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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Schwarzgardisten um – einem schlaksigen Ilytaner mit einem schiefen Lächeln. »Lytos, das ist mein Sohn, Kip. Kip ist mein Sohn.«
    »Ja, Herr«, antwortete der Mann. Er hatte eine seltsam hohe Stimme. »Ich verstehe.« Oh, ein Eunuch. Kip hatte davon gehört, dass manche Ilytaner glaubten, Eunuchen seien bessere Wandler als nicht verschnittene junge Männer. Seine Lehrer hatten sich jedoch über diese Vorstellung lustig gemacht: Wenn man einem Mann die Eier abschneidet, verändert das nicht seine Augen, pflegten sie zu sagen. Das eine Ende eines Mannes abzuschneiden verändert nicht das andere. Andererseits veränderte es offensichtlich seine Stimme, also war die Vorstellung vielleicht doch nicht ganz so lächerlich. Oder vielleicht bewahrte es seine Stimme davor, sich zu verändern, was offensichtlich nicht dasselbe war. Vielleicht gab es etwas an der Pubertät, was auch die Augen eines Mannes veränderte – vielleicht unmerklich, doch stark genug, um die Farbwahrnehmung von Männern zu beeinträchtigen und so ihre magischen Fähigkeiten öfter als die von Frauen versagen zu lassen.
    Abermals bestand das Problem darin, dass man nicht sagen konnte, exakt welche Farbtöne jemand anders wahrnahm, also riet jeder so gut, wie er konnte. Und anscheinend vertrauten manche so sehr auf ihre Schätzungen, dass sie um derentwillen Kindern die Hoden abschnitten.
    Kip lebte in einer verrückten Welt.
    »Herr, wenn Ihr einen Moment Zeit habt, so kann ich Euch meinen Verdacht sagen, wer …« Kip senkte die Stimme. »Wer sie umgebracht hat.« Janus Borig.
    Gavin verstand. Er nickte. Tippte kurz Kips Schulter an.
    Lytos löste sich von ihnen, als sie die Sicherheitskontrolle durchschritten, und wechselte ein paar Worte mit dem verantwortlichen Offizier. Keine fünf Sekunden später kam er hinterher und beeilte sich, Gavin und Kip wieder einzuholen. Ein weiterer Schwarzgardist – Kip vermutete, dass es der ihm selbst zugeteilte war – begleitete ihn. Es war eine Frau. Samite. Kip freute sich, sie wiederzusehen. Er grinste sie an. Sie runzelte nur die Stirn.
    Sie gingen zu Gavins Zimmer hinüber und traten ein. Gavin bedeutete Kip, ihm zu folgen. Samite folgte Kip wie ein eigentümlich stämmiger Schatten und nahm ihren Platz hinter der Tür ein. Sie war jetzt Kips Leibwächterin, und das hieß, dass sie ihn selbst in Gavins Zimmer bewachte. Selbst vor Gavin, wenn es sein musste?
    Eine verrückte Welt.
    Der große, offene Raum war makellos sauber und genauso schön wie das letzte Mal, als Kip hier gewesen war. Aber nun wusste er viel mehr über das Wandeln als damals. Da er mehr wusste, war er auch stärker beeindruckt. In den Wänden befanden sich Vertäfelungen aus Höllenstein, über die man mit Hilfe von ultraviolettem Luxin die Fenster und die künstlichen Lichter an der Decke steuern konnte. Um den Raum trotz der Kälte, die durch die zahlreichen raumhohen Fenster drang, warm zu halten, waren die Böden und die Decke mit infrarotem Luxin durchwoben.
    Aber bevor Kip die luxuriöse Pracht und Kunstfertigkeit der Fenster selbst bestaunen konnte, bemerkte er Marissia, Gavins Kammersklavin. Jemand musste ihr mitgeteilt haben, dass Gavin kommen würde, denn sie trug edlere Kleider, als Kip je zuvor an ihr gesehen hatte. Er nahm an, dass die graue Farbe gewählt war, um den Buchstaben der Kleiderordnung gerecht zu werden, und ihr Haar war sorgfältig hinter die Ohren gekämmt, um zu zeigen, dass aus ihnen im ilytanischen Stil ein viertelkreisförmiges Stück herausgeschnitten war. Sie sah unglaublich gut aus: Der enge Schnitt ihrer Kleider und ihre geschmeidigen Kurven überwältigten Kip stärker, als es das Toben der ans Ufer krachenden Wellen des Ozeans vermocht hätte, die im Hintergrund zu hören waren. Ihr Gesichtsausdruck nahm ihn sofort gefangen. Sie atmete tief durch; gierig nach Anerkennung lechzend und um Gunstbezeigungen buhlend, hatte sie Augen nur für Gavin.
    Kip hatte Dutzende, Hunderte von Menschen mit bewunderndem Blick seinen Vater anstarren sehen. Er hatte Menschen gesehen, deren Augen vor Verehrung glänzten. Dies war ein Blick der Liebe.
    Kip schaute so schnell zu Gavins Gesicht, als versuche er, einer Kanonenkugel im Flug zu folgen.
    Das Prisma war offensichtlich angetan. Er lächelte breit, und Kip sah, wie der Blick seines Vaters anerkennend über Marissias Körper strich.
    Oh. Das ist mein Vater. Starrt eine Frau an, als …
    Kip wollte nicht daran denken. Er wandte seinen Blick

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