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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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sehr lange mit dieser Aufgabe.
    »Sie gehören zum Geschäft meiner Mutter. Hudson-River-Rafting. Wir nutzen das schöne Wetter, um sie sauberzumachen. Wenn sie den Winter über in der Scheune gestanden haben, sind sie immer voller Staub und Spreu und Eichhörnchenkötteln.« Debba hatte ein Tuch um ihre widerspenstigen Haare geschlungen. Sie schob es aus der Stirn. »Wollen wir uns in die Küche setzen und reden? Ich wollte gerade Tee kochen.«
    »Dreh mich um, Mummy, dreh mich um«, bettelte Whitley.
    Clare öffnete die Beifahrertür. Ihr Parka wurde allmählich zu warm, jetzt, da die Sonne vom Himmel strahlte und der Wind zum ersten Mal seit Menschengedenken warm von Süden her wehte. Sie warf ihren Mantel hinein und nahm Dr. Stillmans Tagebuch heraus. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag.« Sie reichte Debba das ledergebundene Buch. »Ich backe den Pfannkuchen hier und bringe ihn Ihrer Mutter. Sie lesen das.«
    Debba warf einen Blick auf den Titel auf dem Einband. »Sie wollen, dass ich ein Tagebuch von 1924 lese?«
    »Nicht das ganze. Ich habe ein Lesezeichen in den Abschnitt gelegt, den Sie sich ansehen sollen. Gehen Sie rein, trinken Sie eine Tasse Tee, und wenn Sie es gelesen haben, können wir darüber reden, wenn Sie wollen.«
    Debba musterte das Buch immer noch argwöhnisch, als wäre es eine als Geschenk verpackte Bombe, die in ihrer Hand explodieren könnte; dennoch wollte sie es nicht fallen lassen, um Clare nicht zu verletzen.
    Plötzlich begriff Clare. »Es ist kein religiöses Traktat. Ich will Sie nicht bekehren.«
    Debba errötete. »Nicht, dass ich kein spiritueller Mensch wäre«, sagte sie. »Ich hab es nur nicht so mit organisierter Religion.«
    Clare wettete, dass Debba einige Bücher über Engel und ein Exemplar der Prophezeiungen von Celestine besaß. »Keine Sorge. Meine Religion ist selbst nicht so besonders organisiert.« Sie steckte die Hände in die Taschen und zog ihren knöchellangen Rock hoch, damit sie sich neben Whitley kauern konnte. »Was soll ich denn jetzt mit dir anstellen, Pfannkuchen?«
    »Dreh mich um!« Whitley streckte die Arme aus. Während Debba die Stufen zum Haus erklomm, rollte Clare das Kind über den Kies. Whitley produzierte zischende Geräusche.
    »Ich glaube, du bist jetzt gar«, sagte Clare. »Jetzt pack ich dich auf den Teller.« Sie hob die Dreijährige hoch und setzte sie auf die Haube des Shelby. »Jetzt tue ich Butter drauf.« Sie tat so, als striche sie etwas auf Whitleys Bauch. Das Mädchen kicherte. »Und begieß dich mit Sirup.« Ein alter Trick ihres Bruders fiel ihr ein, der seine Finger immer leicht durch ihre Haare hatte gleiten lassen, über ihre Kopfhaut, so dass es sich anfühlte, als rinne eine Flüssigkeit langsam am Kopf herunter. Das machte sie jetzt bei Whitley, die sich krümmte und lachte und nach Clares Händen patschte. »Und jetzt falte ich dich zusammen, weil du so groß bist, und frage deine Großmutter, ob sie dich mit mir teilen will.«
    Sie nahm das Mädchen auf den Arm und überquerte die Straße. Lilly Clow warf ihren seifigen Schwamm in einen Eimer. »Hi, Reverend Clare. Was haben Sie denn da?«
    »Pfannkuchen.« Clare stellte Whitley auf den schlammigen, strohgesprenkelten Boden. »Möchten Sie auch?«
    Lilly stürzte sich auf Whitleys Bauch und machte dabei »Mjam, mjam«. Whitley flitzte quiekend davon. »Nimm Mamas Schlauch und wasch den Schaum für mich ab«, rief Lilly ihr nach.
    »Ihnen gehört also Hudson-River-Rafting«, sagte Clare. »Ich habe Ihre Busse im letzten Sommer gesehen, als ich Margy Van Alstyne besuchte. Sie wohnt direkt dort, wo die Old Route 100 über den Hudson führt.«
    »Ich kenne Margy. Sie tut viel für die Umwelt.« Lilly warf einen ihrer langen grauen Zöpfe über die Schulter. »Wenn man in den Adirondacks im Tourismusgeschäft ist, schuldet man Leuten wie ihr eine Menge. Zu viel Landerschließung kann dazu führen, dass die Besucher wegbleiben.« Sie grinste, die Zähne weiß und strahlend in ihrem gebräunten, faltigen Gesicht. »Klar, wenn die Erschließungsgesellschaften nicht ursprünglich so viele Dämme gebaut hätten, die das Wildwasser zügeln, könnten wir heute kein Geschäft machen. Deshalb bin ich durchaus für die Erschließung, solange sie recht lange her ist.«
    Wasser spritzte, und Clare und Lilly sprangen beiseite. Whitley, den schweren schwarzen Schlauch fest umklammert, spritzte die Seite des Busses ab, spülte die Seife von den Fenstern, den Reifen und gelegentlich vom Dach.

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