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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Eurem Vater verstoßen zu lassen?«
    »Ich fühle mich im Moment absolut unbesiegbar«, erwiderte Gavin. »Woher wisst Ihr davon?«
    »Verstoßen?« Karris horchte auf.
    »Ich erklär’s dir. Später«, antwortete Gavin.
    »Ich kann es später auch erklären«, sagte die Weiße.
    Karris ließ es dabei bewenden. »Versprich mir eine große Hochzeit, wenn du wieder zurück bist«, sagte Karris.
    »Eine Riesenhochzeit.«
    Und so wurden sie vermählt. Die Gelübde waren einfach. In Erfüllung seiner normalen Amtspflichten als Prisma hatte Gavin vielen Bräuten und Bräutigamen die Ehegelübde vorgesagt, aber heute war er es, der sie vergaß. Und sobald sie seinen Mund verlassen hatten, schienen die Worte förmlich zu verschwimmen. Selbst die Weiße nahm er kaum wahr – er hatte nur Augen für Karris. Eine unerklärliche Zärtlichkeit für diese wilde, schöne, dickköpfige, umwerfende Frau erfüllte ihn.
    Er küsste Karris wieder, und unter ihrem Lächeln verzog sie vor Schmerz das Gesicht.
    »Zeit für neue Medizin?«, fragte er sie.
    Sie nickte entschuldigend.
    Er fand die Tinktur und goss ihr ihre Dosis ein. Sie nahm sie dankbar entgegen und lehnte sich in ihre Kissen zurück. »Komm zurück zu mir, mein Herr. Komm bald zurück, hörst du?«
    »Ja, meine Dame«, versicherte er. Er konnte nicht aufhören zu grinsen.
    In kaum einer Minute war sie in tiefen Schlaf gesunken.
    Schließlich wandte sich Gavin zur Weißen um. »Gut gemacht, Lord Prisma«, sagte sie. »Vielleicht habe ich mich ja doch nicht in Euch getäuscht.«
    »Ich werde mein Bestes tun.«
    »Ich hoffe, Euer Bestes reicht aus, uns zu retten.«
    Ein Moment der Ruhe trat ein, und in diesem Augenblick erinnerte er sich daran, warum er sich so sehr angestrengt hatte, jeden ruhigen Moment mit der Weißen zu vermeiden. Sie würde darum bitten, dass er mit ihr auf das Dach ging und das Gleichgewicht der Farben wiederherstellte. Sie hatte vielerlei Gründe dafür. Sie hatte all die Geschichten, die Marissia ihm erzählt hatte, bestimmt ebenfalls gehört. Sie musste wissen, was sie bedeuteten.
    »Wisst Ihr«, begann sie, »ich war kürzlich oben auf dem Dach. Und wisst Ihr, was ich gesehen habe? Kraniche. Tausende von Kranichen, auf ihrem Wanderflug. Habt Ihr sie auch gesehen?«
    »Nicht dass ich mich erinnern würde.«
    »Sie fliegen in V-Formation. Irgendwie macht es ihnen die Sache leichter.«
    Es war merkwürdig, wie sie das sagte. Als ob man etwas einem Kind erklärt. Natürlich hatte Gavin selbst schon Zugvögel beobachtet.
    »Diese Jahr flogen sie nicht in V-Formation. Sie flogen in einer einzigen langen Linie hintereinander. Tausende. Sehr merkwürdig. Wandernde Kraniche fliegen nie über das offene Meer. Ich konnte sehen, wie sie zu kämpfen hatten. Ihnen fehlte die Effizienz ihrer normalen Formation, und so fielen einzelne Vögel aus ihrer Reihe heraus, stürzten ab, starben. Sie flogen direkt auf mich zu. Und dann, als sie Kleinjasper erreichten, löste sich diese merkwürdige Zuglinie ganz plötzlich auf. An jenem Tag rasteten die Kraniche auf den Jasperinseln, was sie seit vielen Jahren nicht mehr getan haben. Und als sie die Inseln verließen, flogen sie in ihrer normalen Formation.« Sie gab ihrem Bericht kein richtiges Ende, sondern hörte einfach auf zu erzählen. »Jedenfalls waren sie nun gerettet.«
    Er hatte dem Gottesbann seine Macht genommen – und ein paar Kraniche gerettet. Bei Orholams Nippeln. »Das ist großartig«, sagte Gavin.
    »Habt Ihr schon eine Gelegenheit gehabt, zum Dach hinaufzugehen?«, fragte sie.
    »Ja, ja, habe ich gehabt.« Das Gesicht ausdruckslos.
    Sie musterte ihn prüfend. Nahm sie es ihm ab? Mit Sicherheit war das Ganze ihre Art, ihm mitzuteilen, dass sie es wusste. Außer – außer es waren einfach die wirren Faseleien einer alten Frau. Vielleicht war es einfach die Art und Weise, wie sich bei einer so intelligenten Frau wie Orea das Senilwerden bemerkbar machte. Vielleicht hatte sie nur die einzelnen Puzzlestücke in der Hand, und ein Teil von ihr versuchte verzweifelt, sie dadurch zusammenzufügen, dass sie laut hinausposaunte, was sie wusste.
    Oder sie warnte ihn ihrer Freundschaft wegen. Ihrer Freundschaft wegen? Waren sie letztendlich also doch Freunde? Aber sie hatte sich mit Haut und Haaren der Chromeria verschrieben sowie ihren Pflichten und den Sieben Satrapien. Ihre nächsten Worte – er wusste, was ihre nächsten Worte sein würden: Gavin, wir müssen darüber reden, wie wir Euch Euer Ausscheiden

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