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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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einmal so, dass niemand einem Haufen Tyreanern wird helfen wollen – überwiegend aus allerlei unredlichen Gründen.«
    »Also hast du dir eine ausgeklügelte Lösung einfallen lassen.«
    »Nicht ausgeklügelt. Elegant. Gut, einverstanden, man könnte es wohl auch ausgeklügelt nennen.« Er begann die Schaufeln und Röhren für den Gleiter zu wandeln. »Ich werde sie auf der Seherinsel ansiedeln.«
    Er war offenkundig verrückt. Karris entgegnete: »Die ganze Insel ist von Riffen umgeben. Niemand kann die Insel mit Schiffen erreichen.«
    »Ich schon.«
    »Und wie werden das die Seher finden?«, fragte sie.
    »Sie werden überrascht sein, vermute ich mal. Ich habe es ihnen noch nicht gesagt.«
    »Oh, wunderbar.«
    »Wer weiß?«, bemerkte Gavin. »Sie sind Seher. Vielleicht haben sie mein Kommen vorausgesehen.« Sein Grinsen verdorrte unter der Hitze ihrer Missbilligung. Er reichte ihr eine der Röhren, und sie begannen zu gleiten.
    Als sie das letzte Mal miteinander übers Meer geglitten waren, hatten sie sich an den Händen gehalten, und Karris hatte den Rhythmus vorgegeben. Diesmal streckte er ihr gar nicht erst die Hand hin. Gut, das ersparte ihr die Mühe, sie zurückzuweisen.
    Nichtsdestoweniger fanden sie ihren Rhythmus und begannen über das Wasser zu sausen. Binnen einer halben Stunde kamen die Berge der Seherinsel in Sicht. Aber sie waren weiter entfernt, als es den Anschein hatte, und es vergingen Stunden, bis Gavin und Karris der Insel nahe waren. Selbst dann fuhr Gavin nicht direkt auf sie zu. Er steuerte einen Punkt südlich der Insel an und hielt sich zwischen der Insel und Tyrea, dessen Karsos-Gebirge, gerade noch sichtbar, purpurn in der Ferne aufragte.
    Zuletzt ging Gavin auf Nordkurs, auf eine riesige Bucht zu. Sie bildete einen großen, flachen Halbmond, groß genug, dass Gavins ganze Flotte hineinpasste, aber Karris’ unfachmännischer Ansicht nach zu breit, um Schutz vor den Winterstürmen zu bieten, die in einigen Monaten zwischen der Insel und dem Festland toben würden.
    Es waren dort natürlich keine Anzeichen menschlicher Behausungen zu sehen. Diese Insel war tabu, verboten, heilig. Lucidonius hatte sie vor Hunderten von Jahren den Sehern übergeben. Und natürlich war sie umringt von Riffen, die jedes Schiff, das einen größeren Tiefgang hatte als ein Kanu oder ein Gleiter, zerstören würden. Und selbst diese flachen Boote konnten nur bei Flut auf der Insel landen.
    Als sie näher kamen und nur eine Handbreit über den Korallenriffen hinwegglitten, sah Karris aus dem unbebauten Ufer eine gewaltige Mole herausragen. Eine Mole, die glänzte wie Gold – eine Mole aus massivem gelbem Luxin. Sie wollte gerade eine Bemerkung darüber machen – war das Gavins Werk? War er während der letzten Tage also hier gewesen? –, als sie etwas anderes sah.
    Auf dem Strand stand eine Horde Männer und Frauen. Einige hundert sich aufsässig gebärdender Bewaffneter.
    »Gavin, diese Leute sehen so aus, als seien sie aufgebracht.«
    Erheitert hob Gavin kurz die Augenbrauen. »Nicht so aufgebracht, wie sie es gleich sein werden.« Und dann setzte er den Gleiter unbekümmert direkt vor dem zusammengerotteten Pöbel auf den Strand.

9
    »Hauptmann, könnte ich einen Moment mit Euch reden?«, fragte Kip.
    Nachdem Gavin und Karris aufgebrochen waren, hatten Hauptmann Eisenfaust und seine Schwarzgardisten die schnellsten Galeassen der Flotte übernommen und sich zusammen mit Kip auf den Weg zur Chromeria gemacht.
    Während der ersten paar Tage waren alle ständig beschäftigt gewesen. Unter Anleitung der Seeleute hatten sich die Schwarzgardisten bemüht, so viel wie möglich von deren Handwerk zu lernen. Hauptmann Eisenfaust wollte nicht, dass seine Gardisten müßig herumsaßen, und als sich ihnen nun die Gelegenheit bot, sich weitere Fertigkeiten anzueignen, stürzten sie sich voller Elan auf die neue Aufgabe. Zuerst brummten die Seeleute mürrisch, aber schließlich überzeugten die Schwarzgardisten sie durch ihre rasche Auffassungsgabe und ihre schnellen Fortschritte.
    Für jene, die nicht im Dienst waren, fanden auf dem Oberdeck der Galeasse wechselnde Schichten von Übungskämpfen und gymnastischen Übungen statt, die Eisenfaust beaufsichtigte. Kip durfte zuschauen, versuchte jedoch zumeist, sich im Hintergrund zu halten und nicht zu stören. Er hatte Tage gewartet, um herauszufinden, wann der Hauptmann ein paar freie Minuten haben würde, in denen Kip ihn stören konnte.
    Der Hauptmann sah Kip an.

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