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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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befreiend, derart beschäftigt zu sein, dass er keine Zeit für Freunde hatte – oder dafür, sich um seinen Mangel an Freunden zu grämen. Während der nächsten Wochen verbrachte Kip seine Vormittage im Unterricht und mit der Arbeit, verbrachte weitere Stunden auf dem Übungsgelände der Schwarzgardisten und begab sich dann in die Bibliothek. Er wurde mit dem Personal bekannt und das Personal mit ihm. Meistens erwartete ihn ein Stapel Bücher – diejenigen, die er jeden Tag bestellte, und dazu kam noch, was immer Rea Siluz für ihn als hilfreich erachtete.
    Er suchte sich dann einen einsamen Schreibtisch und blieb acht bis zehn Stunden, je nachdem, wann der letzte Bibliothekar die Bibliothek verließ. Jeden Tag musterte er die älteren Schüler mit finsteren Blicken, und einige Male gelang es ihm, zusammen mit ihnen länger zu bleiben – bis er ertappt wurde und eine Woche Bibliotheksverbot erhielt. Schülern war es außerdem nicht gestattet, ihre eigenen Bücher wieder in die Regale einzuräumen. Anscheinend hatten dabei zu viele über zu lange Zeit hinweg zu große Fehler gemacht, so dass es sich für die Bibliothekare zu einem Alptraum entwickelt hatte. Jetzt mussten die gelesenen Bücher zur Rückgabe auf einen der zwei auf jedem Stockwerk dafür bestimmten Schreibtische gelegt werden. Kip erfuhr außerdem rasch, dass die Bibliothek zwar drei volle Stockwerke im Turm des Prismas beanspruchte, dass sie aber nur einen Bruchteil der Gesamtzahl der Bücher im Besitz der Chromeria umfasste. Viele weitere wurden unterhalb der Erde aufbewahrt. Zu diesen Nebenbibliotheken hatten Trübe keinen Zutritt, Ende der Diskussion.
    Was alles dazu beitrug, dass es Kip nahezu unmöglich war, weiterführende Nachforschungen anzustellen. Kip hatte geschworen, seine Mutter zu rächen – und dass er König Garaduls Kopf zerquetscht hatte, hatte diesen Drang irgendwie nicht zu vertreiben vermocht. Dann hatte er sich gelobt herauszufinden, ob seine Mutter in Bezug auf Gavin Guile gelogen hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Gavin sie tatsächlich vergewaltigt hatte, aber so verlogen, süchtig und scheußlich sie auch gewesen war, so viel war er ihr als ihr Sohn dennoch schuldig.
    Am meisten beschäftigte ihn jedoch, dass er versprochen hatte, Klytos Blau dazu zu bringen, sein Amt niederzulegen.
    Er musste wirklich aufhören, solche Versprechungen zu machen.
    Das Problem mit jedem dieser Ziele war, dass er nicht recht wusste, wo er anfangen sollte. Er konnte nicht direkt fragen: »Entschuldigung, könntet Ihr mir vielleicht sagen, wo die belastenden Beweise hinsichtlich der gegenwärtig diensttuenden Farben und Prismen aufbewahrt werden?« Und da überprüft wurde, welche Bücher er las, würde er alle weiteren Recherchen vorsichtig angehen müssen. Kip hatte mehrere genealogische Bücher aufgetrieben, um mehr über Klytos Blau zu erfahren, und hatte dann gewartet, bis eine der jungen Frauen auftauchte, die den Bibliothekaren beim Zurückstellen der Bücher halfen, und seine Bücher heimlich unter ihre Stapel geschoben.
    Wenn das so weiterging, würde er nie etwas finden. Es gab nur einen einzigen schnellen Weg, um in jene Bibliotheken zu gelangen, wo sich vielleicht die von ihm benötigten Informationen fanden: Er musste es schaffen, in die Schwarze Garde aufgenommen zu werden.
    Was als etwas begonnen hatte, mit dem er seinem Vater hatte gefallen wollen, dessen Endziele er nicht verstand, war jetzt also zum einzigen möglichen Weg geworden, seine eigenen Ziele zu erreichen. Kip trainierte, lernte, las in der Bibliothek Bücher und schlief nicht viel, während ihn jede Nacht Alpträume aus seiner Ruhe rissen – bis er zusammenbrach und ein oder zwei Tage durchschlief.
    Es gab keine Strafen für das Versäumen des Unterrichts. Die Chromeria überließ das den Gönnern, was den Gönnertag für die Schulschwänzer zutiefst unangenehm machte. Aber Kip hatte keinen Gönner. Doch er ging zum Unterricht, selbst wenn er ihn verabscheute. Wenn er durchfiel, würde er seinen Vater enttäuschen, würde als ein Versager dastehen.
    Und dann kam der Kampftag, der monatliche Höhepunkt des Trainings.
    Auch wenn Kip eindeutig der Schlechteste in seinem Kurs war, so war er doch auf Platz vier eingestiegen, was es absolut unwahrscheinlich machte, dass er schon im ersten Monat rausflog. Aber das ganze System war so eingerichtet, dass es auch wirklich die Besten im Kurs nach oben brachte. Am Tag der Prüfung bekam jeder Schüler eine

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