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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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war.
    Gavin war zu schwach.
    »Na, wie fühlt sich das an, Gavin Guile? Sterblich zu sein, meine ich. Von Licht umflutet und dennoch hilflos?«
    Gavin Guile. Nicht dass es jetzt eine Rolle spielte, aber Dervani erkannte ihn nicht. Felia Guile hatte versucht, einen Mann zu ermorden, der nicht wirklich eine Bedrohung gewesen war – und weil es ihr nicht gelungen war, war er nun wirklich eine Bedrohung geworden.
    Gavins bitteres Lächeln schien den neuen Gott zu reizen. »Ich dachte, Ihr wärt gestorben«, sagte Gavin. Er hatte dort hinten Kip gesehen. Vielleicht konnte der Junge irgendetwas bewerkstelligen, wenn es Gavin gelang, Atirats Aufmerksamkeit zu fesseln.
    »Ich war sehr nahe dran. Wir haben im kleinen Kreis eine geheime Versammlung abgehalten. Wandler, die den Krieg überlebt hatten, aber so sehr in Mitleidenschaft gezogen waren, dass Ihr uns zum Selbstmord gezwungen hättet. Ihr hattet uns schon genug genommen. Wir waren nicht gewillt, auf Euren Befehl hin zu sterben. Und so haben einige von uns gelernt, sich mit Licht neu zu erschaffen. Die Verbrannten, die Narbigen, die Amputierten. Wir wurden neu. Weil das Licht nicht in Ketten gelegt werden kann, Gavin Guile.«
    »Wie habt Ihr es geschafft …«, begann Gavin zu fragen. Kip kam auf Händen und Knien direkt hinter den Thron gekrochen, der für Atirat in die Höhe gewachsen war.
    »Es gibt nur eine einzige Frage, Gavin Guile«, unterbrach ihn Atirat. »Möchtet Ihr von dem Jungen oder von der Frau getötet werden?«
    Kip erstarrte. »Vater«, sagte er. »Ich kann mich nicht mehr bewegen.«
    »Gavin«, sagte Karris mit zusammengebissenen Zähnen. Mit Tränen in den Augen kämpfte sie gegen das grüne Luxin an, das ihren Körper durchströmte. »Ich kann nicht … ich kann nicht …«
    »Ich kann jetzt schießen und treffen«, sagte Hezik in gespannter Erwartung.
    »Zu treffen bedeutet, sie alle zu töten, du Schwachkopf!«, schrie Halbstiefel.
    »Wir können sie nicht retten!«, entgegnete Hezik. »Es ist unsere einzige Chance. Es ist ein Gott !«
    Hauptmann Eisenfaust schenkte beiden keine Beachtung. Längst vergessen geglaubte Worte kamen ihm ungebeten über die Lippen: »Mächtiger Orholam, der du uns das Licht schenkst, sieh mich nun, höre mein Flehen. In der Stunde der Finsternis trete ich vor deinen Thron.« Hauptmann Eisenfaust beobachtete sich selbst wie ein Außenstehender, während er diese Worte sprach. Er hatte das Bittgebet seit seinem vierzehnten Lebensjahr nicht mehr gesprochen. Er hatte ein leeres Gefühl in der Brust. Er konnte vor sich sehen, wie seine Mutter verblutete, während die Worte über seine Lippen kamen. »Herr des Lichts, sieh …« Ein plötzlicher Gedanke unterbrach sein Gebet.
    »Eine Position nach oben, zwei nach rechts«, befahl er Hezik.
    »Herr, ich habe es genau …«
    »Jetzt!«, schrie Eisenfaust.
    Es klickte dreimal, als Hezik die Kanone auf die befohlene Weise ausrichtete. Eisenfaust nahm das rauchende Zündeisen und steckte die Lunte selbst in Brand.
    Donnern erfüllte die Geschützstellung, und Eisenfaust hätte schwören können, dass jeder der Männer die Sekunden zählte.
    »Ich wünschte, Ihr wüsstet, wie das ist, Gavin«, sagte der Gott. »Ich kann jedes lebende, wachsende Wesen auf der ganzen Welt spüren. Und meine Sinne sind noch dabei, sich zu entfalten, Sekunde um Sekunde.«
    Atirat klang wie betrunken, aber dessen ungeachtet konnte sich Kip dennoch nicht bewegen. Seine Muskeln gehorchten seinem Befehl, spannten und festigten sich, wenn er es wollte, aber die Knochen selbst waren steif geworden und rührten sich nicht. Er hätte es beinahe geschafft. Er hätte sie beinahe alle gerettet. Kip Beinahe.
    Gavin sagte etwas, aber Kip konnte es nicht hören. Er sah, wie sich Atirat anspannte, wie von einem sechsten Sinn gewarnt. Er drehte sich um, und Kip sah eine Rauchwolke von einer Kanone über dem Kopf von Ru aufsteigen.
    Atirat ließ seine Schultern rollen. Lachte. »Freunde von Euch?«, fragte er. »Wissen sie nicht, dass die Kanonenkugeln viel eher Euch töten werden als mich? Ich sollte sie fast einschlagen lassen, einfach um zu sehen, was passiert.« Er hob zielend seine Hände, als könnte er eine Kanonenkugel bei ihrem Flug durch die Luft verfolgen. »Fast«, sagte er. Etwas kam aus Atirats Händen geschossen und fing die Kugel aus der Luft ab, keine zwanzig Schritt über ihnen.
    Der Gott hatte keine Granate erwartet.
    Die Granate explodierte mit brüllendem Donner, und die Erschütterung

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