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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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unsere Macht zu erhalten. Und ich glaube, einige von uns sind zu gute Menschen, um einfach immer weiter Menschenleben zu opfern, nur um sie der Bestie zum Fraß vorzuwerfen.«
    »Sind wir das?«, fragte Gavin sehr ruhig.
    »Wenn Ru fällt, wird diese Sache zu einem richtigen Krieg. Und sobald wir es mit einem richtigen Krieg zu tun haben und nicht einfach mit dem Aufstand von ein paar unzufriedenen Verrückten, werden die Fragen beginnen. An einem gewissen Punkt werden wir uns alle fragen müssen, ob wir auf der richtigen Seite stehen. Wenn wir bereits beschlossen haben, dass unsere eigene Seite die falsche ist – dass es keinen Orholam gibt, dass die Chromeria einfach dazu da ist, aus einer schlimmen Lage das Beste zu machen –, wohin werden sich dann jene Menschen wenden, die nach Gewissheiten suchen?«
    »Vielleicht sollten Menschen nicht nach Gewissheiten suchen«, erwiderte Gavin.
    »Sollten. Sollten nicht. Das spielt keine Rolle. Sie tun es eben.«
    Er hatte recht. Natürlich hatte er recht.
    Gavin runzelte die Stirn. »Wollt Ihr von mir etwa verlangen, wieder zur Religion zurückzukehren, Eisenfaust?«
    Eisenfaust begegnete seinem leichtfertigen Tonfall mit einem ausdruckslosen Blick. »Mein eigener Glaube ist tot, Lord Prisma. Nicht zuletzt Ihr selbst seid dafür die Ursache. Ich verlange von Euch nicht, Euch einer Lüge zu verschreiben, aber ich will, dass meine Leute einen Grund haben, für den sie sterben können. Auch ich werde nicht lügen. Ich kann ihnen nicht erzählen, dass das, was wir machen, irgendeine Rolle spielt. Wenn das an der eigentlichen Sache vorbeigeht, wenn Ihr wollt, dass wir sterben, weil es einfach unsere Pflicht ist zu sterben, dann kann ich das akzeptieren. Das würde mir reichen. Es würde auch der Schwarzen Garde reichen. Aber allen anderen würde es nicht reichen.«
    »Liebt mich die Schwarze Garde so sehr?«, fragte Gavin grimmig.
    Eisenfaust schien verblüfft über die Frage. »Wir sterben nicht für Euch. Wir sterben füreinander, für unsere Brüder und Schwestern. Wir sterben für die Schwarze Garde.« Dann grinste er. »Von Eurer Seite aus betrachtet dürfte das wohl dasselbe sein, nehme ich an.« Eisenfaust stand auf, warf einen Blick auf Karris, schluckte, wandte sich dann wieder Gavin zu. »Wisst Ihr, Ihr solltet ihr einen Ring geben. Besonders falls Ihr in Euren eigenen Tod geht.«
    Natürlich. Und er sollte sicherstellen, dass im Falle seines Todes für sie gesorgt war. Verdammt.
    Eisenfaust ging, und Gavin folgte ihm. Als er das Stockwerk erreichte hatte, in dem sich die Gemächer seines Vaters und seiner Mutter befanden, verließ Gavin den Aufzug. Er nickte den Scholaren freundlich zu, die ihn auf dem Weg zu ihren Pflichten passierten, und begab sich zur Wohnung seiner Mutter.
    Er hatte geglaubt, sich mit dem Tod seiner Mutter abgefunden zu haben, aber nun ihr Zimmer zu betreten und die vertrauten, tröstlichen Gerüche zu riechen ließ ihn, kaum war er durch die Tür getreten, innehalten. Da war die Holzpolitur, der Duft nach Lavendel und nach den Sternlilien, die er immer gehasst hatte, dazwischen ein Hauch von Apfelsine und von Gewürzen, die er nie hatte zuordnen können. Nur der Duft ihres Parfüms fehlte. Ein Kloß bildete sich in seiner Kehle, drohte ihn zu erwürgen, machte ihm das Atmen schwer.
    »Oh Mutter, ich habe es endlich getan. Ich habe endlich mit Karris getan, was das Richtige ist. Ich wünschte, du hättest es noch erleben können.«
    »Herr?«, meldete sich eine ängstliche Stimme. »Entschuldigt vielmals, Herr. Soll ich mich zurückziehen?«
    Es war die Kammersklavin seiner Mutter. Gavin kam nicht einmal auf den Namen des Mädchens. Eine andere als letztes Mal. Kein Wunder, dass das Zimmer blitzblank sauber war, ohne ein Stäubchen auf dem Kaminsims.
    » Caleen «, fiel es Gavin ein. »Du hast gute Arbeit geleistet. Es ist schön hier. Es erinnert mich sehr stark an sie.«
    »Es tut mir so leid, Herr.« Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    Gavin schüttelte den Kopf. Sie war noch jung. Seine Mutter hatte ihre Hilfen immer vorzüglich auf ihre Arbeit vorbereitet und stets nur intelligente Sklavinnen ausgewählt. Anders als in anderen der führenden Familien des Landes der Fall, hatte sie Klugheit stets der körperlichen Schönheit vorgezogen. Aber es gibt ein paar Situationen, auf die man ein vierzehnjähriges Mädchen schlecht vorbereiten kann.
    »Hat meine Mutter nicht irgendwelche Anweisungen für dich hinterlassen?«, erkundigte sich Gavin.

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