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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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alten Götter erwachen wieder? Das ist alles, was Ihr mir zu sagen habt?«
    »Ihr habt Grün verloren. Ihr wisst, was passiert. Dieser Kampf, um Ru zu retten, ist ehrenwert, aber es ist der falsche Kampf. Ihr wisst das bereits.«
    »Es gibt einen grünen Gottesbann, wie es auch den blauen gibt?«
    »Ihr könnt ihnen nicht allen ein Ende setzen, Gavin. Das ist unmöglich.«
    »Wo ist er zu finden?«, beharrte er.
    »Wenn ich es Euch sage, werdet Ihr Euch am falschen Ort befinden.«
    »Sagt es mir.«
    »Wenn ich es Euch sage, werdet Ihr sterben, Ihr verdammter Idiot«, brauste sie auf. »Stellt die richtigen Fragen!«
    »Werde ich denn …« Er ballte die Fäuste. »Was muss ich tun?«
    »Gnade ist keine Schwäche, und Liebe fordert einen hohen Preis.«
    »Ich glaube, ich bin eher der Typ Mensch, der …«
    »Wenn Ihr nicht genau herausfindet, was für ein Mensch Ihr seid, besteht überhaupt keine Hoffnung für Euch.«
    »Wenn Ihr es auf die unheilvoll-ominöse Schiene abgesehen habt, dann war das verdammt gut.«
    »Es ist mein Leben, Omen zu verkünden. Ihr wollt etwas Besseres? Dann geht und beschlaft Eure Frau. Verletzt und gebrochen, wie Ihr seid, könnte es Eure letzte Gelegenheit sein.«
    »Nun ja, genau das war jetzt wirklich ominös.« Gavin erhob sich mit einem Schwung, der ein prahlerisches Draufgängertum vermitteln sollte, das er nicht wirklich empfand. Er hatte einiges in Erfahrung gebracht, aber nicht eigentlich das, was er hatte wissen wollen.
    »Gavin«, sagte das Dritte Auge, »Ihr seid hergekommen, um zu fragen, wo sich ihre Streitkräfte befinden. Sie haben die Festung auf dem Kopf von Ru eingenommen, aber sie haben dort nicht ihre eigene Flagge gehisst. Sie hoffen, Eure Flotte an der Meerenge vor Ru versenken zu können. Und in der Stadt Ru befinden sich bereits einige hundert Verräter, darunter auch die Söldner, die die Atashi zu ihrem Schutz angeworben haben. Die Männer des Prinzen sind sehr fleißig gewesen.«
    Gavin zögerte. »Wie lange dauert es noch, bis ich meine übrigen Farben verliere?«
    »Das hängt davon ab, was für ein Mensch Ihr seid.«
    »Was würdet Ihr schätzen?«, fragte Gavin verärgert.
    »Wenn Ihr ein so guter Mensch seid, wie ich denke, dann habt Ihr nicht mehr so viel Zeit, wie Ihr glaubt.« Ihre Augen waren voller Mitgefühl – von jenem erbarmungslosen dritte Auge einmal abgesehen, das nur die Wahrheit sah.
    Gavin schritt zur Tür hinaus und bemerkte Corvan. Er hatte geweint, aber seine Augen getrocknet und versuchte seine Tränen nun zu verheimlichen.
    Bei Orholams großem haarigem Sack, es konnte doch nicht so schlimm sein – oder etwa doch?
    Die beiden Männer umarmten sich. Sagten kein Wort. Gingen zusammen zum Strand hinunter. Das Dritte Auge folgte ihnen. Menschen hatten sich versammelt, begriffen allmählich, wer Gavin war. Sie beobachteten aus der Entfernung. Knieten nieder. Es war, als wüssten sie nicht, wie sie Gavin klarmachen sollten, was er ihnen bedeutete. Es war auch ganz gut so, denn er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Er winkte ihnen zu, nickte.
    »Ihr habt gesagt, dass Ihr Euch manchmal auch irrt, richtig?«, fragte er Corvans schöne Frau.
    »Manchmal«, antwortete sie traurig.
    Eins zu tausend. Da war er schon mit Schlimmerem fertiggeworden.
    »Dazen«, sagte Corvan leise. Er schluckte, sah aufs Meer hinaus, ohne seinen Blick irgendwo festzumachen. »Herr, sie sagt, wenn ich mit dir gehe, dann mache ich alles nur schlimmer. Ansonsten würde ich … Herr, es war eine große Ehre für mich.«
    Und dann, als Gavin auf den Gleiter stieg und Corvan ihn in die sanfte Brandung hinausschob, sagte das Dritte Auge: »Orholam geleite Euch zurück, Lord Prisma.«
    Er war sich sicher, dass es jedenfalls nicht zurück zu dieser Insel bedeutete.

102
    »Ich werde ihn eines Tages töten. Aber er ist gut in dem, was er tut. Das muss ich ihm zubilligen«, sagte Zymun, als er sich in der Dunkelheit vor Beginn der Morgendämmerung von ihrem Lager erhob. Liv war bereits aufgestanden und angezogen und hatte es fast geschafft, ihr widerspenstiges Haar einigermaßen in Ordnung zu bringen. »Ich lasse ihn erst die Arbeit machen und die Satrapien vereinen, und dann nehme ich sie ihm weg. Außer wenn er die ganze Sache zu vermasseln droht …«
    »Und was willst du dann tun? Sobald du einmal König geworden bist, meine ich.« Sie steckte die Haarnadeln an ihren Platz und richtete auch die letzte Strähne, die ihr ins Gesicht fiel.
    »Kaiser«, korrigierte

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