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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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mich zielst?
    »Eure Brust ist im Weg«, sagte Mina. Eifersucht wallte in Teia auf – erstens, weil Mina davon unbeeindruckt geblieben war, dass auch ihr der Pfeil fast direkt ins Gesicht zielte, und trotzdem hatte antworten können, und zweitens, weil es Mina wahrscheinlich deshalb gleich aufgefallen war, weil sie ebenfalls ordentliche Brüste hatte. Im Gegensatz zu Teia, die von Kip für einen Jungen gehalten worden war.
    Aber Essel war offenbar eben ihres großen Busens wegen ausgewählt worden, diese Ansprache zu halten.
    Essel grinste und nahm die Spannung von der Bogensehne. »Aha, du bist bereits im Umgang mit dem Bogen geschult?«, fragte sie.
    Mina nickte, plötzlich schüchtern. »Ja, das stimmt. Es war, äh, alles bestens – bis zu einem bestimmten Tag, als ich dreizehn war, da hätte ich mir fast …« Sie verstummte und wurde rot. »Mein Vater hatte nicht daran gedacht, mir zu zeigen, wie man die Brust abbindet. Ich glaube, ihm war das peinlicher als mir.«
    »Nun, diese sagenhaften Kriegerinnen wurden Amazonen genannt. Das bedeutet wörtlich ›die Brustlosen‹, also könnt ihr euch vermutlich denken, wie sie dieses Problem zu lösen pflegten«, fuhr Essel fort.
    Betroffene Gesichter ringsum, auch wenn zumindest einige der Mädchen die Geschichte bereits zu kennen schienen.
    »Natürlich schnitten sie sich in Wirklichkeit nur die rechte Brust ab – oder die linke, wenn sie Linkshänderinnen waren –, und vielleicht haben sie die flachbrüstigen Frauen auch nicht dazu gezwungen. Aber ›Die Brustlosen‹ ist ein besserer Name als ›Die Frauen, die sich manchmal eine Brust abschnitten, wenn ihre Brüste so groß waren, dass sie ihnen beim Bogenschießen in die Quere kamen‹.«
    Die Mädchen kicherten.
    »Außerdem stimmt die ganze Geschichte natürlich gar nicht«, ergänzte Essel. »Sie wird wahrscheinlich nur deshalb immer weitererzählt, weil Männer von Brüsten fasziniert sind und weil sie außerdem auch von Frauen fasziniert sind, die sich nichts gefallen lassen, und weil wiederum Frauen fasziniert sind von Frauen, die sich von Männern nichts gefallen lassen. Ich persönlich kann mir keine Frau vorstellen, die dumm genug wäre, sich abzuschneiden, was sie mit einem Streifen Stoff abbinden könnte.«
    Wieder wurde gegrinst.
    »Wie dem auch sei, der Bogen ist das Symbol der Schwarzgardistinnen. So viel ist allen bekannt, aber was das nun Folgende betrifft, so dürft ihr es keinem Mann anvertrauen – selbst dann nicht, wenn ihr die Aufnahme nicht besteht, und selbst dann nicht, wenn ihr eines Tages in den Ruhestand tretet. Männer denken, der Bogen sei deshalb unser Symbol, weil man einen Bogen dazu verwendet, um aus der Ferne zu töten, und weil Frauen nicht so stark sind wie Männer. Manche sagen, der Bogen sei die Waffe des Feiglings. Manche sagen, so wie Orholam die Frauen zu den besseren Wandlern gemacht habe, seien die Männer die besseren Kämpfer. Sie sagen, dass Frauen in diesem Punkt den muskulöseren Männern den Vortritt lassen sollten.«
    Essel machte eine Pause, und Teia und all die anderen warteten darauf, dass sie nun etwas Vernichtendes sagen würde. Stattdessen schüttelte Essel langsam den Kopf. »Sie haben vielleicht recht. Im Großen und Ganzen. Die Sache ist nur, es ist mir gleich. Eine Schwarzgardistin zu sein bedeutet, die Ausnahme von der Regel zu sein. Steckt mich mit fünfzig Männern von der Straße in einen Raum, und ich werde als der beste Kämpfer aus der Sache hervorgehen. Steckt mich mit fünfzig Soldaten aus jeder erdenklichen Armee der Welt in einen Raum, und ich werde ebenfalls als der beste Kämpfer hervorgehen. Aber wenn Hauptmann Eisenfaust in der Schlacht fiele, wären die meisten Männer in der Schwarzen Garde in der Lage, ihn trotz seines Riesengewichts ganz allein vom Schlachtfeld zu tragen. Ich könnte das nicht. Samite hier neben mir könnte es. Ich habe dergleichen schon von ihr gesehen.«
    Also, was ist jetzt die Lehre, die wir daraus ziehen sollen?, wollte Teia fragen. Sie konnte an den verstohlenen Blicken, die die anderen Mädchen in die Runde warfen, erkennen, dass sie das Gleiche dachten.
    »Der Bogen ist unser Symbol, weil der Bogen die Opfer symbolisiert, die wir bringen müssen, um Schwarzgardistinnen zu sein – und auch die Opfer, die wir nicht bringen müssen. Ihr könntet euch die Brust abschneiden, wenn ihr eine Bogenschützin sein wollt. Oder ihr könnt sie abbinden. Es ist eure Entscheidung. Beides hat seine Nachteile. Es ist

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