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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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reagierte auf jede Veränderung des Luftdrucks mit einem neuen Schmerz oder Stechen. Die gestrige Durchsuchung von Debba Clows Haus war ein großer, fetter Reinfall gewesen, und er bekam allmählich das Gefühl, sich im Kreis zu drehen, was er hasste.
    »Ist das nicht ein großartiger Tag, Chief?« Officer Kevin Flynn tänzelte über den Bürgersteig und die Eingangstreppen auf und ab, während er einen unsichtbaren Basketball dribbelte und warf. Man hatte ihn dazu bestimmt, Russ zu beschatten, mit der Begründung, auf diese Weise seine Ausbildung zum Polizisten voranzutreiben. »Ich habe gehört, es sollen über zehn Grad werden.«
    Russ blieb einen Augenblick stehen, um seine schmerzenden Hände zu strecken. Er blickte zu den grauen Wolken hoch, die über den Himmel glitten, den Streifen Sonnenlicht, der auf die Berge fiel und sich nach Osten zog. »Acht Grad höchstens«, erwiderte er. »Und es wird regnen.« Wenn es etwas Schlimmeres gab, als auf Krücken herumzuhoppeln, dann war es, bei Regen auf Krücken herumzuhoppeln. Er ächzte und setzte die Gummienden der Krücken auf die unterste Stufe.
    »He, Chief, wollen Sie nicht die Rollstuhlrampe benutzen?« Kevin blieb vor der Tür stehen, den unsichtbaren Basketball nach wie vor in der Hand.
    »Nein, ich will nicht die Rollstuhlrampe benutzen.« Russ biss die Zähne zusammen und stakste zum Klinikeingang, wo er gezwungen war, sich von Kevin die Tür aufhalten zu lassen.
    Der Lärm war selbst in dem kleinen Foyer ohrenbetäubend. Sie schoben sich durch die Innentür in ein Wartezimmer voller Kinder, Mütter, Babys, alten Leuten – es fehlten nur noch Haustiere. »Was zum Teufel ist hier los?«, erkundigte sich Russ.
    »Vielleicht sind das alles Leute, die nicht zu Dr. Rouse gehen wollten«, meinte Kevin. »Ich glaube, er konnte ziemlich furchteinflößend sein.«
    Ein Kind von vielleicht vier Jahren entwischte aus dem Raum und flitzte in die Diele, wobei es Russ beinahe umstieß. »Du kommst sofort hierher, Max!«, zischte seine entnervte Mutter.
    Russ nickte Kevin zu. »Kommen Sie, versuchen wir Laura Rayfield zu finden?«
    Eine angestrengt wirkende Helferin hinter dem Empfangstresen ließ ein schwaches »Ha« hören, als Russ ihr sagte, er wolle mit Ms. Rayfield sprechen. »Tragen Sie sich in die Liste ein«, sagte sie. »Aber ich warne Sie, Sie werden wahrscheinlich über anderthalb Stunden warten müssen.«
    Natürlich. Er sah in seiner bis zum Knie aufgeschlitzten Jeans und der Bomberjacke über dem Uniformhemd wie ein Zivilist aus. »Ich glaube, Sie haben mich falsch verstanden«, sagte Russ. »Wir sind in einer offiziellen Polizeiangelegenheit hier. Ich bin Chief Van Alstyne …« Er vergaß, dass er nicht einfach seine Jackentasche aufziehen und seinen Ausweis herausholen konnte. Eine Krücke schepperte zu Boden. Er fluchte verhalten. »Kevin …«, begann er, aber der Officer hatte sie bereits aufgehoben und hielt sie Russ strahlend wie ein Pfadfinder entgegen.
    »Danke.« Russ hob den Ellbogen und gestattete Kevin, die Krücke an ihren ursprünglichen Platz zu schieben. Er hatte seinen Ausweis herausgekramt, aber der war mittlerweile überflüssig, da die Helferin Kevins Uniform gesehen hatte.
    »Oh!« Ihr Blick glitt zwischen Russ und Kevin hin und her. »Geht es um« – sie verfiel in ein kaum vernehmbares Flüstern – »das Verschwinden von Dr. Rouse?«
    »Richtig«, bestätigte Russ.
    »Oh. Na ja. Das ist etwas anderes, nicht?«
    Russ stimmte ihr zu und erlaubte ihr, ihn und Kevin zum Konferenzzimmer zu führen, einem rechteckigen Raum, dessen elegante Stuckarbeiten und zentraler Kronleuchter von seiner Vergangenheit als Esszimmer zeugten. »Warten Sie hier, ich schicke Laura zu Ihnen, sobald sie mit dem jetzigen Patienten fertig ist«, sagte die Helferin.
    Kevin setzte sich gehorsam an den Konferenztisch und starrte aus den Fenstern. Russ stapfte herum, inspizierte den Raum. Die Tür gegenüber führte zur Küche, die man mit einem freistehenden grünen Kühlschrank, einer Mikrowelle und einer Kaffeemaschine modernisiert hatte. Die Tür zwischen Küche und Flur führte in das Büro des Arztes.
    Es hatte die Größe eines geräumigen Schranks, aber komfortabel, mit einem Bürostuhl aus Leder und einem Schreibtisch, der hübsch gewesen wäre, hätten ihn nicht zahllose Papierstapel bedeckt. Eingezwängt zwischen den medizinischen Büchern an den Wänden hingen gerahmte Fotos von Rouse und seiner Familie. Es gab eines, das alle fünf vermutlich in

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