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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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den Kopf gehen, schob sie dann wieder zur Seite, ohne ihnen allzu große Dringlichkeit beizumessen. Auf diese Art hatte er vielfach seine beste Arbeit erledigt. Er erinnerte sich daran, dass Demnos Jorvis nicht gut mit seiner Frau auskam, Arys’ Schwester Ela. Er fragte sich, wie schnell so ein Gottesbann wohl wuchs. Das Ausbalancieren der Farben war zuvor sozusagen eine Handarbeit gewesen. Die Wandler der einen Farbe waren angewiesen worden, ein Jahr lang mehr Luxin zu verwenden, während die Wandler der außer Kontrolle geratenen Farbe weniger hatten verwenden müssen. Der Arm der Chromeria reichte recht weit. Er dachte an die Hohen Luxiaten, jene Männer, die über die Lehre entschieden, die dann in allen Satrapien verkündet wurde, und die sich nach all den merkwürdigen Meldungen nun sicher liebend gern mit ihm treffen würden. Sie liebten und fürchteten ihn, aber ob er wohl eine Änderung der Religion selbst würde durchsetzen können? Er dachte an Karris. Er würde sie zurückgewinnen. Jetzt war es möglich, da war er sich sicher.
    Und er dachte an seinen toten Bruder. Er setzte sich auf und bemerkte, dass Marissia das Tablett mit den harten viereckigen Laiben jenes speziellen Brotes hereingebracht hatte, das er fünftausendmal die Rutsche hatte hinunterfallen lassen. Er fühlte sich nicht schuldig. Es war wie in den Spiegel zu sehen und festzustellen, dass man kein Kind mehr war. An diesem Morgen konnte Gavin sich selbst ganz leidenschaftslos betrachten. Das bin ich nun also: Gavin Guile, Brudermörder. Der Mann, dessen Wille stark genug gewesen war, seinen Bruder zu töten, um die Sieben Satrapien zu retten. Er war nun der Mann, für den ihn alle seit sechzehn Jahren gehalten hatten.
    Beinahe.
    Marissia schlüpfte zur Tür herein.
    »Herr«, sagte sie. »Gut, dass Ihr wach seid. Euer Vater möchte sich sofort mit Euch treffen. Überall auf Kleinjasper machen Neuigkeiten vom Tod der jungen Dame die Runde. Die Schwarze Garde hält sich bedeckt, während ihre Nachforschungen im Gange sind – man wartet auf die Anordnungen der Weißen, die schläft, nachdem sie die ganze Nacht hindurch wach war. Das Spektrum hatte letzte Nacht noch eine Dringlichkeitssitzung, in der über die Zusammensetzung der zur Verteidigung von Ru beorderten Streitkräfte abgestimmt wurde. Sie haben Eurem Vater das Oberkommando übertragen, konnten aber seinen Versuch, zum Promachos ernannt zu werden, vereiteln. Grinwoody hat mich abgefangen, Herr, und mir befohlen, Euch zu holen. Er hat mir nicht geglaubt, als ich ihm sagte, dass ich nicht weiß, wo Ihr Euch befindet.«
    Es gab Tricks, um zu herrschen, Tricks, um zu gewinnen, und Tricks, um sich selbst im schlimmsten Feuer die Treue zu erhalten. Gavin vergaß manchmal, dass diese Tricks genauso gut bei denen funktionierten, die ihn gut kannten, wie bei völlig Fremden. Karris hatte recht: Gavin ließ diejenigen, die ihm am nächsten waren, zu oft am schlechtesten wegkommen. Und so zog er einen dicken schwarzen Trennungsstrich zwischen sich und seine Sorgen und konzentrierte all seine Aufmerksamkeit auf die Frau vor ihm.
    »Marissia«, sagte er. »Das macht überhaupt nichts. Du bist großartig. Unübertrefflich. Wenn ich den heutigen Tag überlebe, ohne mich ins Gefängnis oder zum Scharfrichter begeben zu müssen, darfst du dir etwas wirklich, wirklich Schönes kaufen.«
    Sie lächelte. »Wie Ihr befehlt.«
    Ihre Freude gab ihm Auftrieb. Er war Gavin Guile. Er war das Prisma. Gab es überhaupt etwas, was er nicht binnen eines Jahres leisten konnte?

87
    »Es gibt Gerüchte, dass es dir letzte Nacht gelungen ist, eine Meuchelmörderin abzuwehren«, sagte Andross Guile.
    »Eine Meuchelmörderin?«, wiederholte Gavin fragend. Er hatte es nur mit Mühe geschafft, ungesehen zu ihm herunterzukommen. Er war versucht gewesen, sich wieder des Schimmermantels zu bedienen, doch er war nicht gewillt, den Besitz dieses Kunstwerks seinem Vater zu offenbaren. Andross würde es bestimmt irgendwie merken, wenn er ihm auch nur auf hundert Schritt nahe kam.
    Sein Vater saß in dem Raum, der so dunkel wie Höllenstein war, Gavin indes blieb stehen. Er wollte sich nicht länger als unbedingt nötig hier aufhalten.
    »Es gibt ein anderes Gerücht, demzufolge du sie vom Balkon gestoßen hast, weil sie sich weigerte, deinen eigenartigen Perversionen zu frönen. Oh, warte, das habe ich ja selbst in die Welt gesetzt.« Andross Guile grinste freudlos.
    »Und wem gegenüber hast du das Gerücht verbreitet? Unter

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