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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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übrigens auch gefallen. Ich machte gerade eine Pause, und er suchte mich auf. Er küsste mich – was nicht unangenehm war, aber es verstieß gegen den Kodex der Schwarzen Garde. Ich wusste, dass es ein schlechtes Licht auf die Schwarze Garde werfen würde, wenn man uns ertappte. Also habe ich ihm das auch gesagt. Er dachte, ich würde mich nur zieren. Ich habe ihm erklärt, dass das nicht der Fall sei. Aber dann wurde er aggressiv. Er küsste mich abermals. Ich sagte ihm, ich würde ihn kein drittes Mal warnen. Er berührte mich auf eine Weise, die ich als anstößig empfand. Also brach ich ihm die Finger. Jedenfalls die meisten.«
    Teia wusste nicht, was sie am stärksten beeindruckte: dass Essel einem Mann so leicht die Finger brechen konnte, dass sie es wagte, das zu tun, oder dass sie so ungerührt darüber sprach.
    Essel fuhr fort. »Als er sich wieder gefasst hatte, ging er wütend zur Weißen. Verlangte Schadensersatz. Er tischte ihr irgendeine lächerliche Geschichte auf. Die Weiße wollte gar nicht erst groß meine Sicht der Dinge hören. Sie fragte nur: »Essel, hast du dich ungehörig benommen?« Ich verneinte, und sie erklärte ihm, dass er sich glücklich schätzen könne, wenn sie darauf verzichtete, ihn aus Großjasper auszuweisen.«
    Nun ergriff wieder Samite das Wort: »Das Prisma geht eher noch entschiedener gegen jene vor, die sich an uns vergehen. Wir haben eine seltsame Position inne. In mancher Hinsicht sind wir bloße Sklavinnen, die jeden Augenblick bereit sein müssen, für jene zu sterben, die über uns stehen, ob sie es nun verdienen oder nicht. Doch können sich andererseits nicht einmal Botschafter und nicht einmal das Prisma selbst an uns vergreifen … Also«, sagte Samite, »nachdem Essel gerade ihre Zeit darauf verwendet hat, euch vor Verallgemeinerungen zu warnen und zu zeigen, dass sie oft keine Gültigkeit haben, werde ich nun ein paar solche verallgemeinernde Aussagen treffen. Denn manche haben oft genug Gültigkeit, dass wir uns mit ihnen beschäftigen müssen. Etwa diese hier: Männer kämpfen mit dem Körper, um ihren Status zu verbessern. Frauen sind im Allgemeinen schlauer. Das Warum spielt keine Rolle: ob angelernt, angeboren, kulturell bedingt – alles egal. Das Anrempeln und Beschimpfen des Gegners, die ganze Schau, die sie vor ihren Kumpanen abziehen, das dient alles nur dazu, sie in Schwung zu bringen. Sie brauchen dazu gewöhnlich nicht lange. Dann ist ihr Kämpferblut in Wallung und erzeugt jene Erregung oder Angst, die Menschen entweder kämpfen oder weglaufen lässt. In kleinen Dosen kann das hilfreich sein, in großen schwächt es. Haben ein paar von euch Brüder, oder gibt es andere Jungen, mit denen ihr schon gekämpft habt?«
    Sechs der zehn Mädchen hoben die Hand.
    »Hattet ihr mal einen Streit mit ihnen – nur mit Worten oder auch richtig handgreiflich –, und dann sind sie weggegangen und kurze Zeit später wieder zurückgekommen und hatten den Streit schon völlig vergessen, während ihr doch gerade erst damit angefangen hattet? Sie wirken dann, als hättet ihr sie aus dem Hinterhalt attackiert, weil bei ihnen die ganze Sache schon längst gegessen ist, während ihr gerade erst richtig zubeißt.«
    »Es ist wie mit der körperlichen Liebe«, sagte Essel. Sie mochte es zotig. »Blast einem Mann ins Ohr und sagt ihm, er soll die Hose ausziehen, und er ist bereit loszulegen, bevor ihr noch euren nächsten Atemzug gemacht habt. Der Körper einer Frau braucht länger.«
    Einige der Mädchen kicherten nervös.
    »Männer können unglaublich schnell den Schalter umlegen. Sie kommen von dieser Kampfbereitschaft aber auch unglaublich schnell wieder herunter. Sicher, sie werden noch zittern, sich manchmal auch deswegen übergeben müssen, aber sie sind in dem einen Moment voll und ganz dabei und im anderen dann gleich wieder weg. Wir Frauen sind da anders. Wir Frauen erreichen unsere volle Kampffähigkeit langsamer. Gut, es mag Ausnahmen geben, vielleicht. Aber als Kämpferinnen neigen wir dazu zu glauben, dass alle so reagieren wie wir, weil wir ja nur von unserer eigenen Erfahrung ausgehen können. In diesem Fall ist das aber falsch. Männer sind in Sekundenschnelle bereit zu kämpfen, und dann sind sie genauso schnell wieder damit fertig. Das hat Vor- und Nachteile. Bei einem völlig überraschten Mann ist nur seine erste instinktive Reaktion so kontrolliert und präzise wie im Training. Dann wird er von der Sturzflut der Gefühle mitgerissen. Wir

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