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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Eisenfaust.
    »Tatsächlich?«, fragte Kip. Er fühlte sich völlig am Boden zerstört.
    »Nein. Ich habe nur versucht, dich aufzumuntern.« Eisenfaust ging den Flur hinunter, und Kip schloss sich ihm an. »Kip, ich möchte dich einladen, für die Schwarze Garde zu trainieren.«
    Oh, richtig. Weil mein Vater es gefordert hat. Nicht um meiner eigenen Vorzüge willen.
    Kip hatte eigentlich geglaubt, diese Worte nur gedacht zu haben, aber als er »Vorzüge« sagte, begriff er, dass ihn seine lockere Zunge einmal mehr tief in etwas hineingeritten hatte.
    Eisenfaust blieb wie angewurzelt stehen. Drehte sich mit funkelndem Blick und drohender Miene zu Kip um. »Du hast gelauscht?«, fragte er.
    Kip schluckte. Nickte. Es war keine Absicht!
    Aber diesmal schlängelten sich die Worte nicht an seinen Lippen vorbei. Alle Ausreden verdorrten und vertrockneten im Fegefeuer von Eisenfausts Missbilligung.
    »Dann weißt du, dass ich dich am Ende in die Schwarze Garde aufnehmen muss. Es liegt an dir, wie viel Schande du uns beiden bei der ganzen Sache machen willst.«
    Es war, als habe jemand eine große Kette um Kips Brust gelegt, ihn ins Meer geworfen und ihn angewiesen, nach Hause zu schwimmen. Eisenfaust setzte sich wieder in Bewegung, ohne innezuhalten oder das Tempo zu verlangsamen, als sie den Turm des Prismas verließen und den großen Innenhof zwischen den sieben hohen Türmen der Chromeria zu einer breiten Treppe hin durchquerten, die am anderen Ende in den Boden verschwand.
    Während sie die Treppe hinabstiegen, gewann Kip einen Eindruck davon, wie gewaltig die Chromeria war. Es waren nicht nur die riesigen Türme, die spindeldünnen Passagen, die die Türme mitten in der Luft miteinander verbanden, und der große Innenhof, in dem es von Tausenden Menschen wimmelte, die alle den Angelegenheiten der Sieben Satrapien nachgingen. Nein, das Ganze ging auch unterhalb der Erde weiter, wo sie nun ein riesiges Gewölbe betraten. Die Decke erhob sich volle zwanzig Schritt über den Boden. Jeder der sieben Türme hatte hier unten förmlich seine Wurzeln, und von hier aus gab es zusätzliche Eingänge zu ihnen allen. Gebäude und Lagerräume, Kasernen, Gaststuben und sogar einige Privatwohnungen füllten das gewaltige Hallengewölbe an vielen Stellen vom Boden bis zur Decke. Einige dieser Gebäude waren aus Stein gebaut, andere aus Luxin. Alles schwelgte in leuchtenden Farben, und obwohl das ganze Areal unter der Erde lag, war es weder dunkel, noch war die Luft dumpf und stickig. Kristalle schimmerten in allen Farben wie Fackeln, reflektierten das von oben herabgeleitete Sonnenlicht und verteilten es großzügig im gesamten Gewölbe. Große Fächerapparate, die zu beiden Seiten in die Decke eingelassen waren, sogen Luft ein und bliesen neue Luft heraus, so dass hier unten überall ständig eine leichte Brise wehte. In der Mitte befand sich eine große Halle, und auf einer Seite lag ein Übungsgelände mit Trainingsflächen.
    »Zu Beginn eines jeden neuen Kurses veranstalten wir eine Art Lotterie. Einige Platzierungen sind rein willkürlich, aber jene, die alte Familienvorrechte haben, und jene, die im vorausgegangenen Vorbereitungskurs nur knapp daran gescheitert sind, sich für die Aufnahme in die Schwarze Garde zu qualifizieren, dürfen als Letzte antreten und um ihren Platz kämpfen. Das verschafft ihnen einen großen Vorteil. Du kämpfst um deine Platzierung, aber du brauchst nur dreimal zu kämpfen. Wenn du also Platz zehn ergattern willst, musst du vielleicht gegen zehn, elf und zwölf antreten. Das ist dann jedoch nur deine Startposition, von der aus du dich in den kommenden Wochen leicht nach oben bewegen kannst – und noch leichter nach unten. So viel kann ich immerhin für deinen Vater tun: Du darfst als Letzter wählen, wen du herausforderst. Wähle keine zu hohe Position, sonst wirst du blutig dafür bezahlen müssen, aber wähle auch keinen zu niedrigen Platz. Die letzten sieben scheiden jeden Monat aus.«
    Eisenfaust bewegte sich zielstrebig weiter, unberührt von der unterirdischen Pracht. Kip folgte ihm angespannt. Er presste seine verbrannte Hand zusammen und streckte mit Absicht die Finger aus, auch wenn er dabei vor Schmerz das Gesicht verziehen musste.
    Schon bald stand er mit Eisenfaust neunundvierzig jungen Männern und Frauen gegenüber. Sie trugen alle locker sitzende braune Hemden und Hosen. Jeder hatte auf dem rechten oder linken Arm mindestens ein Armband mit der Farbe, die er wandelte. Obwohl Kip

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