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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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zu spielen. Folgt mir, bitte.«
    Es war, natürlich, keine Bitte.
    »Und wenn ich nicht komme?«, fragte Kip.
    Grinwoody lächelte sein unangenehmes Lächeln. »Bis nach Hause ist es weit zu schwimmen.«

104
    Gavin erreichte die Chromeria gerade noch vor Einbruch der Nacht. Je mehr er seine Augen anstrengen musste, um Licht zu finden, desto langsamer wurde der Gleiter. Immerhin war das Wasser ruhig genug, dass er direkt am rückwärtigen Ufer von Kleinjasper an Land gehen konnte, wo es eine kleine Anlagestelle gab, so dass er nicht mit dem Sternenlicht erst ein ganzes Ruderboot wandeln, dann nach Großjasper rudern und von dort aus zu Fuß gehen musste.
    Er sprang auf das knarzende Holz und löste den gelben Gleiter auf. Dann rieb er seine Arme und Schultern und hoffte, dass er keinen Krampf bekam. Seine Muskeln waren von der Reise geschwächt und zitterten, obwohl er während der letzten beiden Stunden nur langsam vorangekommen war. Ein beklommenes Gefühl sagte ihm, dass ihm das Gelbwandeln bereits schwerer fiel. Er hoffte, dass es schlicht an der heraufziehenden Nacht lag und nicht bedeutete, dass er morgen früh aufwachen und feststellen würde, dass er überhaupt kein Gelb mehr wandeln konnte. Unter diesen Umständen würde es für ihn schwer werden, vor Ende der Schlacht zurück zur Flotte zu gelangen.
    Er versuchte mit einem Lächeln über die Angst hinwegzugehen, die in ihm aufstieg. Zumindest würde er diese Nacht in Karris’ Armen verbringen. Zur Immernacht mit allem anderen. Was hatte das Dritte Auge noch gesagt? »Verletzt und gebrochen, wie Ihr seid, könnte es Eure letzte Gelegenheit sein«? Gavin war wund und erschöpft, aber er war weder verletzt noch gebrochen, also hatte sie sich mit »Eure« entweder nur auf Karris bezogen, oder sie lag einfach falsch. Wie auch immer, er hatte nicht vor, jetzt weitere Rätsel irgendwelcher Prophezeiungen zu lösen. Er wollte einfach nur seine Frau sehen. Seine Frau . Wie seltsam das immer noch klang. Und wie sehr er sie jetzt gleichwohl vermisste. Er empfand es nun ganz intensiv, und eine innere Angst sagte ihm, dass sie ihm weggenommen werden würde, wenn er sich nicht beeilte. Er öffnete das Schloss an der dicken Eichentür. Die Angeln waren rostig. Die Anstrengung des Türöffnens rief ihm wieder ins Gedächtnis, wie müde seine Arme waren. Er versuchte, eine Hand über seinen Kopf zu heben, und es gelang ihm nicht.
    Die Tür öffnete sich in einen langen, klaustrophobischen Tunnel, gerade breit genug, um einen Mann mit zur Seite gedrehten Schultern passieren zu lassen. Gavin berührte mit der Hand einen der raffinierten Infrarotschalter, und die Wärme seiner Hand löste einen Mechanismus aus, der über die gesamte Länge des Tunnels hinweg Flächen von Gelb aufleuchten ließ.
    Fünf Minuten später endete der Tunnel an einem mit einem weiteren Schloss versehenen Eisentor. Er entriegelte es und folgte einem engen Treppenaufgang zum Vorplatz der Chromeria hinauf. Noch bevor er die Aufzüge erreicht hatte, waren zwei Schwarzgardisten neben ihn getreten. Er grinste sie an. »Meine Herren.«
    »Lord Prisma«, erwiderten sie.
    Er nahm den Aufzug nach oben und dann den zweiten Aufzug hinauf zu seinem eigenen Stockwerk; schritt an den Schwarzgardisten vorbei, die nicht im Mindesten überrascht wirkten, ihn zu sehen – wie bekamen sie das bloß hin? –, ging zur Tür seiner Gemächer und warf dann, im Glauben, ein Geräusch gehört zu haben, einen Blick den Gang hinunter. Die Tür der Weißen schloss sich gerade. Ganz langsam.
    Sie musste schlafen. Ihre Gardistinnen bemühten sich, sie nicht zu wecken …
    Dennoch zögerte Gavin. Vielleicht sollte er die Sache besser überprüfen.
    Er wandte sich von seiner Zimmertür ab und schritt schnell den Flur hinunter. Es war unhöflich, jemandes Zimmer mit Luxin gefüllt zu betreten. Das war, als würde man eine Pistole auf den Kopf seines Gastgebers richten, und auch wenn Gavin damit rechnen konnte, dass man ihm eine Menge durchgehen ließ, gehörte das jedenfalls nicht dazu. Nicht, wenn er es mit der Weißen zu tun hatte. Also zog er Ultraviolett in sich hinein. Was sie nicht sehen konnten, konnte wohl auch nicht unhöflich sein, oder?
    Er öffnete ihre Tür genauso verstohlen, wie sie gerade geschlossen worden war. Erst nur einen Spaltbreit, dann etwas weiter. Körper in Schwarzgardistenkleidung lagen auf dem Boden, und eine Gestalt näherte sich langsam dem Bett der Weißen, ganz in Schwarz gekleidet.
    Das Licht,

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