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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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haben.«
    Sie ließ ihn stehen. Er bemerkte es kaum; er verfolgte die Kämpfe. Weil er am Praktikum im Wandeln nicht teilnehmen durfte, bekam er nun das erste Mal einen kleinen Einblick in das, was er für ganz normales Wandeln hielt.
    Aber die meisten der Schwarzgardistenanwärter waren Monochromaten, und die Chance, dass das Rad auf ihrer eigenen Farbe stehen blieb, war nicht groß, daher wurde die Mehrzahl der Kämpfe mit reiner Körperkraft oder unter Zuhilfenahme von Waffen ausgefochten. Es kam manchmal auch vor, dass für jemanden die richtige Farbe auf dem Rad erschien – dann aber so schwach, dass der betreffende Wandler sich meist eher für den direkten Kampf ohne Magie entschied, statt zu versuchen, eine Farbe nur ganz langsam zu wandeln. Nicht viele der jungen Leute konnten gleichzeitig wirkungsvoll kämpfen und dabei langsam nach und nach so viel Licht in sich hineinziehen, dass sie es nach zwei oder drei Minuten Kampf endlich auch einsetzen konnten. So lange dauerten die meisten der Kämpfe nicht einmal.
    Die Kämpfer wurden jedoch rasch besser.
    Die letzten Kämpfer auf gefährdeten Plätzen begannen sich nun zu messen. Ein muskulöser Junge hatte Pech und kämpfte in blauem Licht gegen ein blau wandelndes Mädchen. Mit Stäben aus blauem Luxin drückte sie ihm die Luft ab, bevor er ihr überhaupt nahe kommen konnte.
    Als er wütend aufstand, ging er nicht auf sie zu, sondern marschierte zu Kip hinüber und wedelte mit dem Finger vor Kips Gesicht. »Du! Du bist schlechter als ich! Du solltest nach Hause gehen, Fettarsch. Nicht ich.«
    »Du hast recht«, sagte Kip leise.
    »Ja, verdammt, darauf kannst du einen lassen, dass ich recht habe! Warum bist du überhaupt hier? Weil deine Mutter eine Hure ist, die für Gavin Guile die Beine breitgemacht hat? Du bist ein Bastard. Ich bin der Sohn des Deys von Aghbalu! Diese ganze Sache stinkt zum Himmel wie Hundescheiße!«
    Kip wusste, was er tun sollte. Er sollte dem Jungen eine reinhauen. Ihn irgendwie mit jener schonungslosen Brutalität fertigmachen, die alle einmal mehr wissen lassen würde, dass man sich mit Kip nicht anlegte. Er hatte das bereits mit dem Rüpel Elio getan. Aber einmal reichte anscheinend noch nicht. Wenn es bei der einen Geschichte blieb, brauchte man ihr auch keinen Glauben zu schenken.
    Aber Kip wollte nicht in dem Ruf stehen, ein durchgedrehtes, unberechenbares Arschloch zu sein. Jemand, um den die Menschen auf Zehenspitzen einen Bogen machten, weil er einem beim geringsten Anlass wehtun konnte. Er suchte in seinem Innern nach dieser Wut, von der er wusste, dass sie da war – schließlich hatte dieser Junge seine Mutter beleidigt –, aber heute war sie nur ein schwacher Schmerz. Kip fand in sich momentan keine Gewaltbereitschaft.
    »Ist es das, was ich sein soll?«, fragte Kip. Ein Teil von ihm hätte am liebsten geweint.
    »Was?«, knurrte der Junge. »Ich war noch nicht fertig mit dir.«
    »Du bist nichts«, sagte Kip traurig. »Und ich bin noch weniger. Ich bin der gewalttätige Durchgeknallte.«
    Die anderen Anwärter zur Schwarzgardistenausbildung hatten sich natürlich neugierig um sie versammelt, um zu sehen, was passieren würde. Kip fand, dass sich der Kursleiter bemerkenswert viel Zeit damit ließ, dem Streit ein Ende zu machen. Vielleicht war es in der Schwarzen Garde üblich, die Hackordnung möglichst früh festzulegen.
    Kip stand auf. Er brauchte zumindest einen Funken Wut, aber er hatte nichts an der Hand. Der Gedanke, kaltblütig einem anderen Jungen einen Überraschungsschlag zu verpassen, behagte ihm nicht. Vor allem, wenn der zu Recht wütend auf ihn war.
    »Warte, warte, warte«, sagte Kip. »Wie heißt du noch mal?« Ich werde meinen Vater nicht enttäuschen.
    »Tizrik, und du solltest dir den Namen besser merken, du …« In den Augen des Jungen blitzte Argwohn.
    »Tizrik Tamar aus Aghbalu? Tizrik!« Kip breitete die Arme aus, um den Jungen zu umarmen wie ein lange verschollenes Familienmitglied. »Tizrik! Mein Onkel hat gesagt …«
    »Nein, ich heiße nicht Tamar – ich bin …«
    Kip umarmte den Jungen, der versuchte, verärgert seine Hände wegzuschieben. Aber dann packte Kip den Jungen an beiden Ärmeln und riss sie heftig herab, während er zugleich die Stirn in das Gesicht des Jungen rammte, der größer war als er. Da Tizriks eigene Hände, mit denen er Kips Umarmung zu verhindern versucht hatte, nun seitlich herabhingen, hatte er keine Chance.
    Stirn traf auf Gesicht. Knorpel knirschten. Blut

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