Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blockadebrecher

Die Blockadebrecher

Titel: Die Blockadebrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Diener der Familie Halliburtt; er hatte von Jugend auf im Hause seines Herrn gelebt und war ihm und der Familie desselben grenzenlos ergeben. Verstand und Muth waren seinem Geiste in eben so hohem Maße eigen, wie seinem Körper die Kraft; außerdem wohnte ihm eine gewisse Elasticität bei, die ihn die Ereignisse dieses Lebens mit einer besondern Philosophie anschauen ließ und die Entmuthigung von vornherein aus seinem Geistesleben verbannte. Selbst den ungünstigsten Conjuncturen pflegte Crockston noch eine gute Seite abzugewinnen, und überall wußte er sich aus der Affaire zu ziehen.
    Dieser Mann nun hatte es sich in den Kopf gesetzt, Mr. Halliburtt zu befreien, zu seiner Rettung die
Delphin
und Kapitän Playfair zu benutzen und dann nach England zurückzukehren. So dachte er, wenn auch das junge Mädchen keinen andern Zweck hatte, als ihren Vater aufzusuchen und seine Gefangenschaft zu theilen. Crockston hatte deshalb den Plan gefaßt, den Kapitän entschiedener in die Angelegenheit zu verflechten, und wie wir bereits gesehen haben, eine erste Salve bereits abgefeuert, freilich bis jetzt ohne den gewünschten Erfolg.
    »Miß Jenny und der Kapitän müssen sich durchaus verständigen,« brummte er vor sich hin; »wenn sie während der ganzen Fahrt in dieser Weise mit einander schmollen, kann nichts aus meinem Plan werden. Sprechen müssen sie und mit einander discutiren und streiten; vor allen Dingen aber muß er mit ihr plaudern, und ich will mich hängen lassen, wenn James Playfair nicht im Lauf der Unterhaltung dazu kommt, selbst das vorzuschlagen, was er mir verweigert hat.«
    Als aber Crockston sah, daß Jenny und Playfair sich gegenseitig aus dem Wege gingen und vermieden, gerieth er mehr und mehr in Verlegenheit.
    »Wie wär's, wenn man die Sache forcirte?« fragte er sich. Und am Morgen des vierten Tages trat er selbstzufrieden lächelnd und sich die Hände reibend in die Cajüte von Miß Halliburtt.
    »Gute Nachricht, Miß, gute Nachricht! Wenn Sie wüßten, was der Kapitän soeben mit mir für Pläne geschmiedet hat! Wirklich ein sehr vortrefflicher junger Mann, sehr brav, wirklich!«
    »Wie,« rief Jenny, »deren Herz heftig zu klopfen begann, er hat mit Dir über unsere Angelegenheiten gesprochen und mit Dir Pläne gemacht?« …
    »Mr. Halliburtt zu befreien, ihn den Conföderirten zu entführen und dann mit ihm nach England überzusetzen.«
    »Ist das wirklich wahr?«« rief Jenny aus.
    »Wie ich Ihnen schon sagte, Miß; ein edles Herz, dieser Kapitän Playfair! Aber so sind die Engländer, entweder ganz gut oder ganz schlecht. Nun, auf meine Dankbarkeit kann er rechnen, ich würde mich von jetzt an für ihn in Stücke hauen lassen, wenn er's wünschen sollte.«
    Jenny war innig erfreut, als sie Crockston so reden hörte. Sie hätte nie gewagt, einen Plan zur Befreiung ihres Vaters zu machen, und jetzt wollte gar der Kapitän der
Delphin
sein herrliches Schiff nebst Mannschaft auf's Spiel setzen, um ihr dazu behilflich zu sein!
    »Ja, so ist er,« fügte Crockston noch schließlich hinzu, »und ich dächte, Miß Jenny, solch Benehmen wäre schon einen Dank von Ihrer Seite werth.«
    »O mehr, viel mehr als meinen Dank,« rief das junge Mädchen begeistert! »meine Verehrung und Freundschaft für immer!«
    Und sie verließ sofort die Cajüte, um James Playfair aufzusuchen und ihn ihrer überquellenden Gefühle zu versichern.
    »Nun ist die Kugel im Rollen,« murmelte der Amerikaner, »wir wollen hoffen, daß sie schneller und schneller läuft und endlich am Ziel ankommt.«
    James Playfair ging Nichts ahnend auf den Deckzimmern spazieren und war nicht wenig überrascht und erstaunt, als er das Fräulein in tiefer Bewegung, thränenden Auges auf sich zukommen sah. Sie streckte ihm sogleich ihre Hand entgegen und rief, indem sie ihn voll und dankbar anschaute:
    »Wie innig danke ich Ihnen, Herr Kapitän, für Ihren Edelmuth gegen mich, eine Fremde, die solche Aufopferung nie erwartet haben würde.«
    James Playfair machte ein Gesicht, wie Jemand, der nicht begreifen kann, um was es sich handelt.
    »Ich weiß wirklich nicht, Miß …« begann er.
    »O doch! Herr Kapitän,« rief Jenny; »Sie wollen meinetwillen so vielen Gefahren Trotz bieten, vielleicht gar Ihr eigenes Interesse schädigen und haben doch schon so viel für mich gethan, indem Sie mir auf Ihrem Schiffe eine Gastlichkeit gewährten, auf die ich nicht im Mindesten ein Recht hatte.«
    »Verzeihen Sie, Miß Jenny,« nahm jetzt James Playfair

Weitere Kostenlose Bücher