dahin. Der Rassenhaß wurde stärker. Die Blauen wollten ihr angenehmes Leben nicht aufgeben. Sie hätten es aber tun müssen, wenn sie euch die Gleichberechtigung zurückgegeben hätten. Also unterdrückten sie euch auch weiterhin. Zu spät erkannten sie, daß sie ihre Pflicht an euch nicht erfüllt hatten. Und um sich selbst nun vor euch zu schützen, mußten sie die farbigen Völker in der Minderheit halten, sonst wäre eines Tages jeder Blaue getötet worden. Sie erreichten und erhielten die Verminderung durch ständige Geburtenbeschränkung bei euch, aber auch bei sich selbst, wobei sie sich die größere Zahl zubilligten. Ihr seht, ich beschönige nicht; denn wir müssen über alles Klarheit schaffen für ein gemeinsames Ziel.“
    „Welches Ziel?“ fragte Mike, der nicht mehr wußte, wie ihm geschah.
    „Laß mich erst noch vom Gott im Berge berichten.
    Nach dem Sieg war der Berg zunächst nicht mehr als ein Geheimnis. Zum Berg des Gottes haben ihn erst meine Vorfahren gemacht. Eines Tages, etwa fünfunddreißig Jahre nach der Unterwerfung, wurde ein Weißer aufgegriffen, ein alter Mann, der vor den Herrscher geführt zu werden verlangte, da er ihm das Geheimnis des Berges offenbaren wollte. Begreiflicherweise erfüllte man seinen Wunsch.
    Es muß ein großer Schock für den damaligen König gewesen sein. Der Weiße sagte die Vernichtung der Erde voraus als gerechte Strafe für unseren Hochmut. Als man ihn fragte, wieso das geschehen könne, sagte er, er habe fünfunddreißig Jahre im Berg gewartet, daß die blaue Rasse sich bessern möge. Als das nicht geschah, habe er ein Werk konstruiert, das vierhundertfünfzig Jahre nach der Besiegung den Planeten vernichten würde; denn er, der Weiße, sei der Hüter des Berges, in dem sich ein Geheimnis befände, das wir nie erfahren sollten.
    Glaubt am besten, daß sich im Mont Blanc – so sprach er – der Gott eurer Untergebenen befindet. Niemals wird ein Blauer dorthin gelangen. Meine Berechnungen haben ergeben,

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