Die Blendende Klinge
Schwarzgardisten als sonst. Zwei der Neueinberufenen und Jin Holvar, eine Frau, die im selben Jahr wie Karris der Schwarzen Garde beigetreten war, auch wenn sie ein paar Jahre jünger war als Karris.
Karris und Jin halfen der Weißen, ihre Notdurft zu verrichten, wobei sie praktisch ihr ganzes Gewicht halten mussten. Karris musste ihr beim Abputzen helfen.
»Entschuldige, Kind. Mein Körper macht nicht mehr mit«, murmelte die Weiße verlegen.
Die beiden jungen männlichen Schwarzgardisten, Gill und Gavin Gräuling, vermieden geflissentlich, sich umzusehen. Irgendwann würden auch die jungen Männer ihr dabei helfen müssen. Es gab einfach nicht genug Frauen in der Schwarzen Garde, um immer zwei in jeder Schicht zu haben. Im Moment jedoch mussten sie sich ohne Zweifel erst einmal an die Tatsache gewöhnen, dass die Weiße überhaupt ihre Notdurft verrichten musste. Karris erinnerte sich daran, wie es war, jung und voller Ehrfurcht zu sein.
Das schien ihr jetzt schon sehr lange her.
»Ihr könnt gehen«, sagte Karris den jungen Männern. »Ich werde mich später mit euch zu einer Unterredung in den Quartieren treffen. Jin und ich werden …«
»Nein, ich möchte, dass sie bleiben«, sagte die Weiße müde. »Jin, du kannst gehen.«
Jin verließ den Raum, und Karris half der Weißen in ihre Bettkleider. Karris half der Weißen, zu ihrem Bett zu wackeln, und dann half sie ihr beim Aufsitzen. Es war genau genommen keine Schwarzgardistenpflicht, aber die Kammersklavin der Weißen war selbst schon alt und gebrechlich. Die Weiße meinte, dass sie, da sie selbst ohnehin nur noch so wenig Zeit habe, keine neue Sklavin zu zu kaufen brauche, und so lange wollte sie die alte noch behalten – auch wenn die alte Frau nur noch eine geringe Hilfe darstellte.
Die Weiße seufzte tief. »Also«, sagte sie dann. »An die Arbeit.«
»Ihr wirkt erschöpft, Herrin«, bemerkte Karris. »Und ich habe ein Wort mit diesen Männern zu reden. Sie hatten zuvor Dienst, als …«
»Ich weiß schon, wo sie waren. Warum wohl glaubt Ihr, dass ich sie mitgebracht habe?«, fragte die Weiße.
Karris legte die Stirn in Falten.
»Das Spektrum«, fuhr die Weiße fort, »hat den Krieg erklärt. Heute Nacht haben wir über die Zusammensetzung der Streitkräfte abgestimmt.«
»Wie bitte?«, wunderte sich Karris.
»Der Blutwald und Ruthgar hatten ihre Armeen bereits mobilisiert, und sie werden sehr bald hier sein. Sobald der Farbprinz in Atash eingefallen war, wussten sie, dass es zu einem Krieg kommen würde. Aber ich fürchte, keine der anderen Parteien wird in der Lage sein, ihre Armeen in den Kampf zu schicken, bevor das Schicksal von Ru entschieden ist. Andross Guile wird den Oberbefehl über die von der Chromeria bereitgestellten Truppen haben und auch die Generäle des Blutwalds und von Ruthgar leiten.«
»Es wird also keinen Promachos geben?«, fragte Karris. »Und wie will Lord Guile dann …«
»Es ist, wie es ist«, sagte die Weiße. »Das alles wurde schlauerweise eingefädelt, während Gavin nicht erreichbar war, und so hatten er und seine neue Satrapie keine Stimme. Andross hat die Vorschläge mit seiner typischen Geschicklichkeit manipuliert. Er kennt alle Kniffe und Schachzüge auf diesem Parkett. Entweder musste es unter seinen Bedingungen geschehen, oder Ru wäre fallengelassen worden. Er wollte zum Promachos ernannt werden, und wir müssen es schon als Sieg verbuchen, dass es uns gelungen ist, ihn davon abzuhalten. Ich nehme an, er hat nicht erwartet, damit durchzukommen, aber es ist nun, wie es ist. Die Mobilmachung beginnt schon heute Morgen.«
Karris öffnete den Mund, doch ihr fehlten die Worte.
»Jetzt zu euch«, wandte sich die Weiße an die Brüder Gräuling. »Erzählt mir, was letzte Nacht in den Gemächern des Prismas vorgefallen ist.«
Gill, der ältere Bruder, räusperte sich und warf einen besorgten Blick auf Karris.
»Ihr braucht sie nicht zu schonen«, befahl die Weiße. »Sie hat ein Anrecht darauf, die Wahrheit zu wissen.«
»Ja, Hohe Dame. Also, äh, Gavin und ich wurden gestern Abend für den Wachdienst ausgewählt. Wir waren nur dünn besetzt, und auch wenn wir beide neu waren, so waren doch unten an den Aufzügen sowie den Gang hinunter erfahrenere Schwarzgardisten positioniert, die Euer Zimmer bewachten, und so wurde uns gestattet, das Prisma zu bewachen. Das Prisma traf etwa eine Stunde vor Mitternacht ein. Er begrüßte uns und machte ein paar Späßchen …«
»Typisch«, murmelte Karris
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