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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Magistra wusste genau, wie hart sie mit diesem Ding zuschlagen konnte. Zumindest hatte sie die Knöchel seiner rechten Hand getroffen. Bei seiner verletzten linken Hand wäre es viel schlimmer gewesen.
    Magistra Kadah drehte sich um, trat wieder vor die Klasse und murmelte dabei vor sich hin: »Kip. Lächerlicher Name. Aber welchen Namen kann man von einer ungebildeten Schlampe schon für ihren Bastard erwarten?«
    Es war eine Falle. Kip wusste, dass es eine Falle war. Die Falle gähnte direkt vor seinen Füßen. Sie hasst dich, und sie hat einen Plan. Halt einfach den Mund, Kip.
    Er reckte die Hand. Es war der beste Kompromiss, den sein Gehirn mit seinem Mund aushandeln konnte.
    Sie rief ihn nicht auf. Er hielt die linke Hand weiterhin ausgestreckt. In ihren weißen Verband eingewickelt, war sie unmöglich zu übersehen. Es hätte wie eine Kapitulationsflagge wirken können, wäre es nicht so offenkundig ein Akt der Rebellion gewesen.
    »Wie ihr alle noch von der gestrigen Stunde im Gedächtnis behalten haben solltet, ist das Wandeln der Prozess der Verwandlung von Licht in eine stoffliche Substanz, Luxin.« Sie sah, dass Kip noch immer die Hand in die Höhe hielt, und ihr Mund verspannte sich vorübergehend, aber sie ignorierte ihn. »Alle Farben des Lichts können in verschiedene Luxin-Farben verwandelt werden, die alle ihren eigenen Geruch, ihr Gewicht, ihre Festigkeit und Belastbarkeit haben.«
    Beim Barte Orholams, dieser Kram? Sie waren so weit zurück? Was für eine Verschwendung meiner …
    »Kip, verschwenden wir deine Zeit?«, fragte sie scharf. »Langweilen wir dich?«
    Falle, Kip. Tu es nicht, Kip.
    »Nein, nein, meine Augen werden ständig so glasig. Kommt daher, weil meine Mutter immer Nebel geraucht hat.«
    Ihre Augenbrauen fuhren in die Höhe.
    »Das ist so eine Krankheit von mir«, fuhr Kip fort. Hör auf damit, Kip. Hör auf. »Seht, ich bin nicht nur fett, ich bin auch langsam – Ihr wisst schon, geistig –, wenn ich mich also auf eine Sache konzentriere, bin ich nicht in der Lage, zum nächsten Thema weiterzugehen, bis all meine Fragen beantwortet sind. Vielleicht bin ich für diese Klasse nicht weit genug fortgeschritten. Vielleicht sollte man mich in eine andere stecken.«
    »Ich verstehe«, sagte sie. Er wusste, dass sie ihm nicht gestatten würde, in eine andere Klasse zu gehen. Er wusste nicht einmal, ob es noch eine andere Klasse gab. »Nun, Meister Guile, das hier ist eine Anfängerklasse, und wir rühmen uns, nicht einmal das langsamste Rind in der Herde zurückzulassen, und offensichtlich willst du unbedingt etwas sagen, nicht wahr?«
    »Ja, Magistra.« Er hasste sie. Er kannte sie kaum und wollte ihr schon ihr hässliches Gesicht einschlagen.
    Sie lächelte. Es war ein zutiefst unangenehmes Lächeln. Kleine Frau, die sich unendlich freut, Herrin über ihr Reich zu sein, maßlos stolz darauf, eine Klasse voller Kinder zu schikanieren. »Dann schlage ich dir eine Abmachung vor, Kip: Du sagst, was immer du sagen willst, aber wenn ich es unverschämt finde, werde ich dir wieder auf die Knöchel schlagen. Seht ihr, Kinder, hier bietet sich uns ein wunderbarer Anschauungsunterricht. Es ist ganz wie beim Wandeln – die Sache hat immer ihren Preis, und man muss entscheiden, ob man bereit ist, ihn zu zahlen.«
    »Ihr habt meine Mutter ungebildet genannt, und das ist ungefähr so wahr, wie wenn ich Euch einen anständigen Menschen nennen würde.« Das Herz ging ihm über, und es schnürte ihm die Kehle zu. »Meine Mutter hat ihre Seele an den Nebel verkauft. Sie hat gelogen und betrogen und gestohlen, ich glaube, sie hat sogar einige Male ihren Körper für Geld feilgeboten, aber sie war nicht ungebildet. Wenn Ihr also meine Mutter verleumden wollt, um mich jämmerlich erscheinen zu lassen, gibt es jede Menge Wahrheiten, die Ihr hier ausbreiten könnt. Aber ungebildet gehört nicht dazu.« Du Miststück.
    Die ganze Klasse gaffte Kip an. Er wusste nicht, ob er gerade mit hundert Gerüchten aufgeräumt oder sie überhaupt erst in die Welt gesetzt hatte. Vielleicht beides, aber er hatte seinen ruhigen Tonfall beibehalten und seine Magistra nicht als Lügnerin oder Schlimmeres bezeichnet. Es war eine Art Sieg. Irgendwie.
    »Bist du mit allem fertig?«, fragte die Magistra.
    Und jetzt der Preis des Sieges. »Ja«, sagte Kip.
    Er legte die Hand auf den Tisch, damit sie sie schlagen konnte – die linke, in Verbände gewickelte Hand.
    Dumm, Kip. Du forderst sie nur heraus. Bittest förmlich

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