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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ich wusste – auch wenn mein ursprünglicher Kriegsgrund ein gerechter war –, dass ein Sieg für die Sieben Satrapien eine Katastrophe sein würde. Corvan hat mir eine Narbe verpasst, die derjenigen Gavins glich, und ein Spion hat uns mit den Einzelheiten seiner Kriegskleidung vertraut gemacht.« Gavin holte tief Luft. »Meine Mutter wusste es natürlich sofort, als sie mich sah, aber sie wollte nicht auch noch ihren letzten Sohn verlieren, und so hat sie mich beraten und mir geholfen, Gavin zu sein. Ich habe gedacht, wenn ich meine Verkleidung nur ein paar Monate aufrechterhalten könnte, würde ich in der Lage sein, den meisten Schaden von den Sieben Satrapien abzuwenden. Es war mir nicht bewusst, wie schwer es mit dir werden würde. Ich wusste nicht einmal, wie ich überhaupt mit dir würde reden können. Ich hatte geglaubt, du würdest Gavin lieben. Sollte ich dich heiraten – als er ? Das wäre ein Betrug zu viel gewesen, Karris. Ich konnte es nicht tun. Ich konnte es einfach nicht. Aber womöglich war, was ich getan habe, noch schlimmer.«
    Das mit dem gelösten Verlöbnis war nicht allzu gut gelaufen. Sie war verschwunden, gedemütigt und finanziell ruiniert, wie sie war, und er hatte gedacht, dass er sie niemals wiedersehen würde. Ein Teil von ihm war darüber froh gewesen, jener Teil, der überleben wollte. Wenn es jemanden gegeben hatte, der durch seine ganze Maskerade hätte hindurchsehen können, dann sicherlich Karris. Das Jahr, das sie fort gewesen war, hatte ihm Zeit gegeben, seine Maske zu verbessern und zu verfestigen und so wirklich Gavin Guile zu werden .
    »Erzähl es mir«, sagte sie. Sie sah ihm beharrlich nicht in die Augen und machte keine Anstalten, ihre Tränen wegzuwischen. »Erzähl mir alles.«
    Ihre Stimme gab ihm nichts an die Hand. Sie war kalt, ausdruckslos, ohne Leben.
    Was sie schon wusste, reichte aus, um ihm den Tod zu bringen, und so verstand er wirklich nicht, was ihm so schwerfiel. Wer sich in die Mörderhöhle begibt, muss auch damit rechnen, ermordet zu werden. Aber das ungute Gefühl in seiner Magengrube hatte andere Ursachen. Da ging es nicht um Leben und Tod. Das waren irgendwie belanglose Dinge. Hier ging es darum, womöglich den Abscheu einer Frau zu erregen, die ihm mehr bedeutete als alles andere auf der Welt.
    Er holte tief Luft. Lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und dann wieder nach vorn. Sieben Jahre, sieben unmögliche Ziele. An diesem einen Ziel war er in jedem der vergangenen sechzehn Jahre gescheitert. Wenn sie ihn dafür umbringen würde, hätte er zumindest etwas richtig gemacht.
    Und so begann er zu reden. Er erzählte ihr vom Brand im Haus ihrer Familie, wie er in jener Nacht entdeckt hatte, dass er Licht spalten konnte, und wie er, im Glauben, dass sie ihn betrogen habe, wild vor Wut gewesen sei. Er erzählte, wie er in Schande geflohen war. Wie er verfolgt wurde. Wie sich eine Armee um ihn geschart hatte, ohne dass er sich sicher war, ob er sie überhaupt wollte. Und dann von Gavin, wie er seine Kapitulationsangebote schroff zurückwies. Er berichtete, wie er schließlich angefangen hatte, mit ganzem Herzen zu kämpfen. Wie er Corvan Danavis das Kommando über seine Truppen anvertraut hatte. Wie er überall in Atash gekämpft hatte. Und er erzählte von den Versprechen diverser parianischer Clans. Davon, wie nötig sie diese parianischen Verstärkungstruppen gebraucht hatten, dass sie, um sich mit ihnen zusammenzuschließen, bis nach Tyrea zurückgewichen waren – wo sie schließlich herausgefunden hatten, dass man sie verraten hatte. Die parianischen Clans würden ihnen nicht zu Hilfe kommen.
    Er sagte nur wenig über die letzte Schlacht. Er hatte viele Männer getötet, von denen einige Brüder und Söhne von Menschen gewesen waren, die er seither zu bewundern gelernt hatte.
    Dann sprach er über die seitdem vergangenen Jahre. Wie er der Herausforderung begegnet war, lernen zu müssen, Gavin zu sein, und wie er versucht hatte, all die Missstände zu beseitigen, um deren Behebung sich die meisten Mitglieder des Spektrums kaum zu kümmern schienen.
    Er redete über eine Stunde lang. Während er sprach, konnte er spüren, wie sie ihm gegenüber weicher und wärmer wurde, wie sich ihr Gesichtsausdruck öffnete. Bis er schließlich bei der Schlacht von Garriston und ihren Folgen angelangt war und wie sie ihm eine Ohrfeige gegeben und gesagt hatte, sie kenne sein Geheimnis, und wie er Angst gehabt hatte, sie könne die ganze Wahrheit wissen. Mit

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