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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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plötzlich vor ihnen auf, dass sie kaum genügend Zeit hatten, die Streitgleiter vom Mutterfahrzeug zu lösen. Sie umrundeten eine Landspitze, und da lag es vor ihnen. Mit wehender Fahne, auf der die zerbrochene Kette prangte, näherte es sich der Landzunge von der anderen Seite. Hauptmann Eisenfaust gab brüllend einige Befehle, und zwei der Streitgleiter schossen voraus, während die übrigen zurückblieben.
    Die Cocca war ein kleines Schiff. Fünfundzwanzig Schritt lang, mit Luggersegeln und einer Besatzung von etwa zwanzig Mann. Auf jeder Seite war sie mit sechs mittelgroßen Kanonen bestückt, die auf altertümliche Art auf Deck standen und über die Bordwände lugten statt aus Geschützpforten. Sie kamen nicht dazu, auch nur einen einzigen Schuss abzufeuern. An der Drehbasse auf dem Vorschiff stand ein einzelner Matrose. Er versuchte, sie zu laden, als die zwei Streitgleiter zu beiden Seiten heranrauschten. Ein Plankenbrecher wurde nahe des Bugs, der andere näher am Heck auf der gegenüberliegenden Seite angebracht. Und schon waren die Gleiter wieder auf und davon.
    Kip konnte Männer schreien hören, und einige Augenblicke lang, die ihm wie Ewigkeiten vorkamen, glaubte er, dass die Zünder versagt hatten.
    Dann erfolgten gleichzeitig zwei heftige Detonationen. Ein dumpfer Knall durchfuhr den gesamten Rumpf der Cocca und riss jeweils Löcher auch in die gegenüberliegende Seite. Feuer brach aus, wurde aber rasch gelöscht, als das Schiff sank.
    Mit vier Löchern im Rumpf dauerte das nicht lange. Auf Hauptmann Eisenfausts durchdringendes Pfeifsignal hin sammelten sich die Streitgleiter und vereinten sich wieder mit ihrem Mutterschiff zu einem Fahrzeug. Als es Fahrt aufnahm, war von der Cocca schon nichts mehr zu sehen. Ein Dutzend Seeleute schwammen im Wasser oder klammerten sich an Trümmerteile.
    »Hauptmann, sollen wir Gefangene machen, um sie zu befragen?«, fragte Wachhauptmann Beryl.
    Eisenfaust warf einen Blick auf die Menschen im Wasser und schätzte ab, wie weit sie vom Ufer entfernt waren. Nicht weit. Sie sich selbst zu überlassen war kein sicheres Todesurteil. Und auf ihren Gleitern hatten sie nicht genug Platz, um Gefangene zu machen und zugleich mit dem Schiffeversenken fortzufahren. »Wir haben andere Aufgaben«, sagte der Hauptmann schließlich. »Ich denke, bis sie ihren Vorgesetzten Meldung erstatten können, ist unsere Schlacht bereits entschieden.«
    Sie fuhren weiter und waren keine halbe Stunde die Küste hinaufgelangt, als sich Verwesungsgestank über das Schiff legte. Der Hauch des Todes.
    »Ein oder zwei Meilen von hier gibt es ein Dorf«, sagte einer der Schwarzgardisten. »Es heißt Krauting. Ich bin nur ein paar Buchten weiter aufgewachsen.«
    Der Gleiter lief langsam in die Bucht von Krauting ein, und Kip nahm mit Erleichterung zur Kenntnis, dass das Dorf nicht bis auf die Grundmauern niedergebrannt war. Aber der Strand war so dicht mit Hunderten von grauen Formen bedeckt, dass dazwischen kaum noch Sand sichtbar war. Vielleicht ein Dutzend Ortsansässige liefen auf dem, was da im Sand lag, mit Macheten und Eimern herum.
    »Sind das gestrandete Wale?«, fragte Kruxer.
    »Gütiger Orholam«, sagte irgendwer.
    Ein Windstoß wehte einen Schwall des Gestanks nach faulendem Fleisch und Blut zum Gleiter herüber, und Kip musste fast würgen. Ein merkwürdiges Gefühl packte ihn. Nicht nur Ekel, nicht nur Übelkeit, sondern er kam sich gefangen vor. Er wäre am liebsten in die Wellen gesprungen und davongeschwommen. Auch wenn er nicht einmal wusste, wohin. Es war wie die Raserei eines in seinem Käfig eingesperrten Tieres.
    »Hauptmann«, meldete sich einer der Schwarzgardisten. »Ich fühle mich unwohl.«
    »Nur toter Fisch«, sagte Eisenfaust. »Kalif und Presser, los, wandelt uns ein paar Riemen.«
    Sie wandelten Riemen und Dollen, und die Schwarzgardisten ruderten ihr Gefährt an den Strand. Erst als sie auf vierzig Schritt herangekommen waren, nahmen die Dorfbewohner Notiz von ihnen. Einige flohen sofort, während andere sie nur beobachteten.
    Ein hochgewachsener älterer Mann stand auf einem halb zerlegten Wal, die eine Hand in die Hüfte gestemmt. In der anderen hielt er eine Art langschneidigen Spieß, mit dem er in die dicke Walhaut hineingestochen hatte. »Nun ja, das Meer bringt alle Arten von Verrücktheiten mit sich, nicht wahr?«, rief er herüber.
    »Seid Ihr hier der Schulte?«, fragte Hauptmann Eisenfaust.
    »Soweit wir noch einen haben«, antwortete der Mann.
    »Ich bin

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