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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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dürfte, gnädige Herrin?«
    »Bitte.«
    »Hat Lord Rathcore jemals gegen Luxlord Andross Guile gespielt?«
    Sie kicherte. »Ich vermute, die Antwort hängt davon ab, was Ihr meint. Neun Könige? Niemals. Davor hat er sich gehütet. Man spielt nicht gegen jene, gegen die man nur verlieren kann. Ich habe Andross spielen sehen. Er benutzt seinen riesigen Haufen Gold wie einen Knüppel. Es ist unmöglich, würdevoll ein klein wenig Gold an Andross zu verlieren. Gegen ihn gibt es nur einen großen Sieg oder eine noch größere Niederlage. Wenn mein Mann gegen Andross gespielt hätte, hätte er entweder ein Vermögen verloren oder überhaupt Sinn und Zweck seines Spielens – indem er Andross durchschauen ließ, wie tüchtig er war.«
    »Und wenn ich mit meiner Frage nicht Neun Könige gemeint habe?«, bohrte Eisenfaust nach. Er hatte in der Tat das Spiel gemeint, aber sie wollte ihm offensichtlich noch mehr erzählen.
    Sie lächelte, und er war froh, ihr zu dienen. Als Hauptmann der Schwarzen Garde musste man stets bereit sein, sein Leben für jene zu geben, die man beschützte, ungeachtet der eigenen Gefühle. Aber für diese Frau, selbst wenn sie gebrechlich war und ihre Tage bereits gezählt waren, hätte Eisenfaust mit Freuden sein Leben gegeben. Sie antwortete: »Ich sage nur das eine: Andross Guile ist nicht der Weiße, und das ärgert ihn ungemein.«
    Doch der Weiße wurde durch das Los gewählt. Orholam selbst wirkte dadurch seinen Willen.
    Wenn aber Andross Guile gedacht hatte, das Amt des Weißen sei ein Sieg in Reichweite, dann vielleicht deshalb, weil es tatsächlich so gewesen war. Unzweifelhaft musste die Manipulation der Wahl eines Weißen das Werk eines Ketzers sein – schlimmer noch, eines Atheisten. Eisenfaust konnte es nicht begreifen.
    Die nächste dadurch nahegelegte Implikation – dass Lord Rathcore Andross Guiles Plan vereitelt hatte, indem er stattdessen dafür sorgte, dass seine Frau Orea gewählt wurde – war fast noch schlimmer. Wenn der Wahl der Weißen der Schandfleck menschlicher Machenschaften aufgeprägt worden war, war sie dadurch dann nichtig? Wie konnte Orholam so etwas dulden?
    Und doch, die Weiße war eine heilige Frau, eine gute Frau. Vielleicht hatte sie nichts damit zu tun gehabt und gar nichts davon gewusst oder war erst viele Jahre später dahintergekommen. Und was hätte sie dann tun sollen? Abdanken, weil ein Makel an der eigenen Wahl haftet, den nie jemand bemerkt hat und von dem man nicht einmal selbst gewusst hatte? Vielleicht würde das der Chromeria größeren Schaden zufügen, als die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen.
    Aber es erschütterte Eisenfausts Glauben. Was hatte Gavin auf dem Schiff gesagt? Irgendein Scherz darüber, als Prisma von Orholam allein auserwählt worden zu sein – ein Scherz, der als Scherz nur dann einen Sinn ergab, wenn man nicht daran glaubte, dass Orholam tatsächlich die Wahl traf.
    Lord Rathcore hatte verhindern können, dass Luxlord Guile der Weiße wurde, aber er konnte nicht verhindern, dass er seinen Sohn zum Prisma machen ließ.
    Es raubte Eisenfaust beinahe den Atem, in solch rein politischen Begriffen zu denken. Er war nicht naiv. Er diente diesen Menschen. Er wusste, dass selbst die Größten ihre Schwächen hatten. Er wusste, dass sie alle einen ungeheuren Ehrgeiz besaßen. Aber gewiss, ganz gewiss, musste es doch ein paar wenige Dinge geben, die heilig blieben.
    Er erinnerte sich wieder daran, wie er den blutenden Körper seiner Mutter in den Armen gehalten hatte, während er Orholam seine Gebete zubrüllte – betete, bis er glaubte, Herz und Seele würden ihm platzen. Betete, dass Orholam ihn wahrnehmen würde, nur für einen Moment seines Lebens. Dass er ihn erhören würde, nur ein einziges Mal. Und seine Mutter war gestorben.
    »Wer hat gesiegt? In jener Nacht. Was ist passiert?«, wollte er wissen.
    Sie schwieg für einen Moment. »Mein Mann hat den jungen Edelmann gewinnen lassen. Aber das tut nichts zur Sache.« Die Weiße wedelte mit einer gebrechlichen Hand, als wolle sie ihr Beispiel verscheuchen. »Hauptmann«, fuhr sie leise fort. »Ich habe Euch beunruhigt. Es tut mir leid. Möge mich das Folgende entschuldigen: So wichtig es für Euch ist zu wissen, welche Rolle Ihr in diesem kleinen Drama übernehmt, ist es vielleicht im Moment noch wichtiger, dass Ihr Euch über meine Rolle im Klaren seid. Ich bin die Glücksspielerin, Hauptmann, und ich warte nur darauf, dass sich Orholams Auge über den Horizont

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