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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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lügt?«, fragte er.
    »Genau.«
    »Was ist denn dann das schlimmste Bett im Raum?«
    »Ganz hinten. Am weitesten von der Tür weg.«
    Kip begann zu diesem letzten Bett hinüberzutrotten, als ihm etwas aufging. Er blieb stehen. »Ich habe eigentlich überhaupt kein Gepäck.« Er hatte nur seinen Umhang, die prunkvolle Messerschatulle und das Messer selbst.
    Samite räusperte sich.
    »Was?«
    »Du kannst nicht bewaffnet zum Unterricht gehen.«
    Oh, verdammt.
    »Wir bringen dich außerdem zum Schneider, um dir eine Garderobe für die Chromeria zu beschaffen.«
    Was sollte er jetzt tun? Einen Dolch von unschätzbarem Wert in einem Schlafsaal zurücklassen? Samite wusste nur, dass er ein Messer hatte. Sie kamen praktisch von einem Schlachtfeld, also war das keine Überraschung. Aber wenn er es ihr zeigte, würde sie es gewiss melden. Er musste es irgendwie hinkriegen, dass es selbst für sie nicht interessant war.
    »Ich werde, äh, mein Hemd ausziehen müssen, um mir das Messer abzunehmen, könnt Ihr Euch, ähm, bitte umdrehen?«, bat Kip.
    Sie drehte ihm den Rücken zu und verzichtete gänzlich darauf, weitere Scherze zu machen oder auch nur zu grinsen.
    Kip ging schnell zu seiner Pritsche, zog sein Hemd aus und band den Dolch los. Dann streifte er sein Hemd wieder über und legte unbeholfen seinen Umhang zusammen. Er öffnete die Truhe. Darin befand sich eine dünne, gefaltete Decke. Kip legte den Umhang und die Dolchschatulle in die Truhe und schob die Truhe ans Fußende des Bettes.
    »Bist du fertig?«, fragte Samite.
    »Ähm, nein! Noch einen Moment.«
    Kip warf einen Blick über die Betten. Es standen vielleicht sechzig Pritschen im Raum. Die unbenutzten Betten, die Kip nun umgaben, waren nicht gerichtet, und die Truhen standen unter ihnen. Die besetzten Betten waren gemacht und hatten die Truhe am Fußende stehen.
    Es gab keine Verstecke, genauso wie es auch keine Privatsphäre gab.
    Kip schob den Dolch unter die Matratze. Er machte schnell das Bett und bemühte sich, die Falten glattzustreichen, damit der Höcker nicht allzu auffällig war. Dann wandte er sich wieder Samite zu.
    »Nur damit du Bescheid weißt«, sagte Samite, »wenn du dich bestehlen lassen willst, ist es am einfachsten, etwas unter deiner Matratze zu verstecken. Dort schauen Spitzbuben und Diebe immer als Erstes nach.«
    Ich bin ganz fürchterlich ungeschickt! Ich hätte meinem Vater von dem Dolch erzählen sollen. Wenn er ihn mir weggenommen hätte, wäre das immer noch besser, als wenn irgendein sechzehnjähriger Idiot ihn mir stiehlt. Verdammt, Mutter, hättest du mir nicht einfach irgendein Medaillon geben können?
    Kip ging zurück zu seiner Pritsche, schnappte sich den Dolch und sah sich um. Er ging fünf Reihen hinunter zu einem der unbenutzten Betten, öffnete die Truhe darunter und schob das Messer unter die zusammengelegte Decke. Besser als nichts. Er rückte die Truhe wieder unter das Bett und verzog das Gesicht.
    »Toll«, murmelte Kip. »Was kommt als Nächstes?«
    Als Nächstes kam der Schneider, wo Kip sich ausziehen musste, um sich von zwei Frauen die Maße nehmen zu lassen. Eine der Schneiderinnen war recht attraktiv, und als sie vor ihm kniete, während er in seiner Unterwäsche dastand, konnte er direkt in ihren Ausschnitt schauen. Kip verbrachte die nächste halbe Stunde damit, die Decke anzustarren und zu beten. Und gerade als er endlich fertig war und Orholam dafür dankte, dass sein Körper nichts unternommen hatte, um ihn zu beschämen, räusperte sich die andere Frau und reichte ihm ein zusätzliches Paar sauberer Unterwäsche. »Ihr könntet sie ab und zu einmal waschen«, sagte sie verschwörerisch. »Und Eure Achseln auch.«
    Er wäre am liebsten gestorben.
    Sie schickten ihn zum Baden – er wies wütend den Sklaven ab, der versuchte, ihm mit dem Schwamm zu helfen –, dann musste er seine neue weiße Überjacke, die neue Unterwäsche und die neue weiße Hose anziehen, und ein Sklave brachte seine Kleider in sein Quartier. Dann gingen sie ihn förmlich anmelden, und ein Beamte wies Kip an, seinen Namen unter einen Haufen von Formularen zu setzen. Anschließend brachte ihn Samite in den Speisesaal, wo ihm ein sehr kleines und sehr hastiges Mittagessen eingeräumt wurde, und sie zeigte ihm, wo auf jedem Stockwerk der Türme die Toiletten waren.
    Und schließlich brachte sie ihn zu seiner ersten Unterrichtsstunde. »Ich kann mit reinkommen oder draußen warten. Entscheide du«, sagte sie.
    »Draußen. Bitte, bleibt

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