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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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wirklich, was konnte sie sich denn Besseres erhoffen, wenn er sie freiließ? Ging es den Kleinbauern denn so viel besser als den Sklaven?
    Die Versuchung ist eine langsame und geschickt schleichende Schlange.
    Ich bin der Schildkrötenbär. Ich bin dick und ungelenk und lächerlich, aber zumindest kann ich mir selbst gegenüber ehrlich bleiben. Ich will sie nehmen, weil ich Angst habe, niemals mehr die Chance zu haben, eine Frau ins Bett zu bekommen. Und ich will nett zu ihr sein, weil ich mich hinterher nicht schuldig fühlen möchte. Lüge, alles Lüge.
    Natürlich will ich mit Euch schlafen, Herr. Natürlich wart Ihr gut zu mir. Natürlich war es besser, als es sich jedes Mädchen hätte wünschen können. Natürlich seid Ihr freundlich, warmherzig und großartig.
    Wenn du nicht frei bist, um Nein zu sagen, ist dein Ja bedeutungslos.
    »Habe ich dich verstimmt?«, fragte Teia.
    Sie würde ihr Verhalten nicht so genau auf jede meiner Launen abstimmen, wenn ich nicht ihr Herr wäre, nicht wahr?
    Sie schluckte erneut. »Wir müssen uns vorher nicht waschen. Ich wollte damit nichts andeuten. Ich stelle mich furchtbar ungeschickt an. Ich sollte einfach ruhig sein und …« Sie kreuzte die Arme und langte nach dem Saum ihres Hemdes.
    Kip griff nach ihrem Arm, bevor sie das Hemd ausziehen konnte, und stoppte sie. Ohne auf ihren perplexen Blick zu achten, ging er zu seinem Schreibtisch und nahm die Papiere. Er reichte sie ihr, jeden Blickkontakt vermeidend.
    »Du bist frei. Ich kann es erst amtlich eintragen lassen, wenn die vorausgegangene Besitzabtretung von der Botschaft offiziell genehmigt worden ist – ich habe es versucht, aber soweit es mich betrifft, gehörst du nicht mir.« Das klang aus irgendeinem Grund unschön. Kip rieb sich sein Gesicht mit dem Handtuch. »Niemand hatte Sklaven, wo ich aufgewachsen bin, daher weiß ich nicht, wie die Leute so etwas üblicherweise handhaben, aber … Ich will auch gar nicht wissen, wie es geht. Der Gedanke, dich dazu zu nötigen, dass du … dass du all die Dinge machst, die dieser schreckliche alte Mann angedeutet hat … Ich verabscheue mich selbst schon genug.«
    »Du hast letzte Nacht nicht geschlafen, nicht wahr?«, fragte Teia.
    »Was hat das mit dem ganzen Rest zu tun?«
    »Du hast also nicht geschlafen.«
    Kip sah zur Seite. »Ich habe … schlechte Träume.« Schlechte Träume. Das war noch milde ausgedrückt. »Ob ich schlafe oder nicht, ich bin am Morgen müder als zuvor.«
    »Geh schlafen, Kip. Wir sprechen morgen früh über die ganze Sache.«
    »Ich meine es ernst, Teia.«
    »Ich auch. Geh schlafen«, sagte sie bestimmt.
    »Ich dachte, ich wäre hier der Herr und hätte das Sagen«, erwiderte Kip. Er bedauerte seine Worte auf der Stelle, aber sie lachte und gab ihm einen Klaps auf den Hintern. Doch lachte sie ein wenig zu laut; offenbar war sie zumindest sehr erleichtert.
    Er legte sich ins Bett und, Wunder über Wunder, er schlief.
    Am nächsten Morgen fühlte sich Kip unglaublich erholt. Zumindest zehn Sekunden lang. Er ertappte sich dabei, wie er vor sich hin summte.
    Dann dachte er an den Dolch.
    Er wusch sich, zog frische Kleider an und schob dann schnell den Kopf durch die Tür. Keine Spione, zumindest konnte er keine entdecken.
    Er nahm die Treppen nach unten, bis er auf der Ebene angelangt war, wo sich sein alter Schlafsaal befand. Er hatte noch immer keinen konkreten Plan, aber er wusste, dass er ein so kostbares Stück nicht für immer in irgendeiner Truhe liegen lassen konnte, die er zufällig unbenutzt vorgefunden hatte. Er huschte in den Saal und lief schnell die Bettenreihen ab.
    Die Pritsche, unter der er den Dolch versteckt hatte, war wieder belegt. Die Truhe war ans Fußende des Bettes geschoben worden, wie bei allen anderen belegten Betten auch. Ein dicker Kloß in Kips Kehle raubte ihm sämtliche Luft.
    Er warf den Deckel der Truhe auf. Kleider zum Wechseln, ein Extralaken, ein paar Münzen. Kein Dolch. Oh verdammt. Lieber Orholam, bitte nicht.
    »Was machst du dich an meinen Sachen zu schaffen?«, hörte er eine Stimme aus Richtung der Latrinentür. Es war einer der neuen Jungen, jemand, den Kip nie zuvor gesehen hatte. Pickelig, dürr, ein Muttermal am Hals.
    »Ich hatte noch ein paar Sachen in dieser Truhe«, erklärte Kip. »Wo sind sie? Was hast du mit ihnen gemacht?«
    »Was redest du da? Da war nur die ganz normale Decke drin, als ich die Truhe bekam. Willst du mich bestehlen?«
    »Oh, halt die Klappe«, murrte Kip.
    »Du bist

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