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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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willen, sondern wegen der Klinik. Er hat sie über dreißig Jahre geleitet, und es würde ihn umbringen, wenn wir schließen.«
    Falls nicht ein anderer oder etwas anderes ihn bereits umgebracht hatte. Russ nahm seine Brille ab und polierte sie mit dem Hemdzipfel. »War er hier glücklich? Mit seiner Arbeit?«
    Laura stieß die Luft aus. »Schwer zu sagen. Er war engagiert. Gewissenhaft. Er hatte seine Gefühle unter Kontrolle, wie meiner Erfahrung nach viele Ärzte, er war gut darin, sich ruhig zu geben, andere Seiten zu verbergen.«
    »Was für andere Seiten?«
    »Wie ich Officer Entwhistle bereits gesagt habe, stand er in den Wochen vor seinem Verschwinden unter starkem Stress. Die Sache mit Debba Clow nagte wirklich an ihm. Dass es um Impfungen ging, die für ihn der heilige Gral waren, machte es noch schlimmer. Er musste sich vielen Fragen von Müttern stellen, und seine ärztlichen Entscheidungen zu rechtfertigen war nichts, was Al besonders gut konnte.« Sie grinste schief. »Er konnte sich überhaupt nicht gut rechtfertigen.«
    Russ setzte die Brille wieder auf. »Gab es noch andere Dinge, die ihn beunruhigten?«
    »Er war sehr deprimiert, weil Mrs. Marshall die finanzielle Unterstützung einstellen wollte. Waren wir alle. Festzustellen, dass man pro Jahr zehn Tausender weniger hat, ist unerfreulich. Obwohl Mrs. Marshall den Stadtrat über die neue Finanzlage informiert hat, der wohl eine Art Revision der finanziellen Unterstützung durchführen soll. Sie hat dem Rat einen Tag, nachdem sie mit Al gesprochen hatte, einen Brief geschrieben. Wir erhielten unsere Kopie an dem Tag, als er verschwand.« Sie seufzte. »Ich wette, er ist nicht mal mehr dazu gekommen, ihn zu lesen.«
    »Wie wird diese Überprüfung durch den Rat vonstatten gehen?«
    »Keine Ahnung. Im Brief stand etwas über die Klauseln der Schenkung und die Überprüfung der Finanzausstattung.« Sie zuckte die Achseln. »Das einzige Dokument finanzieller Natur, mit dem ich mich hier auskenne, ist mein Gehaltsscheck.«
    »Haben Sie den Brief zufällig da?«
    »Er ist hier. Vermutlich noch immer in Als Eingangskorb. Ich weiß nicht.«
    »Sehen Sie nach, ob Sie ihn finden können, Kevin.« Er wies auf das Büro des Arztes, und der junge Officer sprang von seinem Stuhl hoch und verschwand durch die offene Tür.
    »Andere Dinge, unter denen er litt? Etwas Persönliches?«
    »Nichts, das er mir anvertraut hätte. Er scheint gelegentlich melancholisch.« Lauras Gesicht war konzentriert. Sie schien sich nicht bewusst, das sie jetzt in der Gegenwart von Rouse sprach. »Er hat in diesem Frühling einige Male von Mrs. Ketchem geredet, die die Klinik gegründet hat. Ich glaube, dieses Jahr ist ihr dreißigster Todestag.« Sie drehte die Handflächen nach außen. »Und im Februar ist er fünfundsechzig geworden. Er ist sehr fit, wissen Sie. In den wärmeren Monaten fährt er jeden Tag Rad. Aber ich glaube, in letzter Zeit ist ihm sein Alter schmerzlich bewusst geworden. Verstehen Sie?«
    Russ lächelte ein wenig. »Ich werde im November fünfzig. Glauben Sie mir, ich weiß, wie das ist.« Er beugte sich vor. »Hören Sie, Laura, wie lange haben Sie für Allan Rouse gearbeitet?«
    »Ich praktiziere mit ihm gemeinsam, ich arbeite nicht für ihn.«
    Er nickte. »Entschuldigung.«
    »Es sind jetzt, Jesus, zwölf Jahre. Wo wir gerade übers Älterwerden reden.«
    Er dämpfte die Stimme. »Eine der Theorien, mit denen ich mich beschäftige, dreht sich um eine andere Frau.«
    Laura begann zu lachen.
    »Nein?«, fragte er.
    Sie konnte einen Augenblick nicht sprechen. »Wenn Sie Allan kennen würden …« Sie holte tief Luft und versuchte, das Grinsen zu unterdrücken. »Nein. Mit Sicherheit nein. Vergessen Sie das, er ist einer der wenigen Ehemänner auf dieser Welt, der seine Frau aufrichtig liebt. Er hatte gar keine Zeit, sich woanders umzuschauen. Seine gesamte Welt bestand aus der Klinik und seinem Zuhause. Ich bezweifle, dass er am Tag auch nur eine halbe Stunde hatte, die nicht verplant war.« Sie wurde wieder ernst. »Bis er verschwand.«
    »Was ist mit Drogen?«
    »Was soll damit sein?« Sie neigte den Kopf zur Seite, wobei ihr der Zopf über die Schulter fiel. »Sie meinen, ob er sich selbst all zu großzügig Rezepte ausgestellt hat?«
    »Er wäre nicht der erste Arzt, der als Süchtiger endet.«
    Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Das glaube ich nicht. Wie schon gesagt, er ist ein sehr gesunder Mann. Draußen im Kutscherhaus steht sein Fahrrad, der

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