Die Bleiche Hand Des Schicksals
Atmung. Diag.: Krupp, Bhdlg.: Akonit-Tinktur, 1 x 20 Minuten.
8. März. Klarer Himmel, kalt. In der Frühe wegen Jan DeG., 13 Jahre, zum DeGroot-Haus im Tal gerufen. Nachts Halsschmerzen & Fieber, steter Harndrang & Rumoren der Eingeweide. Untersuchung ergab weiße Pseudomembran, Diag.: Diphtherie. Vorschlag, Pflegerin einzustellen. Bhdlg.: Gurgellösung aus Kaliumchlorat & Salztropfen. Langes Gespräch mit Mr. DeG., der Anti-Toxin-Serum ablehnt. Sehr erschrocken, als ich hörte, dass Mr. DeG. Donnerstag mehrere Freunde und Nachbarn geladen hatte, wegen Rückkehr des Bruders aus Amsterdam. Eine Familie – McAlistair. Dringend empfohlen, Partygäste über J.s Erkr. zu informieren. Zugesagt, morgen wiederzukommen. Bei McA.s vorbeigeschaut, Vermutung geäußert, Katarrh könnte Diphtherie sein. Mrs. McA. aufgeklärter im Denken und äußerst begierig, Serum für Zwillinge zu erhalten. Zurück in die Praxis, brachte Serum zu Mrs. McA.s Zwillingen. S. spät zu Hause.
9. März. Klar und freundlich. Ausgezeichnete Predigt von Dr. Lee über die Übel des Rumschmuggels, über den in unserer Gegend viel geredet wird – verglich diejenigen, die demgegenüber die Augen verschließen, mit den Bürgern Sodoms, die der Sünde zur Blüte verhalfen. Danach Essen mit Mr. & Mrs. Collins, s. guter Rostbraten & Brotpudding. Danach zu DeG., J. viel schlechter, fauliger Geruch, weißer Auswurf & starker Husten und Schwitzen. Streit mit Mr. DeG. über Serum, hat große Angst, Jungen zu schaden. Wie zuvor Kaliumchlorat verschrieben, abwechselnd mit Echinacea, 1 T. auf 4 Unzen Wasser. Besuch bei McA.-Zwillingen, Atmung wesentlich verbessert, Rachen noch immer stark entzündet, Rezept: Gurgellösung aus 1 T. Kaliumchlorat, 5 Perlen Hydrastin, 4 Unzen Wasser.
10. März. Kalt und klar, scharfer Wind. Wege noch schlammig, Wasserwege übervoll, deshalb weiter Pferdewagen. Viel sicherer bei schlechten Bedingungen, aber vermisse Geschwindigkeit meines Automobils, weil heute viele Besuche. Zu Beerman im Tal, Nachbarn von DeG., Mrs. B. zeigt Smpt. weißer Diphtherie. Anwendung von Serum diskutiert. Machte sich große Sorgen wegen Impfsyphilis. Versicherte ihr, all meine Antitoxine seien staatlich zugelassen & dass die Impfung mit sterilen ausgekochten Nadeln erfolgt, etc. Lehnte nach langer Debatte ab, meinte, ein Erwachsener sei nicht so gefährdet wie ein Kind. Lösung aus Kaliumchlorat & Echinacea, Salztropfen. Besuch bei Jan DeG. Pseudomembran löst sich beim Husten, Sekretion. Rachen s. entzündet, kein Appetit. Inhalation verschrieben, 2 bis 3 x stdl. Blutwurz-Nitrat-Lösung, kalte Halswickel. Besuch bei
McA.s Zwillingen, klare Besserung. Weiter Palliativpflege für Rachen. Zurück in die Praxis, bei Dr. Whittinger in Ft. Henry angerufen, bestätigte vier Fälle von Diphtherie in seiner Praxis. Übereingekommen, Gesundheitsbehörden zu informieren & zusätzliche Vorräte an Antitoxinen anzufordern. Praxis: McGeough-Junge, verstauchtes Handgelenk. Mrs. S.H. (wieder!), deren vielfältige Symptome ich auf Mangel an sinnvoller Beschäftigung im Haus & gleichgültigen Ehemann zurückführe. Mit mildem Beruhigungsmittel nach Hause geschickt. Mr. McFarland, Gastritis, vermutlich durch steten Alkoholgenuss. Bhdlg.: Akonit, 5 Tropfen; Ipeac, 5 Tropfen auf 4 Unzen Wasser, 1 x stündlich. Zu einfacher Diät geraten & kein Alkohol. Zum Essen zu Hause – Weißfisch mit Sauce & Biskuit.
Trotz der Ausführungen über Sekrete und faulige Gerüche knurrte Clare bei Dr. Stillmans ständiger Erwähnung von Mahlzeiten und Desserts der Magen. Sie legte das Tagebuch zur Seite und ging in die Küche, um sich etwas zum Naschen zu holen. Da sie im Gegensatz zum Doktor keine Ehefrau hatte, die für sie sorgte, fand sie nur eine Dose Kokosflocken und eine Tüte Schokoladenstreusel. Sie riss die Tüte auf, warf sich eine Handvoll in den Mund und legte sich wieder aufs Sofa.
11. März. Klar und kalt. Besuche bei Mrs. B., Jan DeG., den McA.-Zwillingen. Letztere zeigen deutliche Besserung, und ich vermute, dass J. die Krankheit ohne Folgeschäden überstehen wird, da er allen Schleim und harte Membrane ausspeit. Setze Behandlung fort. Zum Essen zu Hause. Sagte Ellen, sie müsse mit den Kindern zu ihrer Mutter nach Ft. Ann. Auch wenn Charles & Elizabeth mit dem Serum geimpft sind, möchte ich es nicht auf die Probe stellen, & ich fürchte, es wird noch mehr Fälle von Diphtherie geben, nicht weniger. Brachte sie zum Zug um 16 Uhr. Heute kein Praxisbetrieb.
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