Die blauen Tyrannen
Teilreife verwirklicht haben. Ich konnte meine Tätigkeit jedoch nicht mehr beginnen; denn die Erde wurde von blauen Menschen überfallen. Damals hatte gerade Professor Petrowitsch die Oberaufsicht meiner Vollendung übernommen. Ich war unfertig.
In aller Eile wurden sämtliche Einzelteile und Bausubstanzen, die für mich noch benötigt wurden, in den Berg geschafft. Ein Elektronenring wurde um das Felsenmassiv gelegt, um jeden Versuch eines Eindringens zu verhindern. An mir wurde weitergebaut, auch als die Erdenvölker längst unterworfen waren.
Fünfunddreißig Jahre waren seit der Versklavung der Menschheit vergangen. Ich war vollendet worden. Der letzte Oberlebende aber war mein Schöpfer, Professor Petrowitsch. Er gab mir eine Aufgabe. Ich hatte berechnet, daß innerhalb von vierhundertfünfzig Jahren wenigstens ein Mensch den Mut haben würde, mein Geheimnis zu lüften und die farbigen Völker zu befreien. Dann sollte ich ihnen eine Stütze in ihrem Kampf, ein Helfer beim Aufbau ihrer neuen Welt sein, weil ich das Wissen der Ahnen in mir trage.
Dieser Mensch bist du, Herr! Dein Charakter ist edel, und deine Fähigkeiten berechtigen dich zum Führer von Terra. Ein solcher Mann mußte eine ganz bestimmte Wellenlänge ausstrahlen, die einzig oder nur sehr selten war. Nur die Ausstrahlungen eines solchen Gehirns konnten den Elektronenstreifen besiegen. Jeder andere war zur Ohnmacht verdammt. Ich mußte so handeln; denn nur der Beste durfte mein Geheimnis erfahren. Für ihn allein war das Vermächtnis der Ahnen bestimmt.
Würde sich dieser Mensch aber nicht finden, so sollte die Erde nach Ablauf der Frist in einer atomaren Kettenexplosion vernichtet werden, weil ihre Bewohner es nicht wert waren zu überleben. Ich habe die Bombe erst vor kurzem entschärfen können.
Eines war jedoch notwendig zum Erreichen des großen Zieles. Mein Schöpfer mußte sich opfern, weil erst die Bedingungen geschaffen werden mußten, die den farbigen Völkern die Kraft verleihen konnten, den einzigen Mann der Tat zu gebären. Ich riet meinem Schöpfer auf Grund seiner Wahrscheinlichkeitsberechnung von 98,34 Prozent, zu den Blauen zu gehen und mich ihnen als den rächenden Gott der Farbigen zu offenbaren, der nach vierhundertfünfzig Jahren alles vernichten würde, wenn nicht ein Sklave aus der Not heraus und aus völlig eigenem Willen den Weg zu seinem angeblichen Gott finden würde, um ihn um Hilfe zu bitten. Ich hatte berechnet, daß ein solcher Mensch allein die Fähigkeiten besitzen würde, die Sklaven wieder zu Herren ihrer Heimat zu machen. Es sollte ein beispielloser Mut erforderlich sein, um sich dem furchtbaren Gott zu nahen. Und ich war sicher, die blauen Sieger würden alles tun, um innerhalb der Frist die Bedingungen zu erfüllen, die den Mann schaffen konnten. Es war die einzige Möglichkeit für sie zu überleben. Ich wußte, sie würden den Haß schüren müssen und selbst den Menschen erzwingen, der kommen mußte. Damit aber würden sie sich das Fundament ihrer Herrschaft zerstören. Die Menschheit sollte zu neuem Leben erwachen. Das war der Wille meines Schöpfers. Deshalb opferte er sich. Du bist sein Erbe, Herr! Meine Berechnungen waren richtig. Ich sehe den Beweis.
Wäre der geringe Unsicherheitsfaktor Wahrheit geworden, so hätte ich die Erde in wenigen Jahrzehnten zerstören müssen. Mein Schöpfer hatte mein Sicherheitssystem entsprechend korrigiert. Hast du weitere Wünsche, Herr?“
Das Gehirn schwieg. Die Menschen schwiegen ebenfalls. Der Bericht war ungeheuerlich gewesen.
Schließlich faßte sich Mike und wandte sich entschlossen wieder an das Gehirn.
„Wenn ich der Mensch deiner Erwartungen bin, dann will ich versuchen, meine Aufgabe zu erfüllen, selbst angesichts der neuen Umstände. Aber gib mir die Mittel!
Die Blauen und wir sind zu einer Notgemeinschaft geworden. Die Kluft zwischen uns läßt sich jetzt überbrücken. Wenn Paral und ich zusammengehen, werden unsere unterschiedlichen Rassen gewiß folgen. Aber jetzt ist die Erde erneut von einem furchtbaren Feind aus dem Weltall angegriffen worden. Wir haben keine Möglichkeit, ihn zu besiegen. Gib mir die Mittel, die ich zur Befreiung der farbigen Rasse erhalten sollte! Hilf uns!“
„Mittel?“ antwortete das Gehirn langsam. „Wenn du Waffen meinst, muß ich dich enttäuschen. Ich persönlich besitze weder Waffen, noch kann ich sie herstellen. Ich kann überhaupt nicht handeln; denn ich bin völlig passiv und kann nur beraten. All mein
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