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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ihnen. Daher werden so viele Wichte der Chromeria wahnsinnig und gefährlich – nicht weil Wichte von Natur aus so sind, sondern weil der Wandler am Ende seiner Lebensspanne als Mensch anlangt und in Panik gerät. In Panik geratene Menschen arbeiten schlampig. Wenn sie sich stattdessen über Jahre hinweg sorgfältig auf diese Verwandlung vorbereiteten, ständen ihre Erfolgsaussichten um vieles besser. Wenn es für sie nun Menschen gäbe, die sie darin unterrichten, was sie zu tun haben, stellt Euch nur vor, was wir dann erreichen könnten.«
    »Das ist … das ist … sehr klug. Und das ist es, was Ihr mit Zymun vorhabt?«
    »Zymun ist unglaublich begabt und sehr, sehr gefährlich. Es ist kein Funken menschlicher Wärme in ihm. Nur ein Narr würde einem solchen Menschen vertrauen – aber wenn man ihn benutzt? Ich habe gemerkt, dass ich Euch vertrauen kann. Was meint Ihr: Weiß er, dass Ihr zu mir gekommen seid?«
    »Ich … ich befürchte, er könnte es sich denken. Ich habe mir mit ihm einen schrecklichen Feind gemacht, hoher Herr.«
    »Vergebt mir, aber hebt jetzt Eure Stimme und schwört, dass Zymun ein Verräter ist, dass Ihr mich nicht anlügen würdet und so weiter.« Das Gesicht des Prinzen verzerrte sich. »Los schon. Schwört jetzt.«
    »Hoher Herr! Ich schwöre es Euch! Zymun ist ein Verräter – ich würde Euch niemals anlügen! Ihr müsst mir glauben!« Liv warf sich vor dem Farbprinzen auf die Knie.
    Er schlug ihr so fest über die Wange, dass ihr die Zähne klirrten und sie heulend zu Boden stürzte.
    Zwei Leibwächter hoben Liv auf und zogen sie weg, nur um ein Zelt herum, so dass sie außer Sicht war, aber immer noch nah genug, um einen Teil des Gesprochenen zu verstehen. Sie hörte Zymun reden, mit aalglatter, schmieriger Stimme wie gewöhnlich, ohne auch nur einen Hauch von Angst zu verraten. Er musste mit dem Rücken zu ihr stehen, denn sie konnte seine einzelnen Wörter nicht verstehen.
    »Zymun«, begann der Farbprinz, »ich gebe Euch eine kleine Truppe von Wandlern und Soldaten. Über die Zusammensetzung könnt Ihr selbst bestimmen, aber nur zwanzig Mann, und sorgt dafür, dass Kanoniere dabei sind. Ich möchte, dass Ihr um Mitternacht die Meerenge überquert, die Klippen hinaufgeht und den Kopf von Ru einnehmt. Kann sein, dass dort Seile für Euch bereitliegen, vielleicht aber auch nicht. Wir haben Spione dort, aber es sind Kriminelle, die zur Hysterie neigen. Nichts Vertrauenswürdiges. Wie auch immer: Nehmt den Kopf von Ru ein und lasst dort weiterhin die atashische Flagge wehen. Die Kriegsflotte der Chromeria ist noch zwei Tagesreisen entfernt. Lasst die Aufklärungsschiffe unbehelligt hindurch und eröffnet das Feuer erst, wenn die Hauptflotte die Meerenge erreicht hat. Ich erwarte von Euch, dass Ihr mindestens ein Dutzend Schiffe versenkt. Mindestens. Ach ja, und nehmt keine Grünen mit. Nehmt Blaue. Der Gottesbannwird nämlich eine verwirrende Wirkung ausüben, bis Atirat gekommen ist.«
    Zymun sagte irgendetwas.
    »Nein. Auf keinen Fall. Ich brauche sie hier.«
    Und er sagte noch etwas. Liv fluchte innerlich, weil sie es nicht hören konnte.
    »Zymun«, sprach der Farbprinz und erhob seine Stimme, als stünde der junge Mann weiter weg von ihm. »Ich habe Euch schon einmal mit einer sehr wichtigen Aufgabe betraut, und Ihr habt damals versagt. Wegen Euch haben wir eine Magie verloren, die zehnmal so viel wert ist wie Ihr selbst. Es war mein Fehler, Euch diese Aufgabe anzuvertrauen, und daher habe ich Euch dafür nicht bestraft. Ich hatte gehofft, diesen Krieg beenden zu können, bevor er überhaupt begann. Ich hatte gedacht, das sei das Risiko wert. Ihr seid einer meiner besten Männer, Zymun. Ihr wisst, dass ich mit Euch nachsichtig gewesen bin und auch warum. Einigen wenigen Privilegierten sehe ich ein Versagen nach. Eines . Habt Ihr verstanden?«

103
    Hauptmann Eisenfaust hatte Kip und Kruxer mit zu sich auf den Hauptgleiter genommen. Statt direkt die Bucht von Ru anzusteuern, wie Gavin es getan hatte, fuhren sie unter Hauptmann Eisenfaust die Küste des Blutwaldes entlang.
    Obwohl sie erst seit zwei Stunden unterwegs waren, fühlte sich Kip nervös und ruhelos. Es gefiel ihm nicht, auf einem Boot festzusitzen. Er versuchte, das spritzende Salzwasser und die Geschwindigkeit zu genießen. Das Meer war heute viel ruhiger, und der Himmel erstrahlte in einem blendenden Blau. Und mit jeder Bucht und jeder Untiefe veränderte die See ihre Farbe.
    Das Aufklärungsschiff tauchte so

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