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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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gebildet hatte. Ihr linkes Auge schwoll mit beträchtlicher Geschwindigkeit zu, und etwas langsamer folgte das rechte.
    Ihr war schlecht von dem Schlag, den sie auf den Kopf erhalten hatte. Sie hatte einen widerlichen Geschmack im Mund, neben dem dumpfen Metallgeschmack des Blutes. Sie bemerkte, dass man sie auf die Seite gerollt hatte, damit sie nicht an ihrem eigenen Erbrochenen erstickte.
    Sie erbrach sich erneut und krümmte sich noch weiter zusammen. Es war so mühsam weiterzuatmen, während sie sich die Seele aus dem Leib kotzte.
    Die Krämpfe ließen langsam nach, aber ihr Kopf schien ihr noch immer nur lose mit ihrem Körper verbunden, bewegte sich in seinem eigenen Tempo, wirbelte herum. Sie rollte sich wieder auf den Bauch und fing irgendwie an zu kriechen.
    Sie konnte kriechen. Immerhin. Sie registrierte unterschwellig, dass sie sich weder Arme noch Beine gebrochen hatte. Gut, sehr gut. Ihre Hände waren schmierig von Blut und Schlimmerem, und die Pflastersteine schnitten ihr in die Knie. Ihre Rippen schmerzten bei jedem Atemzug, aber falls es irgendwelche Rippen erwischt hatte, dann waren sie bloß angebrochen. Sie hatte sich zuvor schon Rippen gebrochen, und das tat noch schlimmer weh.
    Außer natürlich, wenn ihr Körper den wahren Schmerz überdeckte. Es kam vor, dass Körper so reagierten. Der verdammte Körper. Irgendetwas steckte ihr im Hals, und sie spuckte Blut.
    Sie hatte immer noch ihre Zähne, aber sie hatte sich ein ordentliches Stückchen Zunge herausgebissen. Irgendetwas brannte um ihren Hals herum. Doch sie hatte Angst, es zu berühren. Konnte sie auch gar nicht, wenn sie zugleich weiterkriechen wollte.
    Sie erreichte die Kreuzung fünf oder zehn Minuten oder vielleicht auch ein Jahr später.
    Was war das für eine Straße? Sie war sie eben erst entlanggegangen, aber sie konnte sich nicht erinnern. Konnte sich nicht erinnern, in welchem Teil der Stadt sie sich befand. Jedenfalls keine besonders belebte Straße.
    Aber sie konnte nicht mehr weiter. Ihr linkes Auge war mittlerweile vollständig zugeschwollen. Sie merkte, wie sehr ihr der Hintern schmerzte. Sie hatten ihr mächtig den Arsch versohlt. Und ihre Beine begannen zu verkrampfen.
    Sie musste erneut würgen. Kotzte etwas Galle.
    Als sie ihr noch funktionsfähiges Auge öffnete, sah sie jemanden in ihre Richtung die Straße hinuntergehen.
    Der Mann drehte ab und machte einen großen Bogen um sie.
    Andere kamen vorüber. Männer und Frauen. Ein Mann mit einem Handkarren. Keiner hielt an. Orholam, warum hielt keiner von ihnen an?
    Völlig hilflos. Sie könnte genauso nackt sein. Sie konnte nicht das Geringste tun. Jedem, der vorbeikam, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Jedem, der ihre Situation ausnutzen wollte.
    Sie fing an zu weinen und verachtete sich selbst dafür. Es schmerzte alles einfach zu sehr.
    »Nun komm, Herzchen«, hörte sie über sich die Stimme eines Mannes. »Es wird alles gut. Bist doch so ein tapferes Mädchen.« Klang ilytanisch, vom Akzent her. Karris hatte mit Ilytanern bisher wenig Glück gehabt. Hielt nicht viel von ihnen. »Gekleidet wie eine Schwarzgardistin, aber bleich wie ein Schiffssegel. Ihr seid Karris Weißeiche.«
    Sie vermochte nicht zu antworten. Mit dem Weinen aufzuhören war alles, was sie hinbekam. Dass sie es schaffte, mit dem Kopf zu nicken, war schon ein Sieg.
    »Ich werde Euch auflesen und mitnehmen. Ich möchte, dass Ihr Euch darüber klar werdet, wo Ihr überall Schmerzen habt, damit wir es den Wundärzten sagen können, wenn wir zur Chromeria kommen. Geht das?«
    »J… ja.« Irgendetwas an ihm kam ihr vertraut vor. Aber nein, sie war sich sicher, dass … Er hob sie von der Straße auf, und sie verlor auf der Stelle das Bewusstsein.
    Als sie wieder erwachte, lag sie in einem Bett. Sie wusste, dass man ihr eine gehörige Dosis Mohn eingeflößt haben musste, denn sie fühlte sich den Umständen entsprechend viel zu wohl. Sie warf den Kopf nach links, und die Welt verschwamm vor ihren Augen. Sie wuchtete ihn nach rechts.
    Gavins Zimmer! Ha! Sie war schon hier gewesen. Und, oho! Da war er ja auch selbst, höchstpersönlich, das Licht des Turms, der Stern der Sterne und die rechte Hand des Mondes. Er sah schrecklich gut aus, wie er dort stand und ihm eine Welle seines Haars vor die Augen fiel.
    »Karris?«, fragte Gavin. Er wirkte ungeheuer besorgt. »Kannst du mich hören?«
    »M-hm«, murmelte sie. Sie lächelte ihn an. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihn ohne sein Hemd auf der

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