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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ein anderes Problem. Er konnte den Flur nicht verlassen, ohne Magistra Kadah neue Gründe zu geben, ihn zu hassen, und er konnte sich Andross Guile gegenüber nicht respektlos erweisen, indem er ihn warten ließ.
    »Ähm, könntest du meiner Magistra sagen, dass ich zum Luxlord bestellt wurde?«, fragte Kip.
    Grinwoody sah ihn ausdruckslos an.
    Kip kam sich töricht vor. Als könnte er nicht selbst den einen Schritt tun und den Kopf durch die Tür stecken und sagen: »Man hat mich zum Luxlord bestellt.« Er öffnete schon den Mund, um sich zu erklären, da erinnerte er sich an Gavins Worte: Vergiss nicht, wer du bist.
    Er hatte sich entschuldigen oder bitte sagen wollen, aber das verbot er sich nun.
    Nachdem Grinwoody Kip noch einen Moment lang prüfend ins Auge gefasst hatte, gab er nach. Er klopfte an die Tür und trat ins Klassenzimmer. »Luxlord Guile verlangt, Kip zu sehen.«
    Er gab Magistra Kadah keine Gelegenheit zu einer Antwort – Kip hätte sein linkes Auge dafür gegeben, den Ausdruck auf ihrem Gesicht zu sehen. Grinwoody war zwar ein Sklave, aber ein Sklave, den einer der einflussreichsten Männer der Welt dazu ermächtigt hatte, seine Pflicht zu erfüllen. Nichts, was die Magistra sagte, spielte da eine Rolle. Grinwoody war jemand, der wusste, wer er war.
    Die eigentliche Frage war jedoch: Wer war Kip? Grinwoody hatte nur seinen Vornamen genannt. Es hatte nicht geheißen: »Luxlord Guile wünscht, seinen Enkel zu sehen.«
    Was hatte Gavin gesagt? »Wir werden es als Sieg verbuchen, wenn du dir nicht in die Hosen machst«?
    Kip räusperte sich. »Ähm, hättest du etwas dagegen, wenn wir unterwegs bei den Toiletten Halt machen?«

13
    Gavin lächelte, als er aus dem Gleiter stieg und seinen Fuß auf die Seherinsel setzte. Karris hatte ihren Ataghan gezückt und richtete ihre Pistole auf den erstbesten Mann.
    Die Menschen, die ihnen gegenüberstanden, bildeten eine ungebärdige Meute, mit Schwertern, Musketen und improvisierten Speeren bewaffnet. Äußerlich hatten sie nur wenig Gemeinsamkeiten: Sie stammten aus allen Sieben Satrapien, manche hellhäutig, manche dunkel, manche schmutzig, manche sauber, die einen in Seide, die anderen in Wolle gekleidet. Einige hatten sich mit Kohle ein zusätzliches Auge auf die Stirn gemalt. Aber auch unter diesen gab es welche mit äußerst kunstvollen Zeichnungen, während die von anderen unbeholfen und schief waren.
    All diesen Männern und Frauen gemeinsam war allein die religiöse Hingabe, in einem kleinen Auslegerboot gefährliche Riffe zu überqueren, nur um hierherzugelangen. Und jeder von ihnen war ein Wandler.
    Eine Frau trat durch die Menge. Sie war klein und reichte Gavin gerade bis zur Taille – ihre Arme und Beine waren sehr kurz, während ihr Rumpf die Ausmaße einer normal großen Frau hatte. Ein aufloderndes Auge war kunstvoll auf ihre Stirn tätowiert.
    »Hier werdet Ihr nicht wandeln«, erklärte sie.
    »Das entscheide ich«, entgegnete Gavin.
    Statt verärgert zu wirken, lächelte sie. »Es ist so, wie es vorhergesagt wurde.«
    Seher. Exzellent. »Jemand hat vorhergesagt, dass ich das sagen würde?«, fragte Gavin.
    »Nein, dass Ihr ein Arschloch sein würdet.«
    Gavin lachte. »Ich glaube, hier wird es mir gefallen.«
    »Ihr kommt jetzt mit uns«, sagte sie.
    »Natürlich«, erwiderte Gavin.
    »Das war keine Bitte.«
    »Doch, war es«, widersprach Gavin. »Wenn man nicht die Macht hat, Gehorsam zu erzwingen, äußert man definitionsgemäß eine Bitte. Wie heißt du?«
    »Caelia. Wenn ich müde werde, müsst Ihr mich tragen«, sagte sie unbeeindruckt.
    »Mit Freuden.«
    Das Klicken eines gespannten Gewehrhahns ließ sie herumfahren. Karris richtete ihre Pistole direkt auf Caelias eintätowiertes drittes Auge. Klappern war zu hören, als die anderen Männer ihre Musketen auf Karris richteten und die Hähne spannten.
    »Wenn ihr irgendeinen Fehler macht«, sagte Karris, »werde ich dir den Schädel wegblasen.«
    »Die weiße Schwarzgardistin. Man hat uns gesagt, dass Ihr energisch sein würdet.«
    Karris entspannte ihre Pistole wieder, steckte sie weg und schob ihr Schwert in die Scheide.
    »Ich habe meine Meinung geändert«, erklärte Gavin. »Zu wem wolltet ihr mich bringen, und wie weit müsste ich zu ihr gehen?« Das »ihr« war geraten. Er wusste wenig über die religiösen Überzeugungen der Seher, ja, er glaubte im Grunde, dass es hier überhaupt keinen einheitlichen Glauben gab, aber wo immer Kulturen mit biologischen Tatsachen konfrontiert

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