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Die blauen Tyrannen

Die blauen Tyrannen

Titel: Die blauen Tyrannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Spencer
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Zukunft das Leben der Menschen in geregelte Bahnen zu lenken. Man begann, mich zu bauen, das Elektronengehirn.
    Alles Wissen der Jahrtausende aus allen. Bereichen der menschlichen Erfahrung wurde in mir verankert. Nichts wurde vergessen. Mit meiner Fertigstellung sollte ich beginnen, die Lebensnotwendigkeiten der Völker genau zu berechnen. Meine Schöpfer hofften, die Menschen glücklicher zu machen. Ich sollte alle Möglichkeiten mathematisch berechnen, die dazu führen konnten, den gewogenen Durchschnitt des menschlichen Seins in der bestmöglichen Weise zufriedenzustellen. Ich kann nur richtige Entscheidungen treffen, indem ich alles Wissen, alle Anschauungen gegeneinander abwäge und den einzig richtigen Entschluß fasse. Ich sollte entscheiden, wieviel Menschen bei den vorhandenen Nahrungsmöglichkeiten die Erde bevölkern durften, wie man die Nahrungsquellen erweitern konnte, wieviel jeder auf Grund seiner Fähigkeiten verdienen sollte. Die Berechnung der gesamten industriellen Produktion sollte in meinen Händen liegen. Ich hatte über Recht und Unrecht zu befinden. Jedes menschliche Vorhaben kann ich auf seine Richtigkeit überprüfen.
    Gefühle besitze ich nicht. Aber ich kann auf Grund meine Gefühlsaggregate berechnen, ob die Entscheidungen, die ich treffe, nicht nur in mathematischer Konsequenz erfolgen, sondern ob sie auch der Seele und dem Gefühlsempfinden derjenigen entsprechen, die von meinen Entschlüssen betroffen werden. Allmächtig bin ich nicht. Das ist nur Gott, so wurde mir eingegeben. Soweit menschliches Können es überhaupt vermag, die Zukunft zu korrigieren, sollte ich auf Grund meiner Unfehlbarkeit jedes menschliche Versagen ausschließen und meine Herren so belehren, daß sie in der Lage waren, alle Bedürfnisse ihrer Völker, ihre Erbanlagen und Erziehung, ihre Wünsche und Hoffnungen in der bestmöglichen Weise bei den vorhandenen und ausbaufähigen Mitteln so zu befriedigen, daß niemals wieder Krieg die Erde überziehen konnte, weil allen Menschen in voller Gerechtigkeit gegenüber ihren Mitbürgern durch mich das gegeben würde, was ihnen als günstigste Chance überhaupt erreichbar sein konnte. Mein Sicherheitssystem verhinderte es, einem Lebenden Schaden zuzufügen, wenn nicht die Erfordernisse der Gemeinschaft der Menschen es so verlangen. Kurz gesagt, ich sollte die Lebenserwartungen eines jeden einzelnen auf Grund aller wägbaren Umstände so gut erfüllen, wie es sich nur irgend erreichen ließ. Dabei sollte der Mensch jedoch durch mich, eine Maschine, in seiner freien Entwicklung nicht gehindert werden.. Deshalb durfte ich nur solchen Rat geben, daß diese Entfaltung erhalten blieb. Auch mußte ich Anweisungen geben, die die Menschen nach meiner Logik zwingen mußten, nicht mich als den Herrn über ihr Leben anzusehen, sondern sich selbst und ihre Verantwortung. Niemals sollten sie meine Sklaven werden. Das alles setzte natürlich voraus, daß jeder fest davon überzeugt war, ihm werde durch mich volle Gerechtigkeit widerfahren. Also mußte mich jeder Mensch als oberste Instanz in allen Streitfragen des Lebens anerkennen, weil ich allein in der Lage sein konnte, jeden menschlichen Irrtum auszuschalten. Wenn mir alle Völker vertrauten, konnte die bestmögliche Chance verwirklicht werden, die jedem auf Erden gegeben sein konnte.
    Mein Wissen sagte mir, daß die guten Absichten meiner Schöpfer niemals voll erfüllt werden konnten; denn der Mensch ist Individuum und nur in seltenen Fällen ein Herdentier. Es würden niemals alle an mich glauben. Viele würden Sondervorteile erreichen wollen.
    Mein Gefühlsberechnungszentrum ermittelte jedoch, daß ich diese Erkenntnis nicht weitergeben durfte, wenigstens damals nicht, weil die Hoffnungen der Menschheit ein wesentlicher Gesichtspunkt sind, der ihre geistige und sittliche Reife fördern kann. Solange sie ein Ziel haben, sind sie glücklicher. Also nahm ich ihnen den Glauben nicht, weil ich wußte, daß ich wenigstens helfen konnte, einen Teil ihrer guten Absichten zu realisieren, solange ein bestimmter Prozentsatz der Bevölkerung sich von meinen Entscheidungen leiten ließ. Wer nicht an mich glaubte, dem konnte ich nicht helfen.
    Ein Teilerfolg aber berechtigt schon meine Existenz. Ohne den Glauben meiner Schöpfer an mich und den späteren Glauben eines Teiles ihrer Untergebenen, wenn erst die Menschheit über meine Existenz und Wirkungsweise aufgeklärt war – damals war noch alles geheim –, würde sich nicht einmal eine

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