Die Blendende Klinge
Blutwald aus?
»Willkommen bei mir zu Hause, Meister Spitz«, begrüßte ihn Aglaia. »Mein Gemahl sagte, Ihr hättet mir eine Art Vorschlag zu machen?«
»In der Tat.« Er setzte sich unaufgefordert und schlug seine Beine übereinander.
»Für gewöhnlich mache ich keine Geschäfte mit wildfremden Menschen, aber Eure Referenzen waren allererster Güte.«
»M-hm. Ich habe auch große Mühen auf mich genommen, diese Referenzen zu extrahieren .«
Was für ein seltsamer Kauz. »Nun, dann …«, sagte sie.
»Nun dann«, sagte er. Der Blick, mit dem er sie anstarrte, beunruhigte sie. Sie bemerkte erst jetzt, dass er bernsteinfarbene Augen hatte. Keine Augen, die von einem Leben als Wandler verfärbt waren, sondern einfach der verschwindend seltene echte Bernsteinton. »Was war das schlechteste Geschäft, auf das Ihr Euch je eingelassen habt?«, fragte er. Er spielte mit einer Kette von Perlen, die er unter seinem Hemd trug. Perlen bei einem Mann? War das eine neue, ihr unbekannte Mode oder bloß eine Marotte?
»Wie bitte?«, fragte sie.
»Euer schlechtestes Geschäft.«
»Wie unhöflich.«
»Ihr habt etwas, was Lord Andross Guile verlangt«, fuhr Meister Spitz fort.
»Verzeihung?«
»Teia, das Sklavenmädchen.«
»Wer? Was? Ich kenne kein …«
»Habt Ihr geglaubt, Ihr könntet Euren Besitz geheim halten? Meine Liebe, damit liegt Ihr so schief, dass Ihr Euch förmlich schon im freien Fall befindet. Ihr werdet ihm Euren Besitzanspruch überschreiben, und je schneller Ihr das tut, desto weniger schlimm wird es für Euch sein.«
»Ihr werdet jetzt gehen. Unverzüglich«, blaffte Aglaia. Sie hätte ihm am liebsten in sein unbekümmert lächelndes Affengesicht gespuckt. Andross Guile? Lieber würde sie sterben.
»Der Rote hat mir gesagt, dass es mühsam sein würde wie das Zähneziehen. Wie viel Zeit soll ich Euch einräumen, um Eure Entscheidung zu überdenken?«
Aglaia drehte ihm den Rücken zu und schritt zum Kaminsims, wo die Klingel lag, mit der sie ihre Sklaven rief. Ohne überhaupt zu bemerken, dass Meister Spitz sich bewegt hatte, hielt er sie plötzlich von hinten fest, einen Arm um ihre Rippen gedrückt, als umarme er sie, aber die Hand wie eine Stahlklaue um ihre Kehle geschlossen. Seine andere Hand stach in einen Punkt hinter ihrem Ohr und erfüllte sie mit einem Schmerz, der sie fast besinnungslos machte.
»Ihr sollt wissen, dass ich dies zu genießen gedenke«, flüsterte er ihr ins Ohr. Sein Geruch war angenehm, minzartig. »Ihr habt sehr. Schöne. Zähne.«
Dann ließ er sie los. Er war schon aus der Tür, bevor sie läuten konnte.
»Ihm nach!«, befahl sie Incaros, dem muskulösen jungen Sklaven, ihrem neuen Favoriten. »Nimm Ros den Riesen und Aklos mit. Schlagt dieses Schwein zusammen. Richtet ihn übel zu. Brecht ihm die Knochen. Und jetzt los. Sofort!«
Sie befahl ihrem Kammerherrn, weitere Wachen aufzustellen, und begab sich dann in ihre Gemächer. Sie versuchte sich mit dem Gedanken zu trösten, dass Incaros, Ros und Aklos diesen Bastard gerade grün und blau schlugen, aber er hatte sie doch stark erschüttert. Sie zitterte und schäumte vor Wut darüber, dass sie sich so hatte ängstigen lassen. Sie schloss die Tür hinter sich und wischte sich mit ihrem Taschentuch über die Stirn.
Eine Faust traf ihre Stirn, und ihr Kopf schlug gegen die Holztür, die sie gerade geschlossen hatte. Betäubt strauchelte sie, und Hände zogen sie zu Boden. Der Mann hockte sich rittlings auf sie, und als sie zu schreien versuchte, stopfte er ihr etwas Dickes, Scharfes, Metallisches in den Mund. Schnell und fachmännisch sicherte er es mit einem Gurt um ihren Kopf.
Der Knebel drückte ihre Zunge nach unten und versperrte der Luft den Weg durch den Mund, und so begann sie, durch ihre Nase zu schreien, worauf er ihr einfach die Nase zuhielt und sie mit der anderen Hand an der Kehle auf den Boden drückte.
Seine Bernsteinaugen lächelten.
Sie hörte auf zu schreien. Er stellte sie auf die Füße, wobei er sie mehr oder weniger an der Kehle hochzog, und brachte sie zu einem Stuhl.
Wie war er hier hereingekommen? War er, gleich nachdem sie ihn hinausgeworfen hatte, an der Hauswand hochgeklettert und durch ein Fenster eingebrochen? So schnell? Und niemand hatte es gesehen?
Außer sich vor Zorn, trat sie um sich. Er schlug ihr so heftig in den Magen, dass ihr die Luft wegblieb und sie aus Versehen auf ihren Knebel biss. Es fühlte sich an wie die Trense eines Pferdes, nur spitzer, scharfkantiger, und
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