Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
werden ihn in den kommenden Tagen sehr nötig haben.«
    Karris umschloss die alte Frau in einer festen Umarmung, verließ dann eilig den Raum und hielt nur kurz inne, um die anderen Schwarzgardisten hineinzubitten.

86
    Gavin – der falsche und einzige – setzte langsam einen Fuß vor den anderen und kletterte aus seiner selbst geschaffenen Hölle. Der Flaschenzug und die Gegengewichte erlaubten eigentlich eine viel schnellere Bewegung, aber der Flaschenzug verursachte auch Lärm. Von hier unten aus konnte Gavin nicht sagen, ob das Geräusch hoch oben irgendeinen Unterschied machte, und so war er besser übervorsichtig.
    Nach einiger Zeit war er endlich oben angelangt. Er kletterte durch das Loch, brachte den Boden so leise wie möglich wieder in seine alte Position, löste das gelbe Luxinbrett auf und horchte an der Tür. Nichts.
    Nachdem er eine volle Minute lang gehorcht hatte, öffnete er die Tür einen Spaltbreit. Dann weiter.
    Niemand war im Raum außer Marissia, die schweigend auf dem Boden kniete.
    »Marissia«, sagte Gavin, dem ihr Anblick das Herz erwärmte. »Ich habe gesagt, dass du gehen sollst«, fügte er mit sanfter Stimme hinzu.
    Erst jetzt blickte sie ihn an, und er war überrascht, einen wahren Sturzbach neuer Tränen ihre Wangen hinabrinnen zu sehen. »Ich wusste, dass Ihr zurückkommen würdet. Bitte, Herr, schickt mich nicht weg. Das ist alles, was ich zu sagen weiß. Ich – bitte, weist mich nicht ab.«
    Abweisen? »Nein, nein, nein«, erwiderte er. »Ich schicke dich nicht weg. Aber … Marissia, ich habe dir deine Freiheit gegeben. Ich wäre ein treuloser Mann, wenn ich versuchen würde, sie dir wieder zu nehmen. Es war ein Geschenk …«
    »Und ich verschmähe es auch nicht, Herr. In keiner Weise. Ich weiß es hoch zu schätzen. Aber ich kann es nicht annehmen und weiterhin Eure Kammersklavin sein. Ihr wärt ohne mich verloren, Herr.« Sie senkte den Kopf. »Entschuldigt. Das war sehr anmaßend von mir.«
    »Die Wahrheit ist wie so oft: Du hast recht. Ich brauche dich. Aber du könntest meine Sekretärin werden. Weiß Orholam, deine Pflichten haben ohnehin längst alles mit eingeschlossen, was eine Sekretärin macht.«
    »Und mehr«, fügte sie leise hinzu.
    »Nun ja, natürlich. Und dieses Mehr hast du mit großer Souveränität geleistet«, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln. Er hatte gerade seinen Bruder umgebracht, und ringsum ging das Leben weiter, hielt nicht einmal inne, um davon Notiz zu nehmen.
    »Herr …«, setzte sie an, als sei er schwer von Begriff.
    »Ja?«
    »Ihr liebt Lady Weißeiche.«
    »Ja, das tue ich.«
    »Es hinzunehmen, dass sich der Mann, den man liebt, an der Gesellschaft seiner Kammersklavin erfreut, ist eine Sache für eine Dame. Es ist aber eine ganz andere Sache, wenn er sie mit einer in seinen Diensten stehenden Freien betrügt. Besonders wenn Ihr Eure Gunst durch meine Befreiung offensichtlich gemacht habt.«
    Oh. Es war so viel einfacher, eine Sklavin zu befreien, solange man dachte, dass man keinen Preis dafür würde zahlen müssen.
    Gut, dass keine dringlicheren Angelegenheiten anstehen, mit denen ich mich zu beschäftigen hätte, als die Begierden meiner Lenden.
    Gavin rieb sich das Kinn. Neigte seinen Kopf nach rechts und links, bis es knackte. »Marissia, ich habe dir etwas versprochen, und ich wäre ein schlechter Mensch, wenn ich …«
    »Ich habe eine Lösung, Herr!«
    »Eine Lösung?«
    »Die das Geschenk, das Ihr mir gemacht habt, nicht entehrt, mich aber nicht zum Gehen zwingt.«
    Gavin zog die Augenbrauen hoch. »Du willst bei mir bleiben? Ich meine, du willst wirklich bei mir bleiben? Oder hast du einfach nur Angst vor der Veränderung? Wenn du mehr Geld brauchst, dann …«
    »Herr, ich habe den Vertrag bereits aufgesetzt. Es ist keine Freilassung, aber es ist ein Versprechen, dass ich mir, wann immer ich will, meine Freilassung für einen Danar erkaufen kann. Auf diesem Weg habt Ihr mir nach wie vor Euer großzügiges Geschenk gemacht, und ich kann es annehmen, wann immer ich will, ohne Euch zu berauben oder die Dinge zwischen Euch und Karris schwieriger zu machen.«
    Noch schwieriger heißt das.
    »Ich weiß noch immer nicht … Du bist eine Kammersklavin, Marissia. Du hast noch nicht einmal ein Recht auf deinen eigenen Körper. Wenn du keine Sklavin wärst, könntest du eine Satrapa sein, eine Königin der Kaufleute, was immer du willst. Stattdessen …«
    »Was könnte ich in diesem Leben tun, was eine größere

Weitere Kostenlose Bücher