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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Licht verströmen und erinnerte damit noch mehr an Orholams Auge, die Sonne.
    Ihre eigenen Augen gaben sie als Gelbwandlerin zu erkennen, Gelb nahe am Halo, dahinter ein hübsches Braun. Sie war Ende dreißig, schlank, aber kurvenreich.
    Gavin senkte seinen Blick erneut auf ihre Brüste. Verdammt. Er täte wohl gut daran, in der Chromeria vorbeizuschauen, sobald er hier mit dem Hafen fertig war. Er musste ohnehin dorthin, um sich zu überzeugen, dass seine Befehle ausgeführt wurden und die Satrapien sich auf den Krieg vorbereiteten; aber die eine oder andere Mußestunde mit seiner Kammersklavin Marissia im Bett würde ihm helfen, einige weitere Wochen mit Karris durchzustehen.
    Wenn das Dritte Auge nicht direkt vor ihm gestanden hätte, hätte Gavin Blau gewandelt, um sich mit der kühlen Vernunft zu wappnen, die Blau immer mit sich brachte.
    Moment, nein, das hätte ich nicht. Ich kann kein Blau mehr wandeln.
    Bei Orholams haarigem Arsch. Seine Kehle schnürte sich zu.
    »Seid mir gegrüßt«, sagte Gavin. »Möge das Licht auf Euch scheinen.«
    Das Dritte Auge starrte ihn eindringlich an, und Gavin hätte schwören können, dass ihre Tätowierung tatsächlich heller aufleuchtete – kein unmöglich schwerer Trick, aber trotzdem ein guter. »Ihr sterbt«, erwiderte sie mit melodischer Stimme. »Ihr solltet eigentlich noch nicht sterben.«

27
    Das Training für die Schwarze Garde verlief ungefähr so, wie Kip es erwartet hatte: eine Menge Gerenne (nicht allzu schnell), eine Menge Gespringe (nicht allzu hoch), eine Menge Zuschlagen im richtigen Moment (nicht allzu erfolgreich), eine Menge Liegestütze und Rumpfbeugen (nicht allzu viele). Das Erbrechen war dann jedoch eine Überraschung. Keine angenehme.
    Er stand vornübergebeugt an einer der Kreidelinien, und seinen ganzen Körper durchlief es heiß und kalt. Es war, als müsse er sterben.
    »Die gute Nachricht ist, dass es schlimmer nicht werden wird«, erklang eine vertraute Stimme.
    Kip konnte kaum den Blick von Eisenfausts Schuhen heben. Er musste sich ganz aufs Atmen konzentrieren. Ein, aus.
    »Wenn du willst, dass es ein Ende hat, Kip, kein Problem.«
    Kip spuckte aus und versuchte, den galligen Schleim aus seinem Mund loszuwerden. Es klappte nicht. Er schien in allen Furchen und Ritzen zu kleben. »Was?«
    »Wenn du es furchtbar findest und für sinnlos hältst, kannst du aufhören. Übrigens bin ich gebeten worden, dich hinauszuwerfen.«
    »Mich hinauszuwerfen?« Kips Gehirn arbeitete etwas langsam.
    »Der Rote fordert, dass dir der Beitritt zur Schwarzen Garde verwehrt wird. Er hat ein paar abfällige Bemerkungen gemacht – von wegen, ob du wohl genommen worden wärst, wenn du nicht … wenn es das Prisma nicht gewünscht hätte.«
    Womit er natürlich recht hatte.
    Also war Hauptmann Eisenfaust hin- und hergerissen zwischen dem, worum das Prisma ihn gebeten hatte, und dem, was der Rote jetzt verlangte – aber Andross Guile befand sich hier vor Ort und Gavin Guile nicht.
    »Ich gehe also davon aus, dass mein Treffen mit ihm noch schlimmer verlaufen ist, als ich gedacht habe, hm?«, erwiderte Kip.
    »Du brauchst noch einige Jahre, bis du mit diesen Leuten ihre Spiele spielen kannst, Kip. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, warum sie tun, was sie tun. Es hat wahrscheinlich ohnehin nichts mit dir zu tun. Was für dich zählt, ist herauszufinden, was du willst. Willst du aufhören, oder willst du bleiben?«
    Kip richtete sich auf. Teia reichte ihm einen Becher Wasser. Sie hatte alles mit angehört, aber ihre Augen waren undeutbar. Kips Arm blieb zittrig, selbst als er das Wasser an die Lippen führte. Er spülte sich den Mund und spuckte es aus.
    Er war der Schlechteste im Kurs. Von neunundvierzig jungen Leuten schaffte er die wenigsten Liegestütze. Er lief am langsamsten. Er kam als Letzter ins Ziel. Er brachte keinen einzigen Klimmzug zustande. Wenn er blieb, würde er sich wahrscheinlich jeden Tag übergeben müssen. Jede Woche würde man ihn öfter in die Pfanne hauen, als er zählen konnte. Jeden Monat würde er in den Prüfungen verprügelt werden, wahrscheinlich viele Male.
    Es war nicht einmal ein fairer Wettkampf: Seine linke Hand war immer noch verletzt, wund und zusammengekrümmt. Es tat weh, sie ganz zu öffnen, und bedeutete eine Qual, sie zu belasten.
    Sein Vater hatte ihn hierhergebracht, gegen Eisenfausts ausdrücklichen Wunsch, weil er davon ausging, dass Kip es nicht aus eigener Kraft unter die Besten schaffen würde, die dann

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