Die Blendende Klinge
gekämpft hat? Nur wegen ihm haben wir alle Probleme gemeistert. Wir haben gewonnen . Zwischen dem Ort, wo dieses Schwein Lucia ermordet hat, und unserem Ziel lagen nur noch ungefährliche Stadtviertel. Entschuldigt, Herr, aber Brecher hat recht. Das ist Blödsinn. Ihr macht es einem fast unmöglich …«
»Kruxer! Du bist noch immer ein Frischling, und wenn du vergisst, wo dein Platz ist, dann sei versichert, dass ich dich auf der Stelle eigenhändig rauswerfen werde«, sagte Ausbilder Fisk. »Die Aufgabe bestand darin, das Geld zur Chromeria zurückzubringen. Ihr habt das nicht getan. Keine Entschuldigungen. Ihr habt die Prüfung nicht bestanden.«
Kip hatte Kruxer noch nie ärgerlich gesehen, geschweige denn rasend vor Wut, aber jetzt war er es zweifellos. Einen Moment lang glaubte Kip, der Junge würde sich auf Ausbilder Fisk stürzen. Ein bebender Ton summte durch die Menge, wie ein gezupfter Akkord auf einer Psantria. Sämtliche Schwarzgardisten waren darin geschult, Gewalt vorauszusehen, und alle sahen sie nun das Gleiche kommen. Aber Kip trat vor und legte eine Hand auf Kruxers Arm. »Orholam lässt Ungerechtigkeit nicht lange bestehen, nicht wahr?«, sagte er.
Kruxer war religiös. Kip dachte, dass eine solche Luxiaten-Plattitüde seinen Kurskameraden vielleicht zur Besinnung zu bringen vermochte.
»Eine Tatsache, die wir alle gut im Gedächtnis behalten sollten«, erwiderte Kruxer. Seine Stimme war ruhig, aber seine Augen fixierten die von Ausbilder Fisk. Dann wandte er sich ab.
»So – wer ist denn der Erste?«, fragte Kip schnell. Öl auf die Wogen, Kip. Öl glättet die tobenden Wogen.
Ausbilder Fisk funkelte ihn grimmig an. Dann bellte er: »Winsen! Du bist dran! Wen forderst du heraus?«
Winsen war Nummer zwanzig der Frischlinge. Ein Berg-Parianer, aber er hatte nicht deren hohen, schmalen Wuchs. Er hatte noch einiges an Babyspeck auf den Rippen und war einer der jüngeren Frischlinge. Ein seltsamer Kerl – manchmal geradezu brillant, manchmal schrecklich dumm. Teia glaubte, dass er im nächsten Jahr überragend werden würde. Dieses Jahr jedoch war die Wahrscheinlichkeit, dass er es schaffte, erbärmlich gering. Niemand, vor dem man Angst haben musste. Plötzlich verfinsterte sich Kips Blick – ihm wurde klar, dass diese Beschreibung auch auf ihn selbst zutraf.
»Brecher«, sagte der Junge. Als sie zusammen zum Höllenstein gingen, wandte er sich an Kip: »Ich werde stehen bleiben und zu wandeln versuchen. Es wird mir misslingen. Schieß einfach fest mit einem deiner grünen Bälle auf mich, ja? So, dass mir die Luft wegbleibt. Dann sorge dafür, dass ich mich dir ergebe.«
»Was?«, fragte Kip ungläubig.
»Schau, dass es gut aussieht, ja?«
Dann war Ausbilder Fisk bei ihnen. »Farben?«, fragte er.
»Was?«, fragte Kip. Er kam sich so vor, als würde er nicht das Geringste verstehen.
Ausbilder Fisk erklärte: »Es sind die letzten Kämpfe. Ihr könnt jede beliebige eurer Farben einsetzen. In den vorausgegangenen Prüfungen war es wichtig, dass ihr lernt, mit Glück und Pech umzugehen, aber wir wollen, dass dies ein fairer Test eurer wahren Kampffertigkeit ist. Ich weiß, dass du dieses eine Mal Rot gewandelt hast, aber du hast es nie angekündigt.«
»Oh ja, richtig!«, erwiderte Kip. In seinen Gesprächen mit Teia waren sie übereingekommen, dass Kip seine Polychromatie so lange wie möglich geheim halten sollte. Natürlich würde er, wenn er sie zu lange geheim hielt, dadurch einfach nur einen Kampf verlieren, den er hätte gewinnen können. Bring deinen Einsatz und spiel. »Äh, Blau und Grün.« Es war möglich, dass sich nicht alle daran erinnerten, was vor ein paar Wochen in seinem Kampf mit Ferkudi passiert war, oder dass sie es zumindest für einen Glückstreffer hielten.
Winsen und Kip bezogen im Dunkeln Position. Sie pressten ihre Finger auf die Säule aus Höllenstein, um sicherzugehen, dass ihnen alles Luxin aus dem Körper gezogen war – auch wenn Ausbilder Fisk ihre Finger nicht sehr fest niederdrückte. Dann traten sie zurück, die Blenden fielen von den farbigen Kristallen über ihnen herab, und der gesamte Kreis war von blauen und grünen Strahlern erhellt.
Auch wenn sich Kip fragte, ob ihn Winsen nicht vielleicht irgendwie übers Ohr hauen wollte, wandelte er dennoch seinen zuverlässigen grünen Ball des Verderbens. Er musste sich wirklich dringend noch weitere Techniken des Wandelns aneignen …
Ihm gegenüber ließ Winsen gerade einen blauen Stab in
Weitere Kostenlose Bücher