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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sich zusammen, und Kip sprang über ihn und drückte ihm das Ende des Stabes auf die Kehle.
    »Aus!«, rief Eisenfaust.
    Kip trat zurück. Blau zu wandeln machte es viel leichter, Befehlen zu gehorchen, als das Wandeln von Grün.
    Der Junge auf dem Boden stöhnte benommen und kam nur langsam wieder zu sich.
    »Hauptmann«, fragte Kruxer, »was war das?«
    Eisenfaust runzelte finster die Stirn. »Etwas, was wir euch erst in einem Jahr beibringen. Kip, wer hat dir das gezeigt?«
    Kip drehte mit einem hilflosen Schulterzucken die Hände nach oben.
    »Willensablenkung oder Willensbrechung. Ausbilder Fisk?«
    Der muskelbepackte Kursleiter trat vor. »Genau gesagt nennt man es erzwungene Transluzifikation. Luxin hat kein Gedächtnis. Es gibt nicht ›dein Luxin‹ und ›mein Luxin‹. Sobald ein Wandler körperlichen Kontakt mit offenem Luxin einer Farbe herstellt, die er wandeln kann, kann er darauf zugreifen. Hier ist also das Folgende geschehen: Zwei Wandler haben Willen gegen Willen gekämpft, und Kip hat Grazners Willen gebrochen.«
    Der Junge, den Kip gerade besiegt hatte, sagte: »Aber … aber, ich wusste ja nicht, was er tat!«
    Der Lehrer erwiderte: »Er selbst wusste es anscheinend auch nicht. Oder, Kip?«
    »Äh, nein, Herr.«
    »Du hattest wirklich Glück, dass er dich nicht zu einem sabbernden Vollidioten gemacht hat, Grazner«, sagte Ausbilder Fisk.
    Ein Junge in der Menge wisperte: »Sabbernd? Nein. Vollidiot? Hmmm …«
    Mehrere kicherten. Einige versuchten, es mit einem höflichen Hüsteln zu kaschieren.
    »Nun, Adrasteia, möchtest du Kip herausfordern?«, fragte Eisenfaust.
    »Oh, Mist«, murmelte der Junge. Es war derjenige, der den Witz über Grazner gemacht hatte.
    »Herr, ich dachte, wenn ich gewinne, wäre ich fertig«, wandte Kip ein.
    »Was hat dich denn auf diese Idee gebracht? Der Sieg ist erst der Anfang.«
    Kip schluckte.
    Auch Adrasteia wirkte nicht allzu begeistert von der Aussicht, gegen Kip kämpfen zu müssen. Als Einziger von allen Kämpfern trug er kein Armband, das zeigte, welche Farbe er wandelte.
    Er hatte glattes, schulterlanges dunkles Haar, das mit einem goldenen Tuch zurückgebunden war. Atashische Haut und auffällig blaue Augen. Klein und schlank, aber bekleidet mit einem ausgebeulten Hemd und ausgebeulten Hosen, wirkte er so, als wäre er höchstens dreizehn Jahre alt. Seltsamer Haarschnitt, aber andererseits war Kip natürlich nicht gerade ein Mann von Welt. Vielleicht war langes Haar gerade in Mode. Auch ein eigenartiger Name und ziemlich volle Lippen.
    »Oh! Du bist ja ein Mädchen!«, sagte Kip. Es war ihm einfach herausgerutscht.
    Der ganze Kurs johlte. Eisenfaust rieb sich die Stirn.
    Nicht einmal versucht zu beleidigen, aber trotzdem erfolgreich gewesen. Schluck.
    »Gleich gibt’s Saures, Dickerchen«, sagte Adrasteia. Jetzt konnte er erkennen, dass sie in seinem Alter war. Fünfzehn, vielleicht sechzehn, zierlich, keine Kurven. Nicht ganz unhübsch, aber auch keine umwerfende Schönheit. Nichts, was einen wirklich umhaut.
    Er hoffte jedenfalls, dass sie ihn nicht umhauen würde.
    »Auf eure Plätze«, kommandierte Ausbilder Fisk. »Dieselben Regeln wie zuvor – und keine Willensablenkung. Aber das sollte für dich auch kein Problem sein, Teia, oder?«
    Adrasteia sah den Kursleiter mit eindringlicher Miene an und verzog das Gesicht. Sie drehte sich zu Kip um und machte eine sehr flüchtige Verbeugung.
    Kip verbeugte sich seinerseits. »Tut mir leid, ich wollte nicht …«
    »Lass stecken, Fett-Guile«, sagte sie.
    Mehrere Schüler lachten laut.
    »Eifersüchtig, weil ich größere Möpse habe als du?«, entgegnete Kip. Er überdeckte den in seinen Worten enthaltenen Anflug von Selbstverachtung mit einem herablassenden Grinsen.
    »Ich kann dich nackt sehen«, verkündete sie. »Und darauf bin ich wirklich nicht eifersüchtig .« Sie schnaubte voller Ekel.
    Hä?
    Aber Kip hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, was sie mit diesen Worten gemeint haben könnte, denn nun griff sie an.
    Er hatte noch nicht die richtige Kampfposition eingenommen. Er war einfach noch nicht so weit. Punkt. Vor allem war er nicht auf ihren Fuß vorbereitet, der, schneller als man zwinkern konnte, vom Boden zu seinem Kopf hinaufschnellte und ihn seitlich am Schädel traf.
    Diese Gelenkigkeit! Diese Anmut!
    Das überraschende Gefühl von Blut, das dir vom Gesicht strömt!
    Kip betrachtete die Welt von der Seite aus. Er lag auf dem Boden, ohne das Fallen überhaupt mitbekommen zu haben. Wie

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