Die Bleiche Hand Des Schicksals
Seine Hände griffen ins Leere, und der Behälter zerschellte auf dem Boden, Glasscherben und Stäbchen flogen über das Linoleum, über seine Schuhe, in seine Hosenaufschläge.
»Nicht bewegen«, sagte Mrs. Ketchem mit völlig anderer Stimme als der, mit der sie ihre unheimliche Geschichte erzählt hatte. »Dort drüben ist ein Schrank.« Er stand stocksteif da, während sie einen Besen herausholte und die Scherben mit kurzen, energischen Bewegungen zusammenfegte. »Schütteln Sie Ihre Hose aus«, kommandierte sie, und er tat wie befohlen. Sie beugte sich vor und kontrollierte seine Schuhe. »Alles in Ordnung«, sagte sie. »Holen Sie mir die Kehrschaufel.« Er ging vorsichtig hinüber zum Schrank und fand sie. Er hielt die Schaufel fest, während sie Glas und Holz zu einem glitzernden Häufchen daraufkehrte, und trug sie auf ihre Weisung hin zum Mülleimer.
»Ich hoffe, dass Sie bei Ihrer Arbeit hier nicht so achtlos sein werden.« Sie trat hinaus in den Flur und bedeutete ihm, ihr zu folgen. »Wir haben kein großes Budget und müssen die Vorräte strecken, soweit es geht.«
»Ja«, sagte er und folgte ihr hinaus. »Ich meine nein, nein, normalerweise bin ich nicht so ungeschickt. Ich war …« verstört.
»Jane?« Auf der Treppe stand die alte Dame vom Empfang. »Seid ihr fertig?« Sie löste die Bänder ihrer gestreiften Schürze. »Ich würde ja länger bleiben, aber ich habe meiner Tochter versprochen, heute Nachmittag auf ihre Töchter aufzupassen.«
»Entschuldige, Ruth«, sagte Mrs. Ketchem. Die andere Frau gab ihr die Schürze, und Mrs. Ketchem band sie über ihr Kleid. Der gestärkte Liebreiz der blauweißen Streifen schien Mrs. Ketchem in noch tiefere Schatten zu tauchen, wie eine Hexe, die das Kleid eines Engels trägt. »Ich wollte dich nicht aufhalten«, sagte sie, während sie zusammen die Treppe hinabstiegen.
Allan sah voller Verlangen zu der Tür, durch die die freiwillige Helferin hinausging, aber Mrs. Ketchem hatte einen Zauber über seine Beine gelegt – oder vielleicht wussten sie auch nur besser als sein Kopf, wie sehr es ihn verlangte, Arzt zu werden –, und er folgte ihr in den in ein Büro umgewandelten Salon.
»Für die Zulassung zum Studium und Ihre Noten müssen Sie selbst Sorge tragen. Wenn Sie hinausfliegen oder aussteigen, müssen Sie das Geld zurückzahlen. Sie oder ein anderer, ich werde jemanden finden, der mir hilft, diese Klinik so zu etablieren, dass sie nicht geschlossen werden kann.« Mrs. Ketchem thronte auf dem Schreibtischstuhl und drehte sich zu ihm. Auf der anderen Seite des Tischs sah er die Patienten, die auf ihren Termin beim diensthabenden Arzt warteten. Für diese Menschen würde er verantwortlich sein. Sieben Jahre lang. »Falls Sie den Job machen, hoffe ich natürlich, dass Sie über die sieben Jahre hinaus hier bleiben wollen.« Eine Spur der Frau von vorhin, der Frau mit der schrecklichen Geschichte, lag in ihren Augen. »Ich brauche jemanden, der so an diese Klinik glaubt, wie ich es tue. Um ihren Fortbestand nach meinem Tod zu gewährleisten. Als ich die Farm meiner Schwiegereltern der Stadt überließ, benutzte mein Anwalt die Worte: ›Auf ewig zugunsten der Klinik.‹ Es gefällt mir.«
Die Formulierung erinnerte Allan an die Art, wie Katholiken für die Totenmessen bezahlten. In alle Ewigkeit.
»Und?«
»Was?«, fragte er und hatte wieder das Gefühl, dass sie seine geheimsten Gedanken erriet.
»Sind wir im Geschäft?«
Er dachte an den Raum oben, das zerspringende Glas, das Auf und Ab ihrer Stimme. Er dachte an das Gesicht seines Vaters, als dieser nach Hause gekommen war und ihnen gesagt hatte, dass die Fabrik geschlossen wurde. Endgültig. Er dachte an seinen Namen, Allan G. Rouse. Doktor. Dann hustete der ungezogene Junge im Wartezimmer, wimmerte in seinem Elend, und plötzlich kamen ihm vier kleine Särge in den Sinn.
»Ja«, sagte er. »Wir sind im Geschäft.«
28 Dienstag, 28. März
R uss konnte nicht sagen, was das Schlimmste an einem Beinbruch war. In der Stadt herumgefahren zu werden wie ein Bursche, der zu jung für den Führerschein war? Oder sich über die vom Matsch und den letzten Schneeresten rutschigen Bürgersteige zu kämpfen und dabei zu beten, nicht auf den Hintern zu fallen? Er hatte viel Zeit, darüber nachzudenken, während er über den Bürgersteig der South Street zur Armenklinik humpelte.
Er hatte den Tag nicht eben bester Laune begonnen, und das rasch fallende Barometer machte es nicht besser. Sein Bein
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