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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sieben Farben, sieben Satrapien. So hat Orholam es gewollt. An diesen Resonanzpunkten« – sie zeigte auf die Stellen auf der Spektrallinie, die den leuchtenden Farben entsprachen, die sie zuvor mit der Blende sichtbar gemacht hatte –, »an diesen Stellen gewinnt Luxin eine stabile Form. Wird zu sich selbst. Wird brauchbar.« Sie deutete nacheinander auf die entsprechenden sieben Stellen der Spektrallinie. »Warum?, mögen die Klügeren unter euch fragen, warum gerade diese Farben?« Magistra Kadah lächelte ihr unangenehmes Lächeln. Das tat sie oft.
    Es gefällt dir, Leute dumm dastehen zu lassen, was?
    Kip war aufgefallen, dass die Abstände zwischen den Farben nicht gleichmäßig groß waren. Einige Farben waren breite Bänder – Blau erstreckte sich über einen gewaltigen Bereich, aber Gelb und Orange waren winzig, während Rot ebenfalls eine riesige Bandbreite einnahm.
    »Warum erstreckt sich Blau über einen so großen Bereich? Nehmen wir etwa das hier« – sie deutete auf einen Punkt tief im blauen Bereich – »und nennen es in unserer menschlichen Beschränktheit Violett. Warum können wir kein Violett wandeln? Weiß es irgendjemand?«
    Niemand sagte etwas. Nicht einmal Kip.
    »Es ist ganz einfach, und es ist trotzdem ein Rätsel. Weil Luxin hier keine Resonanz findet. Man kann aus Violett kein stabiles Luxin machen. Es funktioniert einfach nicht. Sieben ist die heilige Zahl. Sieben Punkte, sieben Farben, sieben Satrapien. Statt zu verlangen, dass sich das Rätsel den Hammerschlägen unseres Intellekts fügt, suchen wir uns dem Rätsel anzupassen, und wenn wir eine perfekte Übereinstimmung mit diesem Teil von Orholams Schöpfung finden, wandeln wir perfekt. Das ist, wonach wir trachten. Wenn ihr euch nicht direkt in die Mitte seines Willens begebt, wird euer Blau zu Staub zerfallen, euer Rot verblassen, euer Gelb zu nichts dahinschimmern. Diese Punkte, diese Perfektion, diese Übereinstimmung mit Orholam selbst, das ist es, wonach wir streben, wann immer wir wandeln. Und wenn wir es perfekt machen, fließt sein Wille förmlich durch uns hindurch. Das ist es, was uns besser macht als die Dumpfköpfe da draußen, die Stumpfen, die Umnachteten, die Normalen – Nichtwandler, die Licht nur absorbieren und es nicht reflektieren können. Das ist der Grund, warum Bichromaten – jene, die zwei Farben wandeln können – höher geschätzt werden als jene, die nur eine wandeln können. Bichromaten stehen Orholam näher, sie erfassen einen größeren Teil seiner heiligen Schöpfung. Jede Farbe vermag uns etwas zu lehren, vermag uns eine Lektion darüber zu erteilen, was es bedeutet, menschlich zu sein, und wie es ist, wie Orholam zu sein. Und das wiederum ist es natürlich, was das Prisma zu etwas so Besonderem macht. Er ist der einzige Mensch auf Erden, der perfekte Zwiesprache mit Orholam halten kann. Er allein sieht die Welt, wie sie ist. Er allein ist rein.« Sie starrte Kip direkt ins Gesicht und ging zu ihm hin. »Und deshalb stellen wir uns gegen jeden, der das Licht des heiligen Prismas besudelt, gegen jeden, der seinen Ruhm schmälert und ihm Schande bringt.«
    Es raubte Kip den Atem. Sie hasste ihn, weil sie seinen Vater verehrte und Kip Schande über ihn brachte?
    Das Schlimmste daran war, dass die Sache Sinn ergab. Es war nicht gerecht. Er hatte nicht aus freien Stücken entschieden, ein Bastard zu sein, aber es ergab Sinn.
    »Denk daran, Kip«, sagte Magistra Kadah leise, »du bist jetzt nicht unangreifbar.«
    Was?
    Ben-hadad hob die Hand und rettete Kip. Magistra Kadah rief ihn auf.
    »Ist das nicht ein wenig dogmatisch?«, fragte Ben-hadad. »Wenn das ganze Farbspektrum auf so wunderbare Weise nicht gleichmäßig verteilt ist, nicht regelmäßig ist, nicht einfach um die sieben Farben herum angeordnet, lässt das nicht darauf schließen, dass da noch Raum ist, um unser Verständnis immer mehr zu erweitern? Ich meine, was ist mit den anderen Resonanzen?«
    Andere Resonanzen?
    »Ich sagte bereits, dass wir über Infrarot und Ultraviolett später reden werden.« Der hässliche Ausdruck, der kurz über ihre Züge glitt, sagte Kip, dass sie auch für Ben-hadad reichlich Hass in sich trug. Hatte Kip doch gedacht, in diesem Punkt etwas ganz Besonderes zu sein …
    »Ich bitte um Verzeihung, Magistra, aber die meinte ich nicht. Ich meinte die geheimen Farben«, sagte Ben-hadad.
    Teia vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    »Du bist ein Freund von Kip, nicht wahr?«, fragte Magistra Kadah.
    »Was?

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