Die Blendende Klinge
er mit den Fäusten die Brust über seinem Herz berührte und sich leicht verneigte. Kip erwiderte den Gruß.
»Fangt an«, befahl Eisenfaust.
Der hochgewachsene Junge bewegte sich – schnell. Er war über Kip, bevor Kip reagieren konnte. Er schoss förmlich in Kip hinein, riss mit seinem Bein Kips Bein vom Boden, fing Kips Hieb ab und stieß seine Hüften gegen die von Kip. Kip fiel hart zu Boden und versuchte, Kruxer mit sich zu ziehen.
Der schlanke Junge ließ sich fallen. Er schlang seine langen Glieder um Kip. Kip versuchte, mit dem Ellbogen zu stoßen, aber Kruxer war so nahe, dass er kaum etwas davon abbekam.
Dann hatte der junge Mann irgendwie Kips Arm in seiner Gewalt und rollte ihn herum. Kruxers Beine schlangen sich um Kips Kopf. Drückten zu und – Finsternis.
Kip hatte keine Ahnung, wie lange er bewusstlos gewesen war. Er blinzelte hektisch. Nicht sehr lange, dachte er. Alle standen immer noch um ihn herum.
»Das ist Niederlage Nummer eins«, sagte Eisenfaust. »Du hast zehn Sekunden bis zu deinem nächsten Kampf.«
Kip rappelte sich hoch. Einige aus dem Kurs schlugen Kruxer auf den Rücken und gratulierten ihm zu seinem mühelosen Sieg. Kip konnte keinerlei Ärger oder Missgunst gegenüber dem Jungen in sich fühlen. Er hatte Kip ohne Bosheit außer Gefecht gesetzt und ohne unnötigen Schmerz zu verursachen.
Der zweite Junge war untersetzt und blauäugig wie Kip, vielleicht nur ein Halbparianer, denn seine Haut war nicht viel dunkler als die Kips. Auch er verneigte sich vor Kip. Dieser erwiderte die Verbeugung und fragte sich, welcher neue Schmerz auf ihn wartete.
Kip und Nummer zwei umkreisten einander wachsam, doch schaute der Junge immer wieder von Kip weg nach oben. Zuerst wusste Kip nicht, warum. Dann sah er die Augen des Jungen. In deren Weiß tauchten kleine Flecken von Blau auf und verschwanden wieder. Nach unten, in seinen Körper hinein. Sammelten sich in seinen Fäusten. Wenn der Junge keine so helle Haut gehabt hätte, hätte Kip es nicht sehen können. Es war einer der Nachteile von hellerhäutigen Menschen. Und es war der Grund, warum die Schwarze Garde – zumindest dem Namen nach – schwarz war.
Aber weil sie keine Brillen trugen, konnte der Junge jedes Mal nur ein winziges bisschen blaues Licht wandeln. Er musste den Blick von Kip abwenden, zu einem der blauen Kristalle über ihnen hinaufschauen, nehmen, was er konnte, und Kip wieder ansehen. Ohne blaue Brille kam er nur langsam voran.
Und Kip mit seinen langsamen Kreisbewegungen gab dem Jungen alle Zeit, die er brauchte.
»Ah, verdammt«, murmelte Kip. Er griff an.
Kip schlug zu, aber sein Schlag wurde abgewehrt. Der zweite Hieb traf den Jungen an der Schulter – aber Kip hatte mit der linken Hand zugeschlagen. Er spürte, wie die Wunden wieder aufplatzten. Es war, als hätte er die Hand in Feuer getaucht.
Eine Faust traf ihn im Magen, und eine andere streifte seinen Arm, als er sich nach vorn beugte. Kip taumelte zurück und nahm dadurch einem weiteren Schlag, der seine Nase traf, einen Großteil seiner Heftigkeit.
Aber es trieb ihm trotzdem die Tränen in die Augen. Er blinzelte und torkelte, überrascht, dass der Junge, statt seinen Vorteil auszunutzen, den Angriff nicht fortgesetzt hatte.
Dann begriff Kip, warum der Junge so handelte.
Ein blauer Stab formte sich in den Händen seines Widersachers und dehnte sich langsam aus wie geschmolzenes Glas.
Kip schoss nach vorn und packte den unfertigen Stab. Er hielt ihn fest, und als sich seine Fingerspitzen in die sich auskristallisierende Form bohrten, spürte er plötzlich eine Verbindung mit dem Stab, als hätte er ihn selbst gewandelt.
Er konnte den anderen Jungen durch das offene Luxin spüren, fühlte, wie dessen Wille, der gerade eben noch so konzentriert gewesen war, durch Kips Eindringen plötzlich seinen Fokus verlor. Kip riss dem Jungen den Stab aus der Hand und versiegelte ihn.
Der blaue Luxin-Stab war an der Stelle verbogen, wo die Jungen um ihn gerungen hatten, aber er war immer noch so groß wie jeder der beiden und so dick, dass Kip ihn gerade noch bequem in der Hand halten konnte. Ohne auf den Schmerz zu achten, der ihn durchschoss, als er den Stab mit seiner verbundenen linken Hand ergriff, schwang Kip die untere Spitze des Stabes gegen die Knie des Jungen.
Sie traf mit einem Krachen, und der wie betäubt wirkende Junge stürzte zu Boden. Er hatte nicht einmal versucht auszuweichen. Hatte nur dagestanden wie ein dummer Ochse. Er sackte in
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