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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ging zu einem Schrank hinüber und wühlte in einer Kiste. Er gab Kip etwas, an dem zahlreiche Lederriemen angebracht waren, die er durch die Scheide des Dolches zog. »Schnür ihn dir an die Wade, unter der Hose. Jetzt gleich, Kip.«
    Der Hauptmann trat an die Tür und bedeutete Kip, sich dahinterzustellen, damit man ihn von der Tür aus nicht sah. Kip tat wie geheißen, und Eisenfaust öffnete die Tür einen Spaltbreit.
    »Jade, ich bin beschäftigt. Lass keine Boten herein. Vor allem nicht diese verfluchte Schlange.«
    »Mit Vergnügen, Herr«, antwortete eine weibliche Stimme.
    »Schlange?«, fragte Kip mit hochgewickeltem Hosenbein. Er tat sich noch etwas schwer mit den Lederriemen.
    »Andross Guiles Sklave, Grinwoody. Er taugte nur mit Mühe zum Wandler, aber Andross ließ seine Verbindungen spielen, um ihm die Schwarzgardistenausbildung zu ermöglichen, als Abschiedsgeschenk für gute Dienste, wie wir annahmen. Er schaffte die Ausbildung bis zum Schluss, knüpfte Bekanntschaften, erfuhr Geheimnisse sowohl von Einzelnen wie auch der Gemeinschaft, und am Tag, als er den Eid ablegen sollte, entschied er sich dafür, lieber bei Lord Guile in Stellung zu gehen – der sich diese Geheimnisse zunutze machte. Das war vor zwanzig Jahren, aber wir erinnern uns noch gut daran. Es ist nicht so ungewöhnlich, dass jemand direkt vor dem Eid geht, aber es ist jedes Mal eine enorme Verschwendung unserer Zeit und unserer Bemühungen. Wir nehmen all die Mühen auf uns, jemanden auszubilden, und dann lassen sie uns hängen.«
    »Grinwoody?«, wunderte sich Kip. Er konnte es nicht fassen. »Der alte Klotz wäre fast ein Schwarzgardist geworden?«
    »Heute wäre er natürlich tot, wenn er Schwarzgardist geworden wäre. Das ständige Wandeln hätte ihn umgebracht. Also war er am Ende vielleicht der Schlauere.«
    »Das verringert nicht seinen Verrat«, sagte Kip.
    Nachdem Kip sein Hosenbein wieder heruntergezogen hatte, um die Scheide zu verbergen, die jetzt fest an seine Wade geschnürt war, streckte er die Hand in Richtung Hauptmann aus, um sich das Messer zu nehmen. Eisenfaust musterte ihn mit ernstem Blick. »Kip, ich danke dir. Danke, dass du mir vertraut hast. Aber tu das von jetzt an nie wieder.«
    »Herr?«
    »Kip. Ich weiß, dass du einsam bist, und ich weiß, dass du jemanden suchst, dem du vertrauen kannst. Ich verstehe das. Aber du bist jetzt in einer anderen Position. Du weißt nicht, über welche Möglichkeiten Andross Guile verfügt, mich unter Druck zu setzen. Du kennst mich noch nicht einmal drei Monate, und du hast eben vier unschätzbare Kostbarkeiten in meine Hände gelegt. Ich könnte sie dir jetzt abnehmen und dich hinauswerfen lassen. Ich könnte mir mit alledem einen Satrapensitz kaufen. Glaubst du, ich bin gegen alle Anfechtungen gefeit? Glaubst du, ich bin einfach ein zu guter Mensch, um das zu tun?«
    »Ja, Herr«, sagte Kip.
    »Aber du weißt es nicht.«
    »Ein Mann muss handeln, ohne alles zu wissen, sonst wird er nie etwas tun.«
    Um Hauptmann Eisenfausts Mundwinkel zuckte es. »Dann bist du jetzt also ein Mann?«
    »Ich habe anderen das Leben genommen, und ich habe mein eigenes Leben in die Hand genommen und es einem Freund anvertraut. Ja, Herr, ich würde sagen, das macht mich zum Mann.«
    »Nichts davon macht dich zum Mann. Das Erste macht dich zu einem Mörder. Das Zweite macht dich zu einem Narren. Beides könnte dich dein Leben kosten.«
    »Aber noch nicht heute?«, fragte Kip. Bei all seinem Wagemut musste er dennoch unwillkürlich schlucken, als er auf die gezückte Klinge in Eisenfausts Hand blickte.
    »Nein, nicht heute«, erwiderte Hauptmann Eisenfaust. Er hielt Kip das Messer hin.
    Kip nahm es mit einem matten Lächeln entgegen und steckte es in die Scheide, dann streifte er sein Hosenbein wieder darüber.
    »Nun lass uns über die anderen Dinge reden, die dich hier dein Leben kosten könnten«, fuhr der Hauptmann fort. Er nahm einen der Umhänge. »Erstens, Schimmermäntel. Großartig.« Hauptmann Eisenfaust seufzte tief. »Der Legende zufolge gibt es zwölf Schimmermäntel. Anscheinend haben sie immer in Paaren zusammengearbeitet. Als Meuchelmörder.«
    »Wie der Orden des Gebrochenen Auges?«, erkundigte sich Kip.
    »Sie waren der Stolz dieses angeblichen Ordens.«
    »Waren? Angeblich? Ihr haltet den Stoff der Legenden in Euren Händen. Buchstäblich.«
    »So sieht es aus.«
    Kip zeigte Hauptmann Eisenfaust die Schimmermantel-Karte. »Dieser Mann war einer von ihnen. Er hieß Vox, und

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