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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sie alle anhalten zu können. Sie machen stattdessen Stichproben, ziehen hier und da Einzelne aus der Schlange und durchsuchen sie nach berauschendem Rattenkraut, nach Juwelen, nach Safran, nach allen Dingen, die klein und wertvoll genug sind, dass Einzelne damit in der Tasche ein unverzolltes Vermögen schmuggeln könnten.
    Vielleicht sehe ich einfach nicht wie ein Schmuggler aus, auch wenn meiner Erfahrung zufolge Schmuggler wirklich so ungepflegt aussehen, wie ich gerade wirken muss. Zumindest mein Bart müsste frisch geölt werden. Sobald ich einen atashischen Barbier finde, lasse ich mir den gesamten Bart neu machen – lasse ihn mir ausflechten und auskämmen, die Perlen entfernen, das Gesicht massieren, ihn färben, damit die grauen Flecken bedeckt sind, dann neu flechten und binden, vielleicht mit goldenen Perlen statt den blauen Glasperlen, die ich jetzt habe; vielleicht lasse ich mir auch ein wenig Golddraht hineinweben. Golddraht, ja, damit werde ich mich für diesen Auftrag belohnen, worin auch immer er bestehen mag.
    Eine Stunde später schließe ich zu Niah auf, nachdem wir beide unabhängig voneinander Räume in einem Gasthof bezogen haben. Es gibt gute einsatzbedingte Gründe dafür, uns getrennt Räume zu suchen, aber Niah hat diese Gründe nicht erwähnt, als ich vorschlug, wir könnten Geld sparen, wenn wir uns ein gemeinsames Zimmer nehmen; sie sagte einfach nur, dass sie mich umbringen würde, wenn ich je wieder ihr Zimmer betrete.
    Manchmal habe ich den Eindruck, dass sie mich nicht sonderlich mag. Trotzdem ist sie eine gute Partnerin. Fähig, sorgt dafür, dass ich nicht umgebracht werde. Letztendlich ist das für mich das Wichtigste, auch wenn ich den Ausdruck vermisse, den ihr Gesicht annahm, als ich sie zu ersticken begann, nachdem ich sie gefesselt hatte. Sie geriet in Panik, aber ich wusste, sie würde sich bei mir bedanken, sobald sie ihren Höhepunkt erreichte. Ich konnte es nicht erwarten zu sehen, wie sich ihre Angst in rauschhafte Lust verwandelte.
    Doch sie war frigide. Da kann ein Mann nichts machen.
    Ich trete zu ihr, als sie, einen Straßenzug vom Gasthof entfernt, auf dem Markt Obst kauft. »Hübsche Melonen hast du da«, sage ich.
    Sie tut so, als hätte ich überhaupt nichts gesagt. »Ich habe den Geheimcode übersetzt. Du wirst es nicht glauben.«
    Ich bin viel größer als sie, und ich stehe dicht vor ihr, kann ihr von oben in den Ausschnitt ihrer Bluse sehen. »Mmh, die Spannung steigt.«
    »Hör mal, Vox, es gibt direkt auf der anderen Straßenseite ein Bordell. Willst du vielleicht noch etwas erledigen, bevor wir miteinander sprechen können?« Geht beherzt zur Sache. Das mag ich an ihr.
    Ich hebe den Blick wieder zu ihren Augen. »Wenn du nicht willst, dass ich hinsehe, dann lass sie nicht so heraushängen. Mir steht es frei hinzuschauen; dir steht es frei, sie zu bedecken. Was ist unser Auftrag?«
    Sie blickt sich um, versichert sich, dass niemand nahe genug ist, um sie zu belauschen. Dann senkt sie die Stimme. »Sie wollen, dass wir die Hexe der Winde töten. Sie wollen, dass wir Janus Borig höchstpersönlich ermorden.«
    Es wird dunkel vor meinen Augen, während ich noch fühle, wie die Angst in meinen Eingeweiden wühlt. Alle Geräusche verstummen. Ich fühle nichts mehr, kann nicht mehr zusammenhängend denken. Ich werde empor- und herausgeschossen und bin wieder zurück.
    Ich schwebe in der Luft, irgendwo zwischen meinem eigenen Körper und dem Körper eines dicken jungen Mannes. Igitt, dick , nachdem mir meine Krieger-und-Meuchelmörder-Gestalt so hervorragende Dienste geleistet hat, nach all der Grazie, die ich mir durch zehntausend Stunden des Trainings erworben habe. Ich befinde mich hier im …
    Was zum Teufel …?
    Was war da bloß …
    Er war wieder zurück.

60
    »Du hast mich gewonnen? Du hast mich beim Kartenspielen gewonnen?«, fragte Teia.
    »Ja«, sagte Kip.
    Sie hatten gerade ihr Mitternachtstraining und ihre Übungen im Wandeln absolviert. Teia hatte bemerkt, dass sich Kip sonderbar verhielt, und ihm auf den Zahn gefühlt. Nun saßen sie in seinem neuen Zimmer. Er war noch immer von ihren Übungen erhitzt, trug ein Handtuch um seine Schultern und konnte ihr kaum in die Augen schauen. Er wusste nicht einmal zu sagen, warum er Scham empfand.
    »Was hast du auf mich gesetzt? Ich meine, wie hoch war dein Einsatz?«, wollte Teia wissen. »Du musst es nicht sagen. Ich meine, es ist nicht böse gemeint. Ich brauche es auch nicht zu wissen,

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