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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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der Brecher, nicht wahr?«, fragte der Junge.
    Ganz toll. Kip sagte kein Wort. Er machte, dass er wegkam.
    Er stieg die Treppen hinunter und ging zum Schalter des Schulsekretärs. Wie zu erwarten, war der Schalter während der Unterrichtszeit verwaist. Es dauerte eine Weile, bis der Sekretär zu ihm an den Schalter kam.
    Kip biss sich auf die Zunge.
    »Hast du dich verlaufen, junger Mann?«, fragte ihn der Sekretär. In der Hand hielt er eine dampfende Tasse Kopi.
    »Nein, ich habe etwas verloren. Gibt es hier einen Bereich, wo Fundstücke aufbewahrt werden?«
    »Sicher«, erwiderte der Mann. »Was hast du denn verloren?«
    Kip musste schlucken.
    »Erzähl mir bitte nicht, dass du ein paar Münzen verloren hast, aber nicht mehr genau weißt, welche und wie viele.« Der Mann lächelte säuerlich und nippte an seinem Kopi.
    »Nein. Äh.« Kip senkte die Stimme. »Ein Messer in einer Scheide, etwa so lang, mit weißer Rochenhaut um den, äh, Griff und, äh, Kristallen, die in die Klinge eingelassen sind?«
    »Ihr Jungen mit euren Spielchen.«
    »Ich meine es ernst.«
    Der Mann nippte erneut an seinem Kopi, verdrehte die Augen und begab sich zu einer Kiste hinter seinem Tisch. Er begann, alte Mäntel und Hosen zu durchwühlen. »Die Zimmer werden von Sklaven gereinigt, weißt du. Ein durchtriebenes Völkchen. Keine Moral. Meistens stehlen sie. Du solltest wirklich nichts zurücklassen, was …« Er verstummte.
    Kip hörte das unverkennbare Geräusch einer Klinge, die aus ihrer Scheide gezogen wurde. Sein Herz machte einen Sprung.
    Der Mann kam zu ihm zurück und legte den Dolch auf die Tischplatte. Es war der richtige. Seine Augen waren geweitet.
    Kip nahm ihn sofort an sich. »Es könnte, äh, sinnvoll sein, wenn Ihr niemandem davon berichtetet«, sagte Kip. »Äh, das sollte sich wirklich nicht nach einer Drohung anhören. Ich meine, es ist irgendwie ganz unglaublich wichtig; wenn also jemand anders herkommt und danach sucht, wäre es vielleicht gut, wenn Ihr das Messer nie gesehen hättet und gar nicht wüsstet, wovon er spricht. Ginge das? Und wenn Ihr je herausfindet, welcher Sklave es hergebracht hat, richtet ihm meinen Dank aus. Ich verdanke ihm vermutlich mein Leben oder so etwas in der Richtung.«
    Der Mann nippte ungerührt an seinem Kopi. Doch auf seiner Stirn waren kleine Schweißperlen zu erkennen.
    Ich habe nirgendwo eine Möglichkeit, ein großes Messer zu verstecken.
    Als ob es nicht ausgesprochen verdächtig wäre, nahm Kip das Messer und schob es seinen Ärmel hinauf, wobei er das Heft so gut wie möglich in seiner Hand verborgen hielt. Er schluckte und zog sich mit einer Hand den Gürtel enger.
    Vermutlich könnte ich ihn mir um die Lenden schnallen.
    Lenden. Kip mochte das Wort nicht. Lenden.
    Der Sekretär räusperte sich. »Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«, fragte er.
    Oh, Kip raubte ihm seine Zeit.
    »Nein. Noch einmal vielen Dank.« Und weg war er.
    Er wusste nicht, wo er damit hin sollte. Er hatte nirgendwo einen Platz, wo er etwas, was ein Vermögen wert war, sicher verstauen konnte, aber plötzlich merkte er, dass er die Richtung eingeschlagen hatte, in der Janus Borigs Haus lag. Sie besaß Dinge, die ein Vermögen wert waren, und hielt sie vor aller Augen verborgen. Vielleicht konnte sie ihm einen Rat geben.
    Als er die Eingangshalle erreichte, merkte er, dass jeder, der von draußen hereinkam, triefnass war. Er überlegte kurz, ob er wieder hinauf auf sein Zimmer gehen und einen Mantel holen sollte, aber dort könnte ein Spion auf ihn lauern, und es gelang ihm schon jetzt nicht besonders gut, den Dolch zu schützen. Einmal Glück gehabt zu haben war großartig, aber zu erwarten, noch einmal Glück zu haben, war zu viel.
    Er würde also einfach nass werden müssen. Bei Orholam, seine Isolierschicht war dick genug, um ihn warm zu halten. Er wappnete sich gegen den strömenden Regen und lief los.
    Als er Janus Borigs Haus erreichte, klatschnass und vor Kälte bibbernd, fand er die Tür eingeschlagen, aus den Angeln gerissen, das Eisen verbogen. In der Luft lag ein seltsamer Geruch. Blut. Blut und Rauch.

61
    Kip spürte, wie die Angst sich anschickte, ihn zu lähmen, aber die Angst war nicht schnell genug. Die Angst konnte ihm nur im Nacken sitzen und ihre schwarzen Flügel über sein Gesicht breiten, wenn er ihr einen Platz gab, wo sie sich an ihn klammern konnte. Sie umflatterte seinen Kopf, versuchte ihren blutigen Schnabel in seine Augen zu rammen, aber Kip war schneller. Er

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