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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Nickte. Und ging zurück in die Kajüte, die er sich mit dem Kapitän für seine Arbeiten teilte.
    Kip hatte all seinen Mut zusammengenommen, aber als sie nun in den Raum traten und sich an einen kleinen Tisch setzten, merkte er, wie ihm jener Mut wieder dahinschwand. »Herr, ich … während der Schlacht von Garriston habe ich – nun, manches davon scheint mir irgendwie nicht real, als würde ich mich an Dinge erinnern, die nicht wirklich geschehen sein können, wenn Ihr wisst, was ich … Aber das ist es nicht, was ich …« Kip kam sich dumm vor und hatte das Gefühl, sich nicht ausdrücken zu können. Er krümmte seine verbundene Hand. Es tat weh. »Ich habe den König getötet – den Satrapen –, was auch immer. Als ich das tat, hat Meister Danavis – ich meine, General Danavis hat mich angeschrien und gesagt, ich hätte alles verdorben. Ich wollte ihm nicht den Gehorsam verweigern, es war einfach nicht … ich weiß nicht, vielleicht wollte ich doch den Gehorsam verweigern.« Die Worte wollten einfach nicht richtig herauskommen. Er hatte das Gefühl, in eine völlig falsche Richtung abzuschweifen. Er hatte Menschen getötet, und einem Teil von ihm hatte es gefallen. Es war gewesen, als schlüge er jenen ins Gesicht, die ihn nicht ernst nehmen wollten. Nur dass er tatsächlich in Gesichter geschlagen, sie buchstäblich eingeschlagen hatte, und wenn er darüber nachdachte, fühlte er sich elend. Aber es fiel ihm zu schwer, das zu sagen. »Ich weiß immer noch nicht, was ich dadurch vermasselt habe und welcher Preis nun dafür gezahlt werden muss. Könnt Ihr es mir sagen?«
    Hauptmann Eisenfaust holte tief Luft. Schien zu überlegen. »Die Hand«, sagte er. Kip hielt ihm seine rechte Hand hin, unsicher, was der achtunggebietende Hauptmann wollte.
    Hauptmann Eisenfaust sah ihn ausdruckslos an.
    »Ach so!« Kip streckte die linke Hand aus. Der Hauptmann nahm den Verband ab. Er sagte: »Ich war vierzehn Jahre alt, als ich das erste Mal einen Menschen tötete. Meine Mutter war eine Deya aus Aghbalu – eine regionale Gouverneurin –, und sie trachtete danach, Parias Satrapa zu stürzen und selbst Satrapa zu werden, was ich damals allerdings nicht wusste. Ich ging eines Tages an ihren Gemächern vorbei und hörte sie aufschreien. Es war gerade erst ungefähr zwei Wochen her, dass ich zum ersten Mal gewandelt hatte. Ich ging hinein, und ich sah den Meuchelmörder. Ein kleiner Mann mit den Gesichtszügen des verachteten Stammes der Gatu, die Zähne fleckig vom Kauen von Khat , Gift auf der gewellten Klinge seines Kris. Ich weiß noch, dass ich glaubte, ihn rechtzeitig aufhalten zu können, wenn ich wandelte. Aber das Wandeln funktionierte nicht so, wie es zwei Wochen zuvor funktioniert hatte. Er erstach meine Mutter, und während ich dort stand und nicht glauben konnte, was ich sah, sprang er aus dem Fenster, durch das er zuvor hereingeklettert war, und versuchte, über die Dächer zu fliehen. Ich verfolgte ihn, schlug mit den Fäusten auf ihn ein und warf ihn vom Dach.«
    Kip schluckte. Eisenfaust hatte einen Auftragsmörder unbewaffnet über Dächer gejagt und getötet, einen Mann, der mit einer vergifteten Klinge bewaffnet war – und das im Alter von vierzehn Jahren?
    Eisenfaust brach ab und untersuchte Kips verbrannte Hand. Er ließ sich die Salbe reichen, die die Wundärzte Kip gegeben hatten, und rieb sie auf die offene Haut. Kip stieß zischend die Luft aus und spannte sämtliche Muskeln in seinem Körper an, um nicht aufzuschreien.
    »Du musst die Finger dehnen«, sagte Eisenfaust. »Den ganzen Tag, jeden Tag. Wenn du es nicht tust, werden sie sich im Handumdrehen zu Klauen verkrümmen. Die Narben werden deine Handfläche und deine Finger bewegungsunfähig machen, und du wirst dir die Haut aufreißen müssen, nur um die Finger zu rühren. Besser, du erduldest jetzt ein wenig Schmerz, als später sehr große Schmerzen zu haben.«
    Das war also ein wenig Schmerz?
    Hauptmann Eisenfaust nahm seine Erzählung wieder auf, während er einen frischen Verband um Kips Hand wickelte. »Ich will damit nicht sagen, dass ich ein harter Kerl bin, Kip. Ich will vielmehr sagen, dass ich Fehler gemacht habe. Meine Mutter war in Dawat ausgebildet, der Kampfkunst unseres Stammes. Sie war nicht überaus geübt, aber für eine Zivilistin doch gut geschult. Wenn ich nicht in den Raum getreten wäre und sie sich nicht um mich gesorgt hätte, hätte sie ihn abwehren können, bis ihre Wachen gekommen wären. Und ich

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