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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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taten es ihnen alle übrigen Wichte nach. Verdammte Giisten, sie verstanden immer sofort, was die anderen Giisten dachten. Gavin brauchte eine Sekunde länger, und sein Körper verstand schneller als sein Gehirn.
    Der riesige Schild wurde von Sekunde zu Sekunde schwerer, und die Geschosse belasteten Gavins Arme mit immer größerem Gewicht.
    Gavins Gehirn hätte das Problem fast noch rechtzeitig erkannt, bevor der Schild gefährlich tief herabgesunken war. Doch nun war es zu spät. Der untere Rand des Schildes schlug vor seinen Füßen auf dem Boden auf und stoppte seine Bewegung abrupt, so dass Gavin sich förmlich selbst überrannte, sich nach vorn überschlug, ungeschützt, und den Schild fallen ließ. Gavin stürzte spritzend in knöcheltiefes Wasser, schlug mit der Schulter auf und ließ sich abrollen.
    Er erhob sich in einem Flammenmeer. Seine Arme fegten nach links und nach rechts, in großen Wogen von Flammen. Er ließ sich fallen, als es die stärksten Blauwichte trotzdem noch schafften, ihre Klingen durch die Flammenwand zu stoßen.
    Doch so konnte es nicht mehr lange weitergehen. In ein, zwei Sekunden würden sie alle begreifen, dass er auf dem Boden lag, und ihre Geschosse auf die Quelle der Flammen richten.
    Dann hatte Gavin unglaubliches, lächerliches, gnädiges Glück. Der Untergrund löste sich völlig unter ihm auf, und sie sanken alle ins Meer.
    Gavin konnte noch einmal tief einatmen, bevor er unterging.
    Er hätte nie gedacht, dass er jemals einem Meeresdämon danken würde, aber der kleine Kampf, den sie sich vor seiner Flotte geliefert hatten, hatte ihn gelehrt, sich wie ein Fisch durchs Wasser zu bewegen. Gavin legte seine Hände an die Hüfte, öffnete die Handflächen und begann, grüne Scheiben hervorzuschießen, die ihn durch das Wasser vorantrieben.
    Es war nicht schwierig, um die mechanisch schwimmenden Blauwichte herumzusteuern, und in einer halben Minute hatte Gavin seinen noch immer auf dem Wasser treibenden Gleiter gefunden. Er schoss aus dem Wasser, holte tief Luft und wandelte sich einen neuen Schild. Einige vereinzelte Geschosse krachten in seinen Schild, aber wenige Augenblicke später war er an den Röhren, und der Gleiter wurde immer schneller. Er hörte die verzweifelten Schreie der Wichte. Wilde Wut, die aus den Tiefen der angeblich rein rationalen Blauen aufstieg. Wut, dass ein Mensch sie und ihre blaue Perfektion schlagen konnte; Wut, dass sie sich gründlich verschätzt hatten.
    Er umkreiste die Insel, während sie zerbrach und versank, und noch während sie sich auflöste, schloss er aus ihrer Strömungsrichtung, dass das ganze Gebilde, das sich wie ein großes Schiff bewegt hatte, auf dem Weg zum Weißnebelriff gewesen war. Aber warum?
    Doch er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Noch jetzt versuchten einige Blauwichte, Fluchtboote zu wandeln. Einer fand die geeignete Methode, und die anderen machten es ihm nach. Gavin durfte das nicht erlauben.
    Grimmig wandelte er Ausleger an seinen Gleiter und versah sie mit gelben Schwertern, die nach unten ins Wasser gerichtet waren.
    Er glitt mit hoher Geschwindigkeit in mörderischen Kreisen über die schwimmenden Körper hinweg, die einmal Menschen gewesen waren. Das Geräusch ihres zerreißenden Fleisches wurde vom Wasser und von seiner Geschwindigkeit gedämpft. Das Geräusch, das jeden einzelnen Tod verkündete, war kaum lauter als das eines Wagenrads, das über einen besonders großen Pflasterstein rutscht; manchmal wurde es noch von einem Schwall zur Oberfläche aufsteigender Blasen und von einer Woge aus Blut begleitet.
    Das Prisma war ein unvergleichlicher Krieger, und auch das Gemetzel gehört zum unverzichtbaren Kriegshandwerk. Er arbeitete unermüdlich, zog seine Kreise wie ein Geier. Er kreiste so lange, bis es kein Kreischen mehr gab, bis der Hass erloschen war, bis kein purpurnes Blut mehr vom reinen gelben Deck seines Gleiters tropfte, bis der Tod seine volle Ernte eingefahren und sie an die Pforten der Hölle gebracht hatte.

56
    Aglaia Crassos fand den Besucher wartend in ihrem Salon vor. Er hatte Sommersprossen, und seinen kahlen Schädel umgab ein orangeroter Haarkranz, dessen Strähnen er sich über seine Glatze gekämmt hatte. Er hielt den Petasos eines Landbesitzers in der Hand und trug einen eng sitzenden Mantel in der neuen ruthgarischen Mode. Er sah aus wie ein Advokat oder ein Bankier, nur dass seine Schultern recht breit waren. Aber andererseits, wer kannte sich schon bei diesen Affen aus dem

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