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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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weniger als sechs Monaten des Titels wieder enthoben worden. Promachos zu sein bedeutete in Wahrheit, Kaiser zu sein.
    Und das wiederum war eines der Dinge, die zu verhindern die Schwarze Garde geschaffen worden war.
    Andererseits, was sollte Gavin all diesen Menschen sonst sagen? Dass er sie verließ und dass sie nun für sich selbst sorgen mussten? Sie besaßen nichts mehr. Sie hatten alles in Garriston zurückgelassen.
    Er redete weiter, und Karris ließ erneut ihren Blick suchend über die Menge schweifen. Eisenfaust hatte ihnen natürlich beigebracht, woran man einen etwaigen Meuchelmörder erkennen konnte. Verdächtig war jemand, der heftig schwitzte, der linkisch von einem Fuß auf den anderen trat, jeder, der seine Hände so versteckte, dass sie etwas verbergen konnten. Für Karris war das Ganze mehr eine Sache des Gefühls. Ein Meuchelmörder würde sich deplatziert fühlen. Er würde nicht zuhören, weil ihn der Inhalt der Worte nicht kümmerte. Es wäre jemand, für den nur seine eigene Mission zählte.
    Karris begriff zwei Dinge gleichzeitig. Erstens, dass Letzteres auch auf sie selbst zutraf. Zweitens, dass sich mindestens fünfzig Schwarzgardisten auf Deck befanden. Ganz zu schweigen von einigen hundert Fanatikern aus dem gemeinen Volk, die jeden in Stücke reißen würden, der es auch nur wagte, ihr Prisma zu beleidigen. Wenn es einen perfekten Zeitpunkt gab, um keinen Meuchelanschlag zu versuchen, dann jetzt.
    Gavin wandelte einige Stufen, die vom Deck hinunter zum Wasser führten, dann formte er auf dem Wasser ein vollständiges Boot mit gelbem Rumpf, mitsamt Ruderapparat für zwei Personen.
    Die diensthabenden Schwarzgardisten hießen Ahhanen und Djur. Keiner der beiden Männer wirkte erfreut, aber sie salutierten Karris und übertrugen nun ihr den Schutz von Gavins Leben, seinem Licht und seinem Ziel.
    Gavin stieg die Stufen hinab und nahm seinen Platz ein. Er half Karris nicht ins Boot, was sie zu schätzen wusste. Jetzt, bei dieser Mission, waren sie nicht irgendein Herr und seine Dame. Sie war seine Beschützerin, Danke vielmals.
    Als sie ihren Platz an den Rudern einnahm, sagte sie: »Kein Blau diesmal, hm?« Als sie das letzte Mal zusammen gerudert waren, hatte sie ihm vorgeworfen, nur deshalb blaues Luxin für den Rumpf zu verwenden, weil Blau vor dem Hintergrund der Wellen praktisch unsichtbar war, und diese Unsichtbarkeit hatte sie nervös gemacht.
    Er stieß einen grummelnden Ächzlaut aus.
    Sie hätte es nicht sagen sollen. Zweifellos hatte er das Boot aus Gelb gewandelt, um nett zu ihr zu sein. Sie hatte sich darüber beklagt, wie er es beim letzten Mal gemacht hatte, und so hatte er es diesmal anders gemacht. Und sie hatte es ihm taktlos unter die Nase gerieben. Sehr nett, Karris.
    Sie stießen sich ab und ruderten schweigend gen Westen. Als sie eine halbe Meile vom Schiff entfernt waren, gab Gavin das Signal zum Aufhören.
    »Ich habe sie gestern alle den Gleiter sehen lassen, aber es war eine Menge los«, sagte er. Eine Menge los: eine interessante Art, um die Panik zu beschreiben, die fünfzigtausend hilflose Menschen empfinden, wenn sie begreifen, dass sie von einem Meeresdämon angegriffen werden, und die dann ihrem Prisma dabei zusehen, wie es den Dämon ganz allein von ihnen weglockt und dabei eine Form von Magie einsetzt, wie sie noch nie jemand gesehen hat. »Ich wollte heute nicht allen Wandlern eine Lehrstunde darin geben, wie man sich selbst einen macht. Nur weil ein Geheimnis irgendwann sowieso ans Licht kommen wird, braucht man es nicht gleich von den Dächern zu schreien.« Er hielt inne und schien zu begreifen, dass diese Bemerkung ihr gegenüber vielleicht ein wenig unpassend war.
    »Also, wohin geht die Reise?«, fragte Karris. Auch sie wollte jetzt nicht über das Thema Geheimnisse reden.
    »Ich habe meinen Leuten gesagt, dass ich einen Platz für sie vorbereiten will.«
    »Du sagst den Leuten ständig irgendwelche Dinge.«
    Gavin öffnete den Mund und zögerte. Leckte sich über die Lippen, sprach aber nicht aus, was ihm auf der Zunge lag. »Diese Bemerkung habe ich wohl verdient. Die Sache ist die: Ich habe fünfzigtausend Flüchtlinge zu versorgen. Wenn wir sie in eine der kleinen tyreanischen Küstenstädte brächten, würden sie die Einheimischen förmlich erdrücken und wären außerdem bald wieder eine leichte Beute für den Farbprinzen. Sie wären ihm schutzlos ausgeliefert, und selbst wenn er sie nicht angriffe, würden sie verhungern. Leider ist es nun

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